Klassensitzung NWTW
Donnerstag, den 12. September 2024
10:00–12:00 Uhr, öffentliche Sitzung der Klasse für Naturwissenschaften und Technikwissenschaften der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin
Die Sitzung findet als Zoom-Videokonferenz statt. Der Zoom-Einladungslink ist folgender:
Vortrag:
Norbert Mertzsch, Ernst-Peter Jeremias, Gerhard Pfaff, Gerhard Banse (alle MLS)
Betrachtungen zur Energieversorgungssicherheit
Abstract:
Energieversorgungssicherheit wurde früher vorwiegend auf den Import von Energierohstoffen in Form von Vermögensenergieträgern (fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl, Erdgas) bezogen. Inzwischen zeigen Anschläge auf Strommasten und Auswirkungen von Unwettern, dass das Thema wesentlich umfassender zu betrachten ist. So sollen im Vortrag neben historischen Betrachtungen zur Energieversorgungssicherheit der Menschheit sowohl die politischen und ökonomischen Dimensionen als auch die technischen und organisatorischen Aspekte der aktuellen und zukünftigen Energieversorgungssicherheit aufgezeigt werden.
In den Ausführungen wird auf relevante Sicherheitsaspekte beim Import von Vermögensenergieträgern ebenso eingegangen wie auf die sichere Bereitstellung von Einkommensenergien (erneuerbare Energien wie Windenergie, Solarenergie) im Inland. Einen wesentlichen Platz in den Betrachtungen nimmt die Energieinfrastruktur als Teil der kritischen Infrastruktur ein. Angesprochen wird auch die Problematik der Datensicherheit, die im Rahmen der Energiewende zunehmende Bedeutung erhält.
Um die Energieversorgungssicherheit in Zukunft gewährleisten zu können, sind nachfolgende Fragen innerhalb übergeordneter Problemkreise zu diskutieren:
- Definition der Bedürfnisse, die sich die Gesellschaft zukünftig leisten kann und will. Dabei sind zu beachten: notwendige Ressourcenminimierung/-schonung, kein uneingeschränktes Wachstum mehr, Begrenzung und gerechte Verteilung von Wachstum.
- Denkansatz: Einsparung von Energie muss Vorrang vor der Erzeugung von Energie haben.
- Rechtzeitige Planung des komplexen Transformationsprozesses: Derzeit werden die Maßnahmen vor allem auf Basis der Erkenntnisse von Klimaforschern zeitlich festgelegt. Es müssen aber auch Umfang und realistische Dauer des Transformationsprozesses basierend auf den bestehenden Erfordernissen und Zielen berücksichtigt werden.
- Kurz- und langfristige Sicherung von für die Energieversorgung benötigten Rohstoffen.
- Konkrete Umsetzung des notwendigen Transformationsprozesses unter Berücksichtigung der vorgenannten Punkte.
Vitae:
Norbert Mertzsch (*1950 / MLS) studierte von 1968 bis 1972 Chemie an der Technischen Hochschule für Chemie „Carl Schorlemmer“ in Merseburg mit dem Abschluss als Diplom-Chemiker. Von 1972 bis 1985 war er im VEB Stickstoffwerk Piesteritz tätig. 1976 erwarb er den Abschluss als Fachchemiker für Analytik und Spektroskopie an der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1984 folgte die Promotion zum Dr. rer. nat. an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Von 1985 bis 2013 war er im Kernkraftwerk Rheinsberg tätig. Seither ist er im Ruhestand, war aber bis 2019 noch Freier Mitarbeiter der Firma tetra ingenieure GmbH in Neuruppin.
Seit 2018 ist er Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Von 1994 bis zur Auflösung Ende 2022 war er Mitglied des Vereins Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler (VBIW). Dort war er 12 Jahre Vorsitzender des Vereins. Er ist Mitglied der Brandenburgischen Ingenieurkammer und war von 2019 bis 2023 Stellvertretender Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Freunde der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften.
