Nekrolog auf unser Mitglied Professor Dr. Wolfgang Mundt
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied,
den Geophysiker Prof. Dr. Wolfgang Mundt,
der am 18. Dezember 2023 im Alter von 88 Jahren in Berlin verstorben ist.
Wolfgang Mundt wurde am 3.10.1935 geboren. Er studierte von 1955 bis 1959 Geophysik an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB). Seine akademischen Lehrer waren Hans Ertel, Ordinarius und Institutsdirektor für Meteorologie und Geophysik an der HUB, und Gerhard Fanselau, Professor für Geophysik an der HUB und Direktor des in Potsdam und Niemegk ansässigen Geomagnetischen Instituts der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin (DAW). Seine wissenschaftliche Laufbahn begann Wolfgang Mundt als Assistent im DAW-Institut in Potsdam. Zeitlebens blieb er eng mit der Entwicklung der Akademie der Wissenschaften im östlichen Teil Deutschlands (SBZ bzw. DDR) verbunden.
Im Geomagnetischen Institut der DAW entwickelte sich zwischen Wolfgang Mundt, Heinz Kautzleben und Heinz Stiller eine enge, freundschaftliche und überaus fruchtbare Zusammenarbeit. Alle drei wurden in jungen Jahren zu Akademieprofessoren für Geophysik ernannt. Als Heinz Stiller, der 1969 mit der Gründung des Zentralinstitutes für Physik der Erde (ZIPE) in Potsdam, beauftragt worden war, 1973 zum Leiter des Forschungsbereiches „Kosmische Physik“ berufen wurde, übernahm Dr. habil. Wolfgang Mundt die Leitung des Wissenschaftlichen Sekretariates. Im Spannungsfeld von wissenschaftlicher Leitung und Administration stieg er zügig zum 2. Stellvertreter des Forschungsbereichsleiters auf. Der 1. Stellvertreter, der im Bedarfsfall an den Sitzungen des Präsidiums der Akademie teilnahm, war gewöhnlich der Direktor eines der großen Institute des Forschungsbereiches. Diese Aufgabenteilung in der Führung des Forschungsbereiches ermöglichte es Wolfgang Mundt, erfolgreich Forschungen auf seinem persönlichen Arbeitsgebiet Geomagnetismus gestützt auf den entsprechenden Bereich des Zentralinstitutes für Physik der Erde fortzuführen.
1976 wurde Wolfgang Mundt zum Akademieprofessor für Geophysik ernannt. 1981 erfolgte die Ernennung zum Direktor des damaligen Zentralinstitutes für solar-terrestrische Physik der Akademie der Wissenschaften der DDR mit dem Auftrag, diese Einrichtung zum Institut für Atmosphärenforschung und Geomagnetismus zu entwickeln. Im selben Jahr wählte ihn das Plenum der Ordentlichen Mitglieder der Akademie zum Korrespondierenden Mitglied der AdW der DDR (AdW). 1986 folgte die Berufung zum Vorsitzenden des Wissenschaftlichen Rates für Grundlagen der Umweltgestaltung und des Umweltschutzes beim Präsidium der AdW. Es war die anspruchsvollste Aufgabe seines Lebens. 1988 wurde Wolfgang Mundt zum Ordentlichen Mitglied der AdW gewählt. Von 1986 bis 1990 war er Mitglied des Präsidiums der Urania – Gesellschaft zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse.
Internationale Anerkennung erwarb sich Wolfgang Mundt mit seinen Forschungen zum geomagnetischen Innenfeld, einem maßgeblichen Schlüssel zum Verständnis der Dynamik im Erdinnern und der elektromagnetischen Prozesse im erdnahen Weltraum. Mit der Auflösung der Akademie der Wissenschaften der DDR ging er in die Privatwirtschaft und beschäftigte sich von da an mit der Anwendung geomagnetischer Techniken bei der Lösung von Umweltproblemen. Nach 2010 zog er sich aus dem aktiven wissenschaftlichen Leben zurück.
Seit 2004 war Wolfgang Mundt Mitglied der Leibniz-Sozietät. Wir verlieren mit ihm ein ehrenvolles Mitglied unserer Gelehrtengesellschaft, dem wir ein würdiges Andenken bewahren werden. Den Hinterbliebenen bekunden wir unser tief empfundenes Beileid.
Heinz Kautzleben und Gerhard Pfaff