Nekrolog für unser Mitglied Günter Flach

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften trauert um ihr Mitglied,
den Physiker Prof. Dr. Günter Flach,
der am 31. 08. 2020 im Alter von 87 Jahren verstorben ist

Günter Flach wurde am 06. Dezember 1932 in Rostock geboren. Er studierte Physik und Mathematik in Rostock und Leningrad und arbeitete anschließend auf dem Gebiet der theoretischen Kernphysik, speziell an der Anwendung algebraischer Methoden bei der Entwicklung von Kernmodellen. Er promovierte an der Fakultät für Kerntechnik der Technischen Universität Dresden zum Dr.-Ing. mit der Dissertation vom 20. Juli 1962 zum Thema: „Zur Rolle der Symmetriecharaktere in der Kerntheorie“. Gemeinsam mit Kollegen publizierte er im Akademie-Verlag Berlin die zweiteilige Monographie „Gruppentheoretische Methoden im Schalenmodell der Kerne“, 1964 (Teil 1) und 1969 (Teil 2).

Seit 1958 war Günter Flach im Zentralinstitut für Kernforschung der Akademie der Wissenschaften der DDR tätig. Ab 1967 übernahm er am Zentralinstitut für Kernforschung kontinuierlich Leitungsfunktionen, zunächst als Bereichsleiter und ab 1970 als Direktor des Instituts, in Nachfolge von Helmuth Faulstich. Im Jahr 1971 wurde Günter Flach zum Professor an der Akademie der Wissenschaften ernannt. Unter seiner Leitung erfolgten die wissenschaftlichen Profilierungen des Zentralinstituts auf den Gebieten Mikroelektronik und Kernenergie. Diese außerordentlich verantwortungsvolle Aufgabe nahm er bis zur Ablösung im Mai 1990 wahr.

Im Jahr 1978 wurde Günter Flach zunächst als korrespondierendes und ab 1989 als ordentliches Mitglied in die Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt. Für seine Verdienste wurde er mit hohen staatlichen Auszeichnungen geehrt: Im Jahr 1976 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Bronze und 1984 den Ehrentitel Held der Arbeit.

Im April 1989 gehörte er in Dresden zu den Mitbegründern der Kerntechnischen Gesellschaft der DDR e.V. und setzte sich für deren Integration in die Kerntechnische Gesellschaft ein. Im Jahr 1993 gehörte Günter Flach als Mitglied der Gelehrtensozietät der ehemaligen Akademie der Wissenschaften der DDR zu den Gründungsmitgliedern des Vereins Leibniz-Sozietät der Wissenschaften. Er war stets bereit, zu Fragen der Energieversorgung im Arbeitskreis Geo-, Montan-, Umwelt-, Weltraum- und Astrophysik mitzuarbeiten. und beteiligte sich aktiv im ad-hoc-Arbeitskreis Energieversorgung der Menschheit, wobei er sich insbesondere den internationalen Tendenzen bei der Entwicklung der Kernenergie zuwandte – wie in den Sitzungsberichten und Abhandlungen der Leibniz-Sozietät dokumentiert. So wies er bereits in seinem Beitrag „Wohin führt die Energiewende“ auf der 5. Jahreskonferenz der Leibniz-Sozietät im Jahr 2012 zum Thema „Energiewende – Produktivkraftentwicklung und Gesellschaftsvertrag“ auf Probleme bei der Implementierung der Energiewende hin, deren Bedeutung und Tragweite sich auch aus heutiger Sicht immer deutlicher abzeichnen.

Ein kompetenter und geachteter Kollege hat uns verlassen. Die Mitglieder der Leibniz-Sozietät werden das Andenken an Günter Flach stets in Ehren halten.

Dieter Seeliger