Symposium „Weltanschauliche Begründungen einer Politik der Gerechtigkeit. In Erinnerung an den religiösen Sozialisten Emil Fuchs“
Der Dialog zwischen Weltanschauungen ist dringend erforderlich
Vom 8. bis 9. Dezember 2015 führte die Rosa Luxemburg Stiftung, gemeinsam mit der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften ein Symposium zum Thema „Weltanschauliche Begründung einer Politik der Gerechtigkeit – zu Ehren von Emil Fuchs“ durch. Dieses Symposium wollte mit der Behandlung des hoch aktuellen Themas „Gerechtigkeit“ zu dem in Zeiten von Krisen, neuen Kriegen und den Gefahren gesellschaftlicher Spaltung sowie des aufkommenden Hasses gegenüber den Flüchtlingen zu dem dringend notwendigen Gespräch zwischen Vertretern unterschiedlicher Weltanschauungen beitragen.
Das Symposium stellte sich damit bewusst in die Tradition jenes weltanschaulichen Dialogs, wie er durch den Theologen, religiösen Sozialisten, Quäker, Antifaschisten und Friedensaktivisten Emil Fuchs (1874 bis 1971) über viele Jahrzehnte geführt wurde.
Zum Gelingen dieses besonders fruchtbaren Gesprächs, welches eine gute Grundlagen für den weiteren weltanschaulichen Dialog legte, trugen die Referentinnen und Referenten aus verschiedenen christlichen, islamischen, jüdischen, marxistischen, feministischen und säkularen Kontexten entscheidend bei. Mit Beiträgen aus ihrer jeweiligen Sicht, der jeweils spezifischen Fundierungen von Gerechtigkeit, konnte jede und jeder einen bestimmten Aspekt in einen konstruktiven Dialog einbringen. Zu den Referent gehörten Claus Bernet, Micha Brumlik, Leah Carola Czollek, Hans-Ortto Dill, Franziska Dübgen, Ulrich Duchrow, Wolfgang Eichhorn, Heiner Fink, Klaus Fuchs-Kittowski, Rainer Gaede, Friedhelm Hengsbach, Helga H. Hörz, Hermann Klenner, Andreas Rauhut, Katrin Reimer, Franz Segbers, Samee Ulla und Siegfried Wollgast.
Dieses Symposium erhielt seinen besonderen produktiven Charakter durch die intensive Diskussion und dabei harmonische Atmosphäre, womit sich die Veranstalter Michael Brie, Cornelia Hildebrandt und Klaus Fuchs-Kittowski in ihrem Anliegen bestätigt sahen. Die Diskussion wurde über den Kreis der Referenten hinaus durch prominente Teilnehmer, wie den Ehrenpräsidenten der Leibniz-Sozietät Herbert Hörz, den distinguierten Schüler von Ernst Bloch Beat Dietschy und insbesondere auch durch die Beiträge der Moderatoren der vier Arbeitsgruppen besonders befördert:
- Emil Fuchs – Theologe – Kämpfer – Brückenbauer
Moderation: Professor Dr. Michael Brie, Dr. Effi Böhlke
- Fundierungen einer Politik der Gerechtigkeit (I)
Moderation: Professor Dr. Franz Segbers
- Fundierungen einer Politik der Gerechtigkeit (II)
Moderation: Ilsegret Fink, Cornelia Hildebrandt
- Perspektiven in der Krise des Kapitalismus und über ihn hinaus
Moderation: Professor Dr. Klaus-Fuchs-Kittowski, Jürgen Klute
Allein die Titel der Vorträge machen das breite inhaltliche Spektrum des Symposiums deutlich.[1]
Das Symposium wurde vom Sekretar der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften der Leibniz-Sozietät, Herrn Hans Otto Dill, mit dem Vortrag „Die weltlichen Hauptthemen des Christen Emil Fuchs: Toleranz, Frieden, Gerechtigkeit“ eröffnet.
Emil Fuchs ging es zuerst immer wieder um das höchst Anliegen, welches uns auch gegenwärtig wieder stark ergreifen muss, um den Frieden. Es ging ihm insbesondere darum, dass der Staat aber auch die Kirche, dass insbesondere Marxisten und Christen sich gemeinsam für die Erhaltung des Friedens, gegen das sinnlose Wettrüsten intensiv einsetzen. Er hat sein Ringen gegen den Krieg mit der Erkenntnis verbunden, dass, wer Frieden will, die Ordnung ändern muss, die immer wieder Kriege gebiert. Auch eine redliche Bemühung um Frieden ist letztlich nicht konsequent genug, wen sie nicht auch nach den letzten sozialen Ursachen, nach den Ungerechtigkeiten der Gesellschaft, die sich aus der Klassenspaltung ergeben, fragt. Friedenspolitik verlangt zugleich eine Politik der Gerechtigkeit. Es ist zu begründen, warum sich politisches Handeln generell am Maßstab der Gerechtigkeit orientieren muss, will sie wirklich dem Menschen dienen. Emil Fuchs schrieb in seiner Auslegung des „Römerbriefes“: „Diese Obrigkeit ist selbst nur ein Ausdruck des Geistes, der die Gesellschaft beherrscht. Sie kann nur gestalten, was der Ameisenfleiß Ungezählter vorbereitet hat. Nicht von ihr zuerst, sondern zuerst von uns und unserem Verhalten hängt es ab, ob in der kommenden Generation Gewalt oder Liebe, Anstand oder Brutalität, wachsendes oder abnehmendes Rechtsbewusstsein, Sehnsucht nach Gerechtigkeit oder Egoismus das Leben beherrschen“.[2]
Speziell für dieses wissenschaftliche Symposium konnte die „‘Auslegung des Evangeliums nach Markus‘ durch Emil Fuchs“ bereitgestellt werden. Mit der Herausgabe der während des Faschismus zur Förderung des Widerstandes der religiösen Sozialisten und der deutschen Quäker erarbeiteten und bisher noch nicht veröffentlichten Auslegung des Neuen Testaments[3] durch Emil Fuchs wird eine bestehende Lücke im Werk von Emil Fuchs geschlossen.
Klaus Fuchs-Kittowski, Michael Brie
[1] Vgl. dazu das Programm und die Kurzfassungen unter >> https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2015/11/Emil-Fuchs-Symposium-Ablaufplan.pdf << und >> https://leibnizsozietaet.de/wp-content/uploads/2015/11/Abstracts.pdf <<.
[2] Emil Fuchs: Der Brief des Paulus an die Römer. Hg. v. Claus Bernet u. Klaus Fuchs-Kittowski. Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2015, S. 536.
[3] Emil Fuchs: Das Evangelium des Matthäus. Hg. v. Claus Bernet u. Klaus Fuchs-Kittowski. Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2015; Emil Fuchs: Der Brief des Paulus an die Römer. Hg. v. Claus Bernet u. Klaus Fuchs-Kittowski. Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2015; Emil Fuchs: Auslegung des Evangelium nach Markus. Hg. v. Claus Bernet u. Klaus Fuchs-Kittowski. Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2015; Emil Fuchs: Die Offenbarung des Johannes. Hg. v. Claus Bernet u. Klaus Fuchs-Kittowski. Hamburg: Verlag Dr. Kovač 2015.