Bei der Business Corporation oder Kapitalgesellschaft als Rechtsform für Unternehmen und vor allem für Großunternehmen bahnt sich ein Epochenwandel an, und niemand weiß, was dann kommt. Da lohnt ein kurzer weltgeschichtlicher Rückblick; vielleicht zeichnet sich so eine Perspektive ab. Vorformen der Wirtschaftskorporation gab es schon im römischen Recht und im Mittelalter. Aber das waren Gestaltungen, die man heute eher dem öffentlichen Sektor zuordnen würde. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Business Corporation privat geworden. Sie war anfangs von ihren Aktionären oder Shareholders geprägt. Doch in den wirklich großen und oft multidivisionalen Unternehmen, wie sie im frühen 20. Jahrhundert aufkamen, herrschten lange die Manager. Das galt übrigens auch im deutschen Finanzkapitalismus, nur höher aggregiert und mehr staatlich beeinflusst. Seit den 1980er Jahren hat sich das – wie so vieles – radikal geändert. Der Anteilsbesitz, der unter der Managerherrschaft meist fragmentiert und weitgehend passiv war, ist jetzt weniger fragmentiert, und der Finanzmarkt hat sich zu einem Markt für Unternehmenskontrolle entwickelt, über den die Anteilsbesitzer ihre Interessen mit Macht durchsetzen. Nach der großen Finanzkrise von 2008/2009 kommt jetzt aber mit einiger Verspätung die Legitimität des Finanzmarktkapitalismus ins Wanken.
Lebenslauf Tilman Bezzenberger – Kurzfassung
Tilman Bezzenberger, geboren 1957 in Berlin, hat an der Universität Freiburg im Breisgau, der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichte, Philosophie und Rechtswissenschaft studiert, war dann lange Zeit Rechtsanwalt in Berlin mit Tätigkeitsschwerpunkt im Unternehmensrecht und von 2004 bis 2023 Professor an der Universität Potsdam für Bürgerliches Recht, Gesellschaftsrecht und Europäisches Zivilrecht. Jetzt ist er wieder Rechtsanwalt in Berlin. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse gilt dem Gesellschaftsrecht und speziell dem Recht der Aktiengesellschaften (Corporate Finance und Corporate Governance). Außerdem hat er auf Potsdamer Seite den Deutsch-Französischen Studiengang Rechtswissenschaft betreut, den die Universität Potsdam gemeinsam mit der Université Paris Nanterre betreibt und oft und gerne als Gastprofessor in Nanterre unterrichtet. Seit 2022 ist er Mitglied der Leibniz-Sozietät.
13.00 Uhr
Geschäftssitzung (nicht öffentlich)
13.30 Uhr
Tilman Bezzenberger (MLS)
Von „corpus habere“ zur Business Corporation
Zoom-Daten für die online Teilnahme am Vortrag:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID : 953 9702 9406
Passwort : 13714361
Abstract
Bei der Business Corporation oder Kapitalgesellschaft als Rechtsform für Unternehmen und vor allem für Großunternehmen bahnt sich ein Epochenwandel an, und niemand weiß, was dann kommt. Da lohnt ein kurzer weltgeschichtlicher Rückblick; vielleicht zeichnet sich so eine Perspektive ab. Vorformen der Wirtschaftskorporation gab es schon im römischen Recht und im Mittelalter. Aber das waren Gestaltungen, die man heute eher dem öffentlichen Sektor zuordnen würde. Erst um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Business Corporation privat geworden. Sie war anfangs von ihren Aktionären oder Shareholders geprägt. Doch in den wirklich großen und oft multidivisionalen Unternehmen, wie sie im frühen 20. Jahrhundert aufkamen, herrschten lange die Manager. Das galt übrigens auch im deutschen Finanzkapitalismus, nur höher aggregiert und mehr staatlich beeinflusst. Seit den 1980er Jahren hat sich das – wie so vieles – radikal geändert. Der Anteilsbesitz, der unter der Managerherrschaft meist fragmentiert und weitgehend passiv war, ist jetzt weniger fragmentiert, und der Finanzmarkt hat sich zu einem Markt für Unternehmenskontrolle entwickelt, über den die Anteilsbesitzer ihre Interessen mit Macht durchsetzen. Nach der großen Finanzkrise von 2008/2009 kommt jetzt aber mit einiger Verspätung die Legitimität des Finanzmarktkapitalismus ins Wanken.
Lebenslauf Tilman Bezzenberger – Kurzfassung
Tilman Bezzenberger, geboren 1957 in Berlin, hat an der Universität Freiburg im Breisgau, der Freien Universität Berlin und der Ludwig-Maximilians-Universität München Geschichte, Philosophie und Rechtswissenschaft studiert, war dann lange Zeit Rechtsanwalt in Berlin mit Tätigkeitsschwerpunkt im Unternehmensrecht und von 2004 bis 2023 Professor an der Universität Potsdam für Bürgerliches Recht, Gesellschaftsrecht und Europäisches Zivilrecht. Jetzt ist er wieder Rechtsanwalt in Berlin. Sein wissenschaftliches Hauptinteresse gilt dem Gesellschaftsrecht und speziell dem Recht der Aktiengesellschaften (Corporate Finance und Corporate Governance). Außerdem hat er auf Potsdamer Seite den Deutsch-Französischen Studiengang Rechtswissenschaft betreut, den die Universität Potsdam gemeinsam mit der Université Paris Nanterre betreibt und oft und gerne als Gastprofessor in Nanterre unterrichtet. Seit 2022 ist er Mitglied der Leibniz-Sozietät.
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