Kolloquium: „Technik &Technologie – techne cum episteme et commune bonum”“
Die Leibniz-Sozietät veranstalteteam 08. September 2016 zu Ehren ihres Präsidenten, Professor Dr. sc. phil. Professor e.h. Gerhard Banse, anlässlich seines 70. Geburtstages ein Ehrenkolloquium. Das Kolloquium wurde vor allem von der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften mit Unterstützung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften vorbereitet. Im gut besuchten BVV-Saal im Rathaus Berlin-Tiergarten nahmen neben den Mitgliedern aus beiden Klassen der Sozietät auch zahlreiche Gäste aus Universitäten, der Bildungsverwaltung und des öffentlichen Lebens teil.
Nach der Eröffnung und Einführung durch Armin Jähne, Vizepräsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin (LS), würdigte Herbert Hörz (Ehrenpräsident der LS) in einer Laudatio vor allem das Wirken des Jubilars in der LS, insbesondere als deren Vizepräsident (seit 2009) und als deren Präsident (seit 2012). Hörz und Banse kennen sich schon mehr als 40 Jahren. Nach seiner Promotion 1974 war Banse zunächst über zehn Jahre wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR, im Bereich Philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung, dessen Leiter damals Herbert Hörz war.
Im Anschluss an diese Würdigung der wissenschaftlichen und wissenschaftsorganisatorischen Arbeiten sowie der Gesamtpersönlichkeit des Jubilars wurde er auf Beschluss des Präsidiums der LS mit deren höchster Auszeichnung, der Urkunde in lateinischer Sprache, geehrt. Daran schlossen sich zwei Festvorträge an.
Den ersten Beitrag übernahm Lutz-Günther Fleischer (Sekretar der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften der LS) zum Thema: „Technik, Technologie und Technisierung im menschlichen Weltverhältnis und Weltverständnis“. Er griff hier vor allem die jüngere technikphilosophische und allgemeintechnologische Diskussion auf. Es ging ihm weniger um eine Diskussion von grundlegenden Begriffen als mehr um das Aufzeigen der dialektischen Einheit von techné und epistémé,von Ontisch-Ontologischem und Kognitiv-Diskursivem der Technologie (als Sachsystem und als Theoriensystem) sowie um entwicklungsbestimmende wissenschaftlich-technische Prozesse, exponiert die vielfältige Physikalisierung, Mathematisierung und Technisierung.
In einem weiteren Vortrag zum Thema „Curriculare Implikationen des Technik-Begriffs“ zeigte Bernd Meier (Vizepräsident der LS) Auswirkungen der Forschungsarbeiten von Gerhard Banse zum Technik-Begriff auf die Entwicklung von Schul-Curricula auf. Anhand von Konzepten und Modellen zum Technikunterricht in verschiedenen Ländern der Welt wurde verdeutlicht, dass unterschiedliche Auffassungen zum Begriff der Technik auch zu differenzierten Konzepten der Gestaltung des Unterrichts über Arbeit und Technik führen. Vor allem die Auffassungen von Gerhard Banse zur Technik als Kulturprodukt erscheinen besonders bedeutsam. Somit werden aus didaktischer Perspektive neben apparativen Betrachtungen zu technischen Gebilden vor allem Beziehungen zwischen der Technik und dem Lebensstil der Menschen akzentuiert.
Einen gelungenen Szenenwechsel gestaltete Uta Ernst alias Amanda Minkewitz von der Gratulationsabordnung, indem sie eindrucksvoll und kurzweilig Literarisches zu Mensch und Technik darbot.
Bevor der Geehrte seine Worte des Dankes und seine Positionen zur weiteren Arbeit der Sozietät vortrug, gab es persönliche Reminiszenzen. Diese übernahmen Horst Klinkmann (Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung der Freunde der LS) und Hans-Otto Dill (Sekretar der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften). Da Horst Klinkmann an diesem Tag in Moskau weilte, trug der Geschäftsführer des Kuratoriums der Stiftung, Peter Hübner (Mitglied der LS), die Grußworte vor.
Bernd Meier