„Akteure eines Umbruchs“

Neuer Sammelband mit Biografien von Männern und Frauen der 1848er Revolution erschienen

Der Arbeitskreis „Vormärz- und 1848er Revolutionsforschung“ der Leibniz-Sozietät hat einen neuen Band mit Biografien von Männern und Frauen der Revolution von 1848 vorgelegt. Er arbeitet seit 2002 unter dem Dach der Sozietät. Seine Anfänge reichen in das Jahr 1992 zurück, als sich Vertreter dieses Spezialgebietes aus der Akademie der Wissenschaften der DDR sowie von Universitäten und Hochschulen zusammenfanden, um angesichts von Abwicklungen und Institutsauflösungen ein Forum des wissenschaftlichen Meinungsaustausches zu vorliegenden und beabsichtigten Forschungsarbeiten zu organisieren. Inzwischen vereint der Arbeitskreis neben Mitgliedern der Sozietät Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus ganz Deutschland.

Die Reihe „Akteure eines Umbruchs“ ist mit den Jahren auf sechs Bände angewachsen. Sie setzt ein Erbe fort, das von der Akademie der Wissenschaften unter dem Titel „Männer der Revolution von 1848“ mit zwei Bänden 1970 und 1987 begründet wurde. Zugleich hat das Projekt eine deutliche Erweiterung erfahren. Das zeigt sich nicht zuletzt darin, trotz schwieriger Quellenlage, den Frauen als Akteurinnen und Wegbegleiterinnen der Revolution der zustehende Platz eingeräumt wird. Jeder der sechs Bände enthält Biografien von Frauen.

Nun sind Sammlungen biografischer Aufsätze an sich nichts Ungewöhnliches. Bei der vorliegenden Reihe handelt es sich jedoch stets um Personen, zu denen bisher noch keine wissenschaftliche und quellengestützte Biografie vorlag bzw. deren Biografie auf der Grundlage neuer Quellen um wesentliche Erkenntnisse erweitert werden konnte. Im Zentrum steht jeweils das Denken und Handeln in der Phase der Revolution. Erfasst werden aber auch Herkunft und Werdegang sowie das Schicksal in den Jahren nach der Revolution. Anders als der Titel vielleicht vermuten lässt, werden nicht nur die Befürworter des Umbruch vorgestellt sondern auch ihre Kontrahenten. Auf diese Weise ist in der Reihe das nahezu gesamte soziale und politische Spektrum dieser Jahre versammelt.

Die Autoren haben den vorliegenden sechsten Bandes dem langjährigen Organisator, Leiter und Spiritus rector des Arbeitskreises und der Buchreihe gewidmet. Walter Schmidt hat in diesem Jahr seinen Neunzigsten Geburtstag vollendet. Er war bereits beim ersten Band 2003 als Autor und Mitherausgeber mit an Bord. Am Band sechs hat er erneut mitgeschrieben. Die auf sechs Bände angewachsene Reihe, die von Beginn an beim FIDES Verlag erscheint, und in der Fachwelt eine gute Resonanz erfährt, präsentiert auf insgesamt 4708 Seiten 96 Einzel- und zwei Gruppenbiografien. Der letzte Band biete als Novum noch einen Beitrag zu Sinn und Zweck des biografischen Blicks auf Geschichte.

 

Rudolf Zewell (Hrsg.): Akteure eines Umbruchs. Männer und Frauen der Revolution von 1848/49, Band 6. Berlin: FIDES Verlags- und Veranstaltungsgesellschaft 2020, 550 S.; ISBN: 978-3-931363-20-8

 

Inhalt:

Inhaltsverzeichnis der Bände 1-5

Vorwort zu Band 6

Helma Brunck: Clotilde Koch-Gontard (1813-1869). „Parlamentsmutter“ und Heinrich von Gagern-Vertraute. In ihrem Frankfurter Salon verkehrte die Casino-Fraktion

Marion Freund: Kathinka Zitz (1801-1877). „Vorwärts! die Geschichte beweist es, Freiheit sei das edelste Loos.“

Wolfgang Häusler: Von der politischen zur sozialen Demokratie: Andreas Freiherr von Stifft d. J. (1819-1877). Vordenker und Wortführer der Wiener Revolution

Martin Herzig: „…einer, der den Mund nicht halten konnte“ – der Buchhändler, Redakteur und Dichter Wilhelm Cornelius (1809-?)

Martin Herzig: „Die Freiheit ist das Eigenthum der Nation.“ Der linksliberale Unternehmer Conrad von Rappard (1805-1881) als Abgeordneter im ersten deutschen Nationalparlament

Jürgen Hofmann/Walter Schmidt: Julius Brill (1816-1882). Eine Stimme der Arbeiter im preußischen Parlament

Irina Hundt: „Aus diesem ‚Nichtssein‘ herauskommen!“ Marie von Colomb (1808-1868). Kaltwassertherapeutin und eine der Bahnbrecherinnen auf dem Weg der Frauen zum ärztlichen Beruf

Erhard Kiehnbaum: Ein junger Rebell. Wilhelm Friedrich von Nahmer (1822-1882)

François Melis/Rudolf Zewell: Paul Eduard Müller-Tellering (1810-nach 1884). Wiener Korrespondent der „Neuen Rheinischen Zeitung“ – erst Glücksgriff, dann Problemfall für Marx

Heiner Thurm: Auguste Scheibe (1824-1898). „Eine eifrige Anhängerin der Umsturzpartei!“ Fluchthelferin für Verfolgte nach dem Maiaufstand 1849 in Dresden und als „Georgine“ frühe Streiterin für Frauenrechte

Rüdiger Hachtmann: Über Sinn und Zweck biografischer Perspektiven auf die Geschichte

Personenregister

Autorenverzeichnis

Bildnachweis