Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied Prof. Dr. sc. techn. Peter Knoll

Prof. Dr. Peter Knoll, MLS (1940–2023)

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied

Prof. Dr. sc. techn. Peter Knoll,

Akademie-Professor für Geophysik mit den Hauptarbeitsgebieten Gebirgsmechanik und induzierte Seismizität

Peter Knoll wurde am 14.06.1940 in Eilenburg geboren. Er verstarb nach schwerer Krankheit am 12.11. 2023 in Potsdam. Die akademische Ehrung durch die Leibniz-Sozietät anlässlich seines 80. Geburtstages zu erleben, war ihm noch vergönnt. Die tiefe Anteilnahme unserer Gemeinschaft zu ihrem großen Verlust gilt seiner Frau und seiner Tochter.

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. ist eine gemeinnützige Vereinigung hochqualifizierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zur Förderung der Wissenschaften. Sie ist eine Gelehrtengesellschaft mit einer großen Geschichte. Ihre Mitglieder werden kooptiert. Zugewählt wird nur, wer bereits auf weithin anerkannte Forschungsleistungen verweisen kann. Erwartet wird, dass weitere Leistungen erbracht werden, die dazu beitragen, das wissenschaftliche Ansehen der Sozietät zu festigen.

Die Leibniz-Sozietät hat Peter Knoll im Mai 2009 zu ihrem Mitglied gewählt. Die Absicht der Zuwahl bestand schon seit Konstituierung der Sozietät als Verein. Peter Knoll hatte aber stets darum gebeten, davon noch abzusehen, da seine Erwerbstätigkeit in der Wirtschaft die Mitwirkung in der Sozietät nicht im erforderlichen Maße zulassen würde. Das damit gegebene Versprechen hat er als Mitglied in vorbildlicher Weise gehalten. Die Sozietät dankt ihm dafür ausdrücklich. Eine erste Anerkennung erfolgte 2016 durch die Auszeichnung mit der Medaille, die nach dem Mitbegründer der Leibniz’schen Gelehrtengesellschaft Daniel Ernst Jablonski benannt ist, der auch ihr Präsident von 1733 bis 1741 war. Offensichtlich verstand Kollege Knoll die Auszeichnung als Antrieb für sein anhaltendes hohes Engagement.

Peter Knoll hat von 1960 bis 1965 an der Technischen Hochschule Dresden (ab 1961 Technische Universität) Physik in der Studienrichtung Kernphysik studiert. Sein lebenslanges Arbeitsgebiet wurde die Geophysik mit ihren Anwendungen im Bergbau. Seine Laufbahn begann 1966 im Institut für Bergbausicherheit Leipzig bei der Obersten Bergbehörde der DDR, wo er bis 1982 tätig war. Seine dortigen Arbeitsleistungen waren wissenschaftlich derart anspruchsvoll, dass er mit den erreichten Ergebnissen als Externer an der Bergakademie Freiberg promovieren und sich habilitieren konnte – 1970 zum Dr.-Ing. auf dem Gebiet Geomechanik und 1981 zum Dr. sc. techn. (Promotion B) auf dem Gebiet Bergbau. 1982 nahm Peter Knoll das Angebot an, die entsprechenden Forschungsarbeiten im Zentralinstitut für Physik der Erde der Akademie der Wissenschaften der DDR in Potsdam zur neuen Arbeitsrichtung auszubauen. Das Präsidium der Akademie ernannte ihn 1983 zum Professor für Geophysik. Er wurde Bereichsleiter und Stellvertreter des Institutsdirektors.

Da die Akademie der Wissenschaften der DDR im Oktober 1990 aufgelöst wurde, wechselte Prof. Knoll in die Privatwirtschaft. Er gründete 1990 das GTU Ingenieurbüro Prof. Dr. Knoll und die Geodyn Gesellschaft für Geophysikalisches Messen und Geotechnische Untersuchungen mbH (letztere bestand bis 2002). In den Jahren 2001 bis 2005 war Prof. Knoll zudem Technischer Geschäftsführer der GTS Grube Teutschenthal Sicherungs GmbH & Co.KG in Teutschenthal, Land Sachsen-Anhalt, und anschließend bis 2008 Fachberater dieses Unternehmens. Während dieser Tätigkeit konnte er, auf den Ergebnissen seiner wissenschaftlichen Arbeiten aufbauend, wesentlich dazu beitragen, die Folgen des Gebirgsschlages vom 11.09.1996 zu beherrschen und das Bergwerk Teutschenthal zu einem stabilen und wirtschaftlichen Unternehmen zu entwickeln. Von 1994 bis 2011 war er Öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für unterirdische Hohlräume und Böschungen; Anerkannter Sachverständiger mehrerer Bergämter und Oberbergämter (Nordrein-Westfalen, Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt, Saarland).

Peter Knoll absolvierte vielfältige wissenschaftliche Arbeitsaufenthalte im Ausland (in mehr als 12 Ländern). Er wurde weit über Deutschland hinaus für seine Arbeiten zur anthropogen induzierten Seismizität, insbesondere im Bergbau und bei der unterirdischen Gewinnung und Speicherung gasförmiger und flüssiger Medien, geschätzt. Der Staatsrat der DDR hat ihn 1988 im Kollektiv mit dem Nationalpreis für Wissenschaft und Technik I. Klasse ausgezeichnet, im Rahmen der Gesamtleistung „Einführung neuer Wirkprinzipien zum verlustarmen Abbau von Carnallitit und Sylvinit im Kalibergbau der DDR“ für seine Arbeiten auf dem Gebiet der bergbaulichen Gebirgsmechanik und der Bekämpfung von Gebirgsschlägen.

Peter Knoll hatte in der Leibniz-Sozietät schon bevor er die Mitgliedschaft annahm mehrfach über seine wissenschaftliche Tätigkeit vorgetragen. Als Mitglied war er in vorbildlicher Weise aktiv im Arbeitskreis Geo-, Montan-, Umwelt-, Weltraum- und Astrowissenschaften. Er stärkte die Kompetenz der Leibniz-Sozietät zu solch gesellschaftlich brisanten Themen wie die unterirdische Deponie von radioaktiven Rückständen.

Damit jedoch nicht genug: Ohne das hohe Engagement unseres Mitgliedes Peter Knoll hätte die Leibniz-Sozietät gewiss nicht ihre Homepage, wovon wir alle tagtäglich profitieren. Unsere Gemeinschaft hat einen guten, stets hilfsbereiten Kollegen verloren.

Die Leibniz’sche Gelehrtengesellschaft wird sein Andenken immer in Ehren halten.

Heinz Kautzleben (MLS)