Zum 95. Geburtstag unseres Mitglieds Prof. Dr. Lothar Kolditz

Die Leibniz-Sozietät gratuliert ihrem verdienstvollen Mitglied Prof. Dr. Lothar Kolditz zum 95. Geburtstag.

Lothar Kolditz wurde am 30. September 1929 in Albernau im Erzgebirge geboren. als Sohn des Tischlers Paul Kolditz und seiner Ehefrau Ella, geborene Bauer. Er studierte 1948-1952 an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) Chemie und fertigte seine Diplomarbeit zum Thema „Über Kalium-borfluorid-tetraschwefeltrioxid“ unter Anleitung von Dr. Hans-Albert Lehmann (1919-1998) an. Damit wurde die Arbeitsrichtung Fluorchemie im Osten Deutschlands nach dem Kriege neu begründet. Die Promotion erfolgte 1954 mit einer Arbeit „Über Polyarsenato-phosphate“, bei Prof. Dr. Erich Thilo (1898-1977). Lothar Kolditz habilitierte sich 1957 „Über Verbindungen von fünfwertigem Phosphor, Arsen und Antimon mit Fluor und Chlor“. Hierbei fand er am Beispiel des Paars [PCl4+][PF6 ] und PCl2F3 einen neuen Isomerie-Typ, die (Ionen-Kovalenz-)Bindungs-Isomerie.
Noch 1957, als Dozent für Anorganische Chemie in Berlin, erhielt Lothar Kolditz die Berufung zum Professor mit Lehrauftrag für anorganische und Radiochemie an die TH Leuna-Merseburg. 1959 kam er – nach der Emeritierung von Franz Hein (1892-1976) – an die Friedrich-Schiller-Universität Jena und war dort bis 1962 Professor mit vollem Lehrauftrag für anorganische Chemie und Direktor des Anorganisch-Chemischen Instituts. In lebhafter Erinnerung bleibt mir (D. L.) als Jenaer Student im 1. Studienjahr der erste Eindruck vom neuen Professor, der gerade mal 10 Jahre älter war als wir. Bald standen anspruchsvolle Vorlesungen zu aktuellen Richtungen der anorganischen Chemie auf dem Programm.
Von 1962 bis 1980 war Lothar Kolditz als Professor mit Lehrstuhl an der HUB, bis 1968 als Direktor des 1. Chemischen Instituts, von 1971-1979 als Direktor der Sektion Chemie, von 1965-68 zugleich Prorektor für Naturwissenschaften. Von Ende 1962 bis 1979 war er Vorsitzender des Ortsverbandes Berlin der Chemischen Gesellschaft in der DDR; die allein damit verbundene Kleinarbeit der Einladung von Kolloquiumsgästen aus der Bundesrepublik bzw. aus dem sonstigen „nichtsozialistischen Währungsgebiet“ vermag man heute kaum mehr zu ermessen.
Lothar Kolditz beschäftigte sich seit 1954 mit Radiochemie und mit der Chemie der Halogene, insbesondere mit der des Fluors. Für dieses überaus reaktive Element stand sehr bald auch ein Eigenbau-Fluorgenerator für Forschung und Lehre zur Verfügung. Die Arbeiten zur Kinetik von Halogenierungsreaktionen in Gegenwart geeigneter Katalysatoren schlossen Wege zur Verwertung einheimischer Rohstoffe und Abprodukte ein. Dementsprechend erfolgte eine enge Zusammenarbeit mit der einschlägigen DDR-Industrie.
Von 1980-1990 leitete Lothar Kolditz das ZIAC, das Zentralinstitut für Anorganische Chemie der Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) mit seinen Institutsteilen in Adlershof sowie in Stadtmitte (Invalidenstraße 44). Das ZIAC war 1971 durch Vereinigung des 1952 gegründeten Instituts für anorganische Chemie und des 1951 gebildeten Instituts für angewandte Silikatforschung entstanden. Seine Auflösung erfolgte – wie die der gesamten AdW – zum 31.12.1991.

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