AK Gesellschaftsanalyse: Diskussionsveranstaltung zum Thema „Kultur und moralisierende Weltsichten als Kriegstreiber in Russland und bei uns“
Der Arbeitskreis „Gesellschaftsanalyse“ der Leibniz-Sozietät lädt im Rahmen seiner thematischen Reihe
„Zeitdiagnosen: Gesellschaften im Umbruch – Analysen und transformatorische Chancen“
zu einer weiteren Diskussionsveranstaltung ein: 10. Mai 2024 von 14.00 bis 17.00 / Ort: Rosa-Luxemburg-Stiftung, Straße der Pariser Kommune 8A / Raum 5.16.
Diskutiert werden soll zum Thema
Kultur und moralisierende Weltsichten als Kriegstreiber in Russland und bei uns
Thematische Einführung: Prof. i.R. Dieter Segert (MLS)
 Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine war nicht nur Anlass zur Ausrufung einer spezifischen „Zeitenwende“, er ist zunehmend deren wesentliches Charakteristikum und bestimmt aktuelle Zeitdiagnosen: Auch für Europa scheint die (zu) lange friedliche Ordnung vorbei. Politiker benennen die noch verbleibenden Jahre bis zum großen Kriegsausbruch, erheben Kriegstüchtigkeit zum Leitmotiv politischen Agierens. In den Medien ist Krieg längst die neue Normalität beim lockeren Morgentalk: Eine schleichende Neuformatierung des Zeitgeistes.
Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine war nicht nur Anlass zur Ausrufung einer spezifischen „Zeitenwende“, er ist zunehmend deren wesentliches Charakteristikum und bestimmt aktuelle Zeitdiagnosen: Auch für Europa scheint die (zu) lange friedliche Ordnung vorbei. Politiker benennen die noch verbleibenden Jahre bis zum großen Kriegsausbruch, erheben Kriegstüchtigkeit zum Leitmotiv politischen Agierens. In den Medien ist Krieg längst die neue Normalität beim lockeren Morgentalk: Eine schleichende Neuformatierung des Zeitgeistes.
Welche kulturellen oder ideologischen Narrative werden warum herangezogen? Was sind deren Konsequenzen, was wäre ihnen entgegenzusetzen? Dieter Segert wird dafür vor allem Russland in den Blick nehmen, das geläufig nur als „Putin-Land“ erscheint und so verklärt wird. Wie hängt das mit den Debatten bei uns zusammen – auch das ist zu diskutieren. Vorgeschlagene Schwerpunkte für den Einstieg:
Welche Art von Konservatismus treibt die russische Elite und wie ist er entstanden?
Faschismusvorwurf und moralisierende Perspektiven auf den Gegner als Argument der Beteiligung am Krieg
Geistige Abrüstung als Voraussetzung von Friedenspolitik
Literatur:
Katharina Bluhm: Russland und der Westen. Matthes & Seitz 2024 (2. Auflage) – (Einleitung, 7-26; Schlussbetrachtung, 383-388)
Sergej Karaganow – Interview mit Gabor Stier (aus Nachdenkseiten, 2. Februar 2024)
Dieter Segert: In der Sprache abrüsten! EASTBLOG 15.5.22
Ders.: Wir müssen auch im Denken abrüsten. Berliner Zeitung 16./17.3.24
Michael Thomas (Nachfragen/Anmeldungen unter thomas.micha@t-online.de)
 Als interessant und weiterführend mit Blick auf Zeitdiagnostik und Problembeschreibung erschien den Organisatoren zudem die Hinzuziehung einer weiteren Schrift – Die Ökonomie des Alltagslebens. Für eine neue Infrastrukturpolitik. Berlin: Suhrkamp 2019. Denn diese Schrift war von Wolfgang Streeck für die deutsche Ausgabe eingeleitet worden und stand unmittelbar im zeitlichen Zusammenhang mit der erstgenannten Publikation. Das versprach Anregungen, zumal es zu beiden Ausarbeitungen bereits eine breitere Diskussion in Deutschland gibt, die sich in wesentlichen Aspekten ihrer Einschätzungen zu den jeweils vorgeschlagenen Wegen aus einer fehlgesteuerten Globalisierung unterscheiden.
Als interessant und weiterführend mit Blick auf Zeitdiagnostik und Problembeschreibung erschien den Organisatoren zudem die Hinzuziehung einer weiteren Schrift – Die Ökonomie des Alltagslebens. Für eine neue Infrastrukturpolitik. Berlin: Suhrkamp 2019. Denn diese Schrift war von Wolfgang Streeck für die deutsche Ausgabe eingeleitet worden und stand unmittelbar im zeitlichen Zusammenhang mit der erstgenannten Publikation. Das versprach Anregungen, zumal es zu beiden Ausarbeitungen bereits eine breitere Diskussion in Deutschland gibt, die sich in wesentlichen Aspekten ihrer Einschätzungen zu den jeweils vorgeschlagenen Wegen aus einer fehlgesteuerten Globalisierung unterscheiden.
 Das Buch versteht sich als Zeitdiagnose in direkter Tradition zu Karl Polanyi. Hatte Streeck vor einigen Jahren („Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus“) den brechenden Zusammenhang von Demokratie und Kapitalismus thematisiert, so sieht er dort noch geäußerte Alternativen als gescheitert an: Die EU eben ist ein „scheiterndes Imperium“, sie stellt sich dar „als weltregionale Erscheinungsform einer allgemeinen Transformationskrise“ (145).
Das Buch versteht sich als Zeitdiagnose in direkter Tradition zu Karl Polanyi. Hatte Streeck vor einigen Jahren („Gekaufte Zeit. Die vertagte Krise des demokratischen Kapitalismus“) den brechenden Zusammenhang von Demokratie und Kapitalismus thematisiert, so sieht er dort noch geäußerte Alternativen als gescheitert an: Die EU eben ist ein „scheiterndes Imperium“, sie stellt sich dar „als weltregionale Erscheinungsform einer allgemeinen Transformationskrise“ (145).