Ernst-Peter Jeremias (*1953 / MLS) 1972 Berufsausbildung mit Abitur bei Bergmann Borsig, Görlitzer Maschinenbau; 1972 bis 1976 Studium Kraftwerksanlagen und Energieumwandlung (Ingenieurhochschule Zittau), Abschluss als Hochschulingenieur (1975); 1976 Diplomingenieur; 1976 bis 1980 Tätigkeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter für Reaktorwärmetechnik im KKW Rheinsberg; 1980 bis 1991 Tätigkeit als Gruppenleiter für Reaktorwärmetechnik im KKW Rheinsberg; 1988 Promotion zum Dr.-Ing. (Akademie der Wissenschaften der DDR, Kernforschungszentrum Rossendorf); 1991 bis 1994 entec Planungsgesellschaft GbR (Geschäftsführender Gesellschafter); 1994 bis 2018 tetra ingenieure GmbH – Planungs- und Beratungsgesellschaft für Energie- & Umwelttechnik und Gebäude- & Versorgungstechnik (Geschäftsführender Gesellschafter; www.tetra-ingenieure.de); seit 01.11.2018 Gesellschafter tetra ingenieure GmbH und tätig als selbständiger Senior Consultant auf dem aktuellen Fachgebiet: Sektorenkopplung und Elektromobilität“ und Einkommensenergien; seit 2020 Freiberuflicher Dozent bei der Handwerkskammer Potsdam zum Themenkomplex „Elektromobilität und Infrastruktur“; Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2019.
Gerhard Pfaff (*1953 / MLS) studierte von 1973 bis1978 Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena und promovierte dort 1983 mit einer Arbeit im Bereich der Anorganischen Festkörperchemie. Anschließend war er als wissenschaftlicher Assistent und Oberassistent am Fachbereich Chemie der Friedrich-Schiller-Universität Jena mit vielfältigen Lehrverpflichtungen auf dem Gebiet der anorganischen Chemie tätig. 1991 begann er seine Tätigkeit bei Merck in Darmstadt in der Pigmentforschung. Seit 1994 war er Leiter der Abteilung Produktentwicklung innerhalb der Forschung für Effektpigmente. 2006 übernahm er die Leitung der Pigmentforschung. Seit 1994 hält er Vorlesungen an der TU Darmstadt, wo er sich 1997 am dortigen Fachbereich Chemie mit einer Arbeit über Erdalkalititanate und Eisenoxide habilitierte. 2008 wurde er zum apl. Professor an der TU Darmstadt ernannt. Er ist Autor von mehr als 150 wissenschaftlichen Veröffentlichungen und mehr als 70 Patenten. Seit 2018 ist Gerhard Pfaff Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und seit 2019 deren Sekretar der Klasse für Naturwissenschaften und Technikwissenschaften.
Gerhard Banse (*1946 / MLS) studierte nach dem Abitur von 1964 bis 1969 Chemie, Biologie und Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Potsdam, arbeitete zwei Jahre als Lehrer und war ab 1971 Doktorand an der Sektion Philosophie der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB). Von 1974 bis 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften (AdW) der DDR, am Lehrstuhl Technikphilosophie der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus (BTUC), am Institut für Philosophie der Universität Potsdam, am Fraunhofer-Anwendungszentrum für Logistiksystemplanung und Informationssysteme Cottbus und am Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT), Campus Nord (ehemals Forschungszentrum Karlsruhe GmbH in der Helmholtz-Gemeinschaft). Promotionen 1974 zum Dr. phil. und 1981 zum Dr. sc. phil. mit technikphilosophischen Themen; 1988 Ernennung zum Professor an der AdW, 2000 Bestellung zum Honorarprofessor an der BTUC und Berufung zum Gastprofessor an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Matej-Bel-Universität Banská Bystrica (Slowakische Republik) sowie 2011 Ernennung zum Professor e.h. (ehrenhalber) der Schlesischen Universität Katowice (Polen).
2000 erfolgte die Wahl zum Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften (LS), deren Vizepräsident er von 2009 bis 2012 und deren Präsident er von 2012 bis 2019 war. Von 2019 bis 2023 Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Freunde der LS. Zudem 2002 Gründungsmitglied des LIFIS – Leibniz-Instituts für interdisziplinäre Studien, das ihn 2019 zum Ehrenmitglied ernannte.