Plenarsitzung am 13. Dezember 2013 „Energiespeichertechnologien”: Bericht

Bericht über die Plenarsitzung am 13. Dezember 2013 zum Thema:

Energiespeichertechnologien: Notwendigkeiten, Problemspektren, wissenschaftlich-technische Entwicklungen und Perspektiven“

 Am 13. Dezember 2013 fand im Rahmen der monatlichen Plenarsitzungen der Leibniz-Sozietät im Rathaus Tiergarten (Stadtbezirk Mitte von Berlin) in Kooperation mit dem Verein Brandenburgischer Ingenieure und Wirtschaftler (VBIW) e. V. das 2. Kolloquium zum Thema Energiewende in Deutschland statt. Ziel war die Fortsetzung der auf der 5. Jahrestagung der Leibniz-Sozietät im Mai 2012 zum Thema „Energiewende – Produktivkraftentwicklung und Gesellschaftsvertrag“ begonnenen und mit dem 1. Kolloquium im Oktober 2012 zu „Erneuerbaren Energieträgern“ vertieften, vielschichtigen und interdisziplinären Erörterungen zu diesem brisanten gesellschaftlichen Projekt. Die Diskussionen auf der Jahrestagung belegten nachdrücklich, dass die hoch komplexe Energiewende in ihrer Quintessenz eine richtungsweisende und tiefgreifende gesellschaftliche Umgestaltung bedeutet. Sie umfasst primär das gesamte Energiesystem in Deutschland mit seinen intrinsisch gekoppelten naturalen, sozialen und humanen Dimensionen sowie seinem sich koevolutionär verändernden und einwirkenden Umfeld. Nicht erst zur realen Gestaltung und zur effektiven Partizipation, sondern bereits zum annäherungsweisen Verständnis für die Mittel und Prozesse der Energiewende ist naturwissenschaftlich-technisches Basiswissen unverzichtbar. Diesem Anliegen fühlten sich der Referenten des 2. Kolloquiums verpflichtet.

Blick in den Tagungssaal;  Foto: D.Linke
Blick in den Tagungssaal;
Foto: D.Linke

Nach Begrüßung der 40 Teilnehmer seitens des Präsidenten der Sozietät referierte zunächst Lutz-Günther Fleischer über den bisherigen Verlauf sowie maßgebende Probleme der Energiewende und die exponierte Bedeutung der Energiespeichertechnologien für deren effektive Gestaltung. Er ging in diesen Zusammenhängen auf wesentliche Teilprozesse, Ziele und Mittel der Transformation des Energiesystems in Deutschland ein. Die Präsentation des Vortrages ist über den oben eingetragenen Link über den Autorennamen zugänglich. Das gilt auch für die nachfolgend genannten Autoren.

Norbert Mertzsch, führender Vertreter des VBIW, erläuterte die Notwendigkeit und prinzipielle Möglichkeiten der Speicherung erneuerbarer Energien. Um einen stabilen Betrieb der Stromnetze zu gewährleisten, müssen der Verbrauch und die Erzeugung zu jeder Zeit ausgeglichen sein. Bereits beim jetzigen Ausbaustand der Erneuerbaren Energien gestaltet sich das an wind- und/bzw. sonnreichen Tagen problematisch, da jene für die Grundlast vorgesehenen Kraftwerke gedrosselt bzw. heruntergefahren und u.U. Anlagen der Erneuerbaren Energien vom Netz genommen werden müssen. D.h. Kraftwerke werden außerhalb des idealen Betriebspunktes gefahren und sind so gezwungen Wirkungsgradverluste hinzunehmen, bzw. Kapazitäten der Erneuerbaren Energien werden nicht genutzt (Textbeitrag: Leibniz-Online Nr. 16; Jhg. 2014).

Aus der Sicht eines Unternehmers erörterte Andreas Golbs in seinem Beitrag mit den Koautoren Petra Werner und Stefan Weber‚ erlebte‘ Seiten und Profile des gesellschaftlichen Veränderungsprozesses Energiewende und demonstrierte am Beispiel der Entwicklung eines funktionsfähigen Latentwärmespeichers, wie innovative Problemlösungen gefunden werden konnten, aber auch, welche Schwierigkeiten zu überwinden waren und welche Risiken noch zu tragen sind. Schließlich erörterte Frank R. Schilling aus einer Autorengruppe von Geowissenschaftlern vom KIT Karlsruhe (mit Reinhard O. Greiling, MLS, und Birgit Müller) Möglichkeiten, Risiken und Perspektiven der Gasspeicherung im Kontext neuester Erkenntnisse im Bereich der Technischen Physik und Geologie.

Gegenstand der anschließenden lebhaften Diskussion waren vor allem die aktuellen Probleme bei der Umsetzung der Energiewende. Übereinstimmend wurde konstatiert, dass es an einem, die verschiedensten Problemkomplexe umfassenden, integrativen Gesamtkonzept mangelt. Daraus resultierende Unklarheiten bezüglich der erforderlichen technisch-technologischen Voraussetzungen und finanziellen Mittel haben zu unkoordinierten Maßnahmen geführt, deren Effektivität umstritten ist und deren soziale Auswirkungen nur unzureichend berück-sichtigt wurden.

Eine Fortsetzung der interdisziplinären Diskussionen in der Leibniz-Sozietät wurde wegen der außerordentlichen gesellschaftlichen Relevanz der aktuell (bestenfalls) retardierenden Energiewende für dringend erforderlich gehalten. Im Zentrum des dritten Kolloquiums zur Energiewende sollten folgerichtig die sozioökonomischen, soziokulturellen und ökologischen Aspekte dieses Transformationsprozesses stehen.

Bild 2- Foto Dietmar Linke
Die Referenten während der Diskussion: Dr. N. Mertzsch, Dr. A. Golbs, Prof. Dr. F. R. Schilling und Prof. Dr. L.-G. Fleischer (von links nach rechts).
Foto: D. Linke

Die aus den ursprünglichen Referaten zur 5. Jahrestagung der Leibniz-Sozietät zum Thema „Energiewende – Produktivkraftentwicklung hervorgegangenen und/oder von nachfolgenden Diskussionen angeregten multidisziplinären wissenschaftlichen Beiträge werden unter dem Titel „Energiewende. Produktivkraftentwicklung und Gesellschaftsvertrag“ als Band 31 der Abhandlungen der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften im trafo Wissenschaftsvertrag Berlin publiziert. Das Buch wird Anfang 2014 erscheinen. Herausgeber sind der Präsident der Sozietät, Prof. Dr. Gerhard Banse, und der Sekretar der Klasse Naturwissenschaften und Technikwissenschaften, Prof. Dr. Lutz-Günther Fleischer.

H.-J. Rothe