Nekrolog auf unseren Ehrenpräsidenten Herbert Hörz
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. trauert um ihr Mitglied und ihren Ehrenpräsidenten, den Philosophen, Physiker und Wissenschaftshistoriker Prof. Dr. Dr. hc. Herbert Hörz, der am 8. Juni 2024 im Alter von 90 Jahren in Berlin verstorben ist.
Herbert Hörz wurde am 12. August 1933 in Stuttgart geboren und verbrachte seine Kindheit bei Tante und Onkel in der Familie eines Schlossermeisters in Echterdingen am Stadtrand von Stuttgart. Nach der Heirat seiner Mutter zog die Familie nach Erfurt, wo er seine Schulbesuche trotz der Kriegswirren fortsetzte. Von 1948-1952 besuchte er die Lessing-Oberschule und erwarb dort das Abitur. Ab 1952 studierte er Philosophie und Physik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena unter anderem bei dem marxistischen Philosophen, Kybernetiker und Systemtheoretiker Georg Klaus (1912-1974). Als dieser 1953 an die Humboldt-Universität zu Berlin berufen wurde und die Leitung des Instituts für Philosophie übernahm, wechselte Herbert Hörz ebenfalls dorthin. 1956 legte er sein Examen mit Auszeichnung ab und 1960 promovierte er bei Klaus Zweiling an der Humboldt-Universität mit summa cum laude mit der Schrift Zur philosophischen Bedeutung der Heisenbergschen Unbestimmtheitsrelationen und legte die mündliche Prüfung in den Fächern Philosophie und Physik ab. 1962 habilitierte er sich ebenfalls an der Humboldt-Universität mit einer Arbeit über Philosophie und Quantenmechanik.
Am Institut für Philosophie der Humboldt-Universität war Herbert Hörz 1956 Assistent, 1957 Aspirant und 1959 Oberassistent. Insbesondere am Lehrstuhl „Philosophische Probleme der modernen Naturwissenschaften“ trug er als Stellvertreter des Lehrstuhlinhabers Hermann Ley (1911-1990) zum Aufbau und zur Entwicklung dieser Disziplin bei. Nach seiner Habilitation wurde Herbert Hörz zum Hochschuldozenten, 1965 zum Professor mit Lehrauftrag für philosophische Probleme der Naturwissenschaften und 1968 zum ordentlichen Professor an der Humboldt-Universität berufen. Er war in mehreren Ämtern an der Humboldt-Universität tätig. 1966 wurde er zunächst Prodekan und 1967-1968 Dekan der philosophischen Fakultät. In dieser Zeit fiel ihm die Aufgabe der Umsetzung der Hochschulreform zu. 1968-1972 war er Gründungsdirektor der Sektion Philosophie.
Von 1972-1989 war Herbert Hörz als Leiter des Bereichs philosophische Fragen der Wissenschaftsentwicklung am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR tätig. Er war außerdem seit 1982 stellvertretender Direktor für Forschung des Philosophie-Instituts. 1973 wurde er korrespondierendes und 1977 ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1982 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Akademie der Pädagogischen Wissenschaften der DDR gewählt. 1989 war er als Vizepräsident für Plenum und Klassen der Akademie der Wissenschaften der DDR gewählt worden, ein Amt, das er bis zur Auflösung der Akademie ausübte.
Von den zahlreichen Ehrungen für Herbert Hörz seien die folgenden erwähnt: Er erhielt den Nationalpreis der DDR II. Klasse für Wissenschaft und Technik (1972), die pädagogische Hochschule Erfurt-Mühlhausen ernannte ihn 1989 zum Dr. h.c., 1990 erhielt er den Friedrich-Engels-Preis der Akademie der Wissenschaften der DDR. Er war Mitglied der European Academy of Science, Arts and Humanities, Ehrenmitglied der Internationalen Vereinigung für Weltwirtschaft und Weltpolitik (IWVWW).