Nachruf auf unser Mitglied Prof. Dr. Reinhard Mocek
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften trauert um ihr Mitglied, den Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Reinhard Mocek, der am 31. August 2021 im Alter von 84 Jahren verstorben ist.
Reinhard Mocek, der ein langes Forscherleben hindurch das weite Feld der Wissenschaftsreflexion zwischen Philosophie und Geschichte, Theorie und Politik unermüdlich und mit reichem Ertrag bestellte, hat seinen fünfundachtzigsten Geburtstag am 12.11.2021 nicht mehr erleben dürfen. Er fehlt uns schmerzlich, und wir sehen uns auf sein umfangreiches, thematisch ungemein vielfältiges Opus verwiesen, das nie zu klassischer Abgeschlossenheit tendierte, sondern in seiner offenen, dialogorientierten und dialogsuchenden Anlage von vornherein dazu bestimmt war, in die Zukunft hinein zu wirken. Auf den Punkt bringen lässt sich die unikale Art und Weise, wie er die Wissenschaft sah und wie er sie in mannigfachen Façetten unter immer wieder neuen Perspektiven zum Gegenstand seiner Untersuchungen machte, vielleicht am besten mit dem Wort „Neugier“ (curiositas), das er aus der Umgangssprache aufnahm und zum heimlichen Zentralbegriff seines kategorialen Kosmos ausformte (Neugier und Nutzen. Blicke in die Wissenschaftsgeschichte, 1988). In ihrem anthropologischen Kern war Wissenschaft für ihn institutionalisierte Neugier, die stets mit dem Unvorhersehbaren rechnet und ihren äußeren Daseins- und Rahmenbedingungen widerständig gegenübertritt, wenngleich sie sich auf eben diese einlassen muss, um ihr humanes Potenzial zu entbinden und gesellschaftlich wirksam zu werden. WEITER