Nekrolog auf unser Mitglied Prof. Dr. Lothar Michalowsky
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied, den Werkstoffwissenschaftler Prof. Dr. Lothar Michalowsky, der am 26. April 2022 im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Lothar Michalowsky wurde am 11. September 1935 in Ronneburg geboren. Nach einer Berufsausbildung zum Elektromonteur und dem Facharbeiterabschluss im VEB Energieversorgung Gera legte er 1956 das Abitur an der Arbeiter-und-Bauern-Fakultät in Jena ab. 1956 begann er ein Physikstudium an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, das er 1962 mit dem Diplom abschloss. Von 1961 bis 1965 war er Assistent und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Akademieinstitut für magnetische Werkstoffe Jena. 1965 erfolgte die Promotion zum Dr. rer. nat. an der Karl-Marx-Universität Leipzig. 1979 erhielt er die „Facultas Docendi“ an der Ingenieurhochschule Mittweida für das Fachgebiet Physik. Dem folgte 1981 die Habilitation an der Technischen Universität Dresden.
Mit beharrlichem und interdisziplinärem Engagement sowie hohem persönlichen Einsatz trug Lothar Michalowsky auf dem Gebiet der anorganisch-nichtmetallischen Werkstoffe zu deren theoretischen und technisch-technologischen Erfolgen bei. Erfolgreich leitete und koordinierte er von 1968 bis 1972 die Entwicklung von Ferritkernspeichern, vor allem von Ferritkernspeichermatrizen sowie -blöcken für elektronische Datenverarbeitungsanlagen. Von 1975 bis 1982 oblag ihm im Institut für Technische Keramik Hermsdorf der langfristige konzeptionelle Ausbau sowie die Gestaltung der Forschungskooperation mit Instituten der Akademie der Wissenschaften und den Universitäten der DDR. Zudem fungierte er als erster Stellvertreter des Betriebsdirektors der Keramischen Werke Hermsdorf. Von 1983 bis 1989 hatte er an der Bergakademie Freiberg den Lehrstuhl für Anorganisch-Nichtmetallische Werkstoffe inne. In der Zeit von 1985 bis 1990 war er Mitglied des Forschungsrates der DDR und leitete dort die Gruppe „Keramik“. In dieser Funktion engagierte er sich in der Forschungsförderung und bei der Entwicklung strategischer Konzepte zu Forschung und Technologie der 1990er Jahre. Seit 1986 war er Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR.
1990 bis 1991 wirkte Lothar Michalowsky an der Hochschule für Verkehrswesen Dresden am Lehrstuhl Technische Physik, bevor er für die folgenden Jahre die Leitung von Forschung und Entwicklung sowie des Qualitäts- und Investitionsmanagements in der Kaschke KG GmbH & Co Göttingen übernahm. Auch in dieser Zeit hielt er den engen Kontakt zu Universität und Hochschule, indem er an der Georg-August-Universität Göttingen und der Fachhochschule Holzminden/Hildesheim/Göttingen Doktoranden betreute und Vorlesungen über anorganisch-nichtmetallische Werkstoffe, Emailtechnik, Glaswerkstoffe und Werkstoffe der Elektrotechnik hielt. Über all die Jahre seiner aktiven Zeit als Hochschullehrer betreute er fast 150 Diplomanden, Doktoranden und Habilitanden.
Lothar Michalowsky war Mitglied der „International Academy of Ceramics“, der Deutschen Gesellschaft für Materialkunde, der Deutschen Keramischen Gesellschaft und der Deutschen Physikalischen Gesellschaft. Für seine erfolgreiche wissenschaftliche Tätigkeit erhielt er 1985 den Titel Verdienter Techniker des Volkes. 2005 wurde er “Professional Member of the World Academy of Ceramics“. Eine Vielzahl von Publikationen, unter denen sich mehrere immer wieder neu aufgelegte Fachbücher befinden, unterstreichen das bedeutsame wissenschaftliche Wirken von Lothar Michalowsky und die breite Ausstrahlung, die er dabei erreichte.
Seit 1993 war Lothar Michalowsky Mitglied der Leibniz-Sozietät. Damit gehörte er zu den Gründungsmitgliedern unserer Gelehrtengesellschaft, wo er sich in der Klasse für Naturwissenschaften und Technikwissenschaften engagierte. Die Leibniz-Sozietät verliert mit Lothar Michalowsky ein ehrenvolles Mitglied. Die Kolleginnen und Kollegen unserer Gelehrtengesellschaft werden ihm ein würdiges Andenken bewahren. Den Hinterbliebenen bekunden wir unser tief empfundenes Beileid.
Gerhard Pfaff