Call for papers – Kolloquium des AK Gesellschaftsanalyse
Ausgehend von seiner Diskussionsreihe zu „Zeitdiagnosen: Gesellschaften im Umbruch – Analysen und transformatorische Chancen“
lädt der Arbeitskreis Gesellschaftsanalyse ein zu einem Kolloquium
Kapitalismus am Limit? – Transformation im Stau: Suche nach Auswegen!
Angesichts von Krisen, Kriegen, Konflikten und manch enttäuschtem Transformationsoptimismus gibt es intensive, vielstimmige zeitdiagnostische Debatten. Bislang gängige Konzepte werden hinterfragt, neue Deutungsangebote, Strategien und Leitbilder gesucht, vorgeschlagen und kontrovers diskutiert. Zu diesem Diskurs soll das Kolloquium in drei Themenfeldern beitragen.
- Westlich-kapitalistische Gesellschaften in der Polykrise
Öko- und Transformationskrisen, verschärfte Ungleichheiten und Unsicherheiten, rechtspopulistische Angriffe auf demokratische Werte und Institutionen – die Koordinaten gesellschaftlichen Handelns haben sich gravierend verändert. In welcher Gesellschaft sind wir angekommen und wohin treibt die Entwicklung – „neue Häutungen“ des Kapitalismus?
Beschreiben „Neoliberalismus“und „Finanzmarktkapitalismus“ noch treffend die heutige ökonomisch-gesellschaftliche Formation? Sind Deutschland und andere westlich-kapitalistische Gesellschaften noch auf dem Weg zu einem „Grünen Kapitalismus“, oder ist das Projekt einer ökologischen Modernisierung bereits gescheitert, bevor es hegemonial wurde? Rückkehr zu marktradikalem „Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit um jeden Preis“ auf Basis neuer Technologien? Oder doch ein stärker staatlich gelenkter öko-keynesianischer Umbau, oder…?
- Multipolare Welt(um)Ordnung
Gefährliche Konflikte in Europa und in einer Welt, die Kooperation und solidarische Lösungen nötiger hat denn je, allein schon angesichts von Klimakrise, Migration etc. – Hintergründe und Alternativen?
Auf einem konfliktreichen Weg zu einer multipolaren Weltordnung oder zu einem neuen (bipolaren) „Systemkampf mit allen Mitteln“ zwischen einem US-geführten „Westen“ und China plus x? Die USA unter Trump/Musk – riskantes Endspiel eines Imperiums? EU-Europa und Deutschland – Aufrüsten, enger gemeinsam unter einem „US-Schutzschirm“ oder die Suche nach einer eigenständigeren progressiv moderierenden Rolle in einer spannungsreichen Welt mit diversen Machtzentren und aufstrebenden Ländern des Globalen Südens?
- Neue gesellschaftliche Leitbilder, Visionen, Gestaltungschancen?
Erfahrungen der vergangenen mehr als fünf Jahre – enttäuschter Transformations- und Bewegungsoptimismus, verstärkte Widerstände gegen progressiven Wandel, ökologisch-soziale Rollback-Strategien und Verrohung der politischen Kultur. Vor diesem Hintergrund:
Sind (sozialökologische, Große, Gesellschafts-) „Transformation“, „nachhaltige Entwicklung“ als Konzepte gezielten ökonomisch-gesellschaftlichen Umbaus gescheitert? Wenn ja – in welcher Hinsicht und woran? Wie gestaltbar ist überhaupt die zunehmend hyperkomplexe (Welt-)Gesellschaft? Sollten wir uns eher auf „bescheidenere“ Gestaltungsambitionen fokussieren – Anpassung, Selbsterhaltung, Resilienz statt Emanzipation, sozialökologischer Fortschritt, erweiterte Demokratie etc.? Aber was geschieht mit den zwanghaft-strukturellen Dynamiken, die langfristig zivilisatorische Errungenschaften der Moderne untergraben? „Ökosozialismus“, „Postwachstum“… als Visionen? Welche Anknüpfungspunkte, Einstiege, Akteure wären dafür in der heutigen „zeitgeistig unfreundlichen“ Situation relevant?Inwiefern sind Modelle, wie etwa die „gelenkte Marktwirtschaft” Chinas, anregend?
Sind technokratische Gesellschaftsbilder ein Resonanzboden für in Utopien umgedeutete faschistoid menschenverachtende Dystopien im Geiste der Silicon-Valley-Ideologie von Tech-Milliardären vom Schlage Musk und Thiel: Mars-Besiedelung und „multiplanetare Zivilisation“ als Alternative für eine zerstörte Erde, die schrankenlose Entfaltung von KI, Kapitalismus, Tech-Konzernen als Bedingung sowie „longterminism“ und „Transhumanismus“ als ideologische Grundlagen dafür….
Organisatorisches
Das Kolloquium findet am 7. November 2025 in der Zeit von 9.30 bis 19.00 in Berlin (Jugendherberge am Ostkreuz) statt.
Geplant sind zu jedem der Themen zwei längere Vorträge (ca. 30 min) mit anschließender moderierter Diskussion, in die auch angekündigte Kurzbeiträge (ca. 5 – 7 min.) eingebracht werden können. Wir bitten um Vorschläge für beide Varianten bis zum 31. März 2025 an Thomas.Micha@t-online.de. Sie sollten das Thema, zentrale Thesen bzw. Argumente auf max. einer Seite benennen. Bis zum 20. Mai 2025 werden die Bewerber*innen von uns informiert, ob und wie der Beitrag aufgenommen werden kann. Honorare können nicht gezahlt werden. Eine Publikation der Beiträge wird angestrebt.
Natürlich ist auch eine Teilnahme am Kolloquium ohne angemeldeten Diskussionsbeitrag möglich. Wir wollen viel Raum für die freie Debatte geben!
Einladung und Programm werden Ende September vorliegen. Weitere organisatorische Hinweise erfolgen zu gegebener Zeit.
Um Anmeldung zum Kolloquium wird bis zum 7.10. gebeten (die Teilnehmerzahl ist begrenzt).
Für den Arbeitskreis
Michael Thomas