Nachruf für MLS Rolf Löther

Nekrolog auf unser Mitglied Prof. Dr. Rolf Löther
* 14. 2. 1933, † 8.12.2020
Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 1997
Die Leibniz-Sozietät trauert um ihr Mitglied, den Wissenschaftsphilosophen und Wissenschaftshistoriker Rolf Löther, der am 8.12.2020 nach schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren verstorben ist.
Rolf Löther fand Bedingungen, unter denen er seine Fähigkeiten entwickeln konnte. Sein wissenschaftlicher Werdegang hätte auch anders verlaufen können. Am 14. 2. 1933 zu Obergreißlau in Sachsen-Anhalt geboren, aus familiären Gründen in die bayrische Pfalz verzogen, hätte er, wegen fehlenden Schulgeldes, dort das Abitur nicht machen können. Die in der DDR gelegene Goethe-Schule in Roßleben war seine Bildungsstätte bis zum Abitur von 1953, dem sich ein Studium der Philosophie und Biologie bis 1958 in Leipzig anschloss. Danach war er ein Jahr Assistent am Institut für Gesellschaftswissenschaften an der MLU Halle. 1959 erfolgte an der Humboldt-Universität Berlin die Einrichtung des Lehrstuhls Philosophische Probleme der Naturwissenschaften. Das Hochschulministerium teilte den entsprechenden Einrichtungen mit, dass sich Interessenten für die neu eingerichtete Aspirantur bewerben können. So wurde Rolf Löther1959 Aspirant am Lehrstuhl und promovierte 1962 erfolgreich mit einer Dissertation zu philosophischen Fragen der Biologie. Leiter des Lehrstuhls war Prof. Dr. Hermann Ley. Nach der Promotion gehörte Rolf Löther als Oberassistent der Leitung an. Er beschäftigte sich weiter mit philosophischen Problemen der Biologie und Medizin. Ergebnisse seiner Forschungen flossen in seine Lehre und die Betreuung der Aspiranten ein. Er war publizistisch sehr aktiv. So erarbeitete er ein Fernstudienmaterial. In der von Martin Guntau und Helge Wendt im Auftrag des Lehrstuhls herausgegebenen Einführung in die Naturphilosophie „Naturforschung und Weltbild“ von 1964 schrieb er den Abschnitt „Die Dialektik des Lebendigen“. Als 1960 das 150jährige Bestehen der Humboldt-Universität und die 250jährige Existenz der Charité gefeiert wurden, fanden viele wissenschaftliche Veranstaltungen statt, in die Rolf Löther und Hermann Ley stark integriert waren. 1961 erschien in der Deutschen Zeitschrift für Philosophie ihr gemeinsamer Artikel „Philosophie und Medizin“. 1966 gaben sie zwei Bände unter dem Titel „Mikrokosmos und Makrokosmos’“ zu philosophisch-theoretischen Problemen der Naturwissenschaft, Technik und Medizin heraus. Rolf Löther befasste sich darin mit „Medizin, Menschenbild und Philosophie“. 1967 erschien seine Arbeit „Medizin in der Entscheidung“, die Grundlagen für seine spätere Arbeit an der Akademie für ärztliche Fortbildung der DDR enthielt, an der er von 1968 bis 1981 lehrte und forschte. Er wurde dort, nach der Habilitation 1971 an der Humboldt-Universität, zum ordentlichen Professor berufen. Er tat viel dafür, dogmatische Haltungen zu bekämpfen, den Ärzten ein humanistisches Menschenbild zu vermitteln und ihnen zu helfen, über disziplinäre Grenzen hinauszuschauen. Ab 1981 war er dann im 1972 neu gegründeten Bereich für philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR tätig und leitete die Arbeitsgruppe für philosophische Fragen der Medizin und Biologie. WEITER
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin verlieh an ihrem Leibniz-Tag am 26. November 2020 die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Medaille an den Leiter des Instituts für Molekulare Evolution der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Prof. Dr. William F. Martin, für seine bahnbrechenden Forschungen über die Evolution der Zellen und den Ursprung des Lebens auf der Erde.
1957 in Bethesda (Maryland/USA) geboren, besuchte William Martin die Richardson High School und das Richland College in Dallas (Texas) und studierte an der Texas A&M University in College Station Biologie. Hier weckte der Mikrobiologe Willard A. Taber (1925–2017) sein Interesse an der Evolution der Zellen, als er 1978 in einer Vorlesung auf einen möglichen symbiogenetischen Ursprung der Chloroplasten hinwies. Von 1981 bis 1985 setzte Martin sein Biologiestudium an der Universität Hannover fort, wo er sich Rüdiger Cerff (1940–2020) am Institut für Botanik anschloss, um schließlich bei Heinz Saedler (* 1941) am Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Köln genetisch zu arbeiten. Nach der Promotion (Köln 1988) kehrte er zu Cerff zurück, der inzwischen am Institut für Genetik der TU Braunschweig forschte, und habilitierte sich 1992 für Botanik. 1999 folgte er einem Ruf auf die C4‑Professur für „Ökologische Pflanzenphysiologie“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, die 2011 in „Molekulare Evolution“ umgewidmet wurde.
Im Rahmen des Leibniz-Tages 2020 verlieh die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin am 26. November 2020 die Daniel-Ernst-Jablonski-Medaille an den herausragenden schwedischen Festkörperphysiker Prof. Dr. Hermann Grimmeiss, der in diesem Jahr seinen 90. Geburtstag begehen konnte.



