Bericht zum Plenum am 12. Dezember 2024

Bericht zum Plenum der Leibniz-Sozietät am 12. Dezember 2024, durchgeführt gemeinsam mit der Gesellschaft für Kybernetik

Gemeinsames Foto nach der Auszeichnung mit dem Wiener-Schmidt-Preis der GfK, v.l.n.r. Hanspeter Loewen (GfK), Erdmute Sommerfeld (MLS), Werner Krause (MLS), Gerda Haßler (MLS), Siegfried Piotrowski (GfK) 
(Foto: Gerhard Pfaff)

Am 12.12.2024 fand das Plenum der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin als öffentliche Veranstaltung gemeinsam mit der Gesellschaft für Kybernetik (GfK) im Ratssaal des Historischen Rathauses Berlin-Friedrichshagen statt (parallel Übertragung per Zoom). Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand die Auszeichnung von zwei herausragenden wissenschaftlichen Persönlichkeiten mit dem Wiener-Schmidt-Preis der GfK.

Einleitend begrüßte die Präsidentin der Leibniz-Sozietät, Gerda Haßler, die Teilnehmenden im Ratssaal sowie die per Zoom zugeschalteten Kolleginnen und Kollegen. Dabei ging sie auf die zurückliegenden gemeinsamen Veranstaltungen von Leibniz-Sozietät und GfK ein, deren erste schon 2002 stattfand. Die gute Zusammenarbeit zwischen beiden Gesellschaften fand auch in der Auszeichnung der GfK mit dem Samuel-Mitja-Rapoport-Kooperationspreis der Leibniz-Sozietät im Jahr 2024 ihre Würdigung.

Anschließend begrüßte Hanspeter Loewen (GfK) die Teilnehmenden seitens der GfK.

Auch in seinen Ausführungen stand die enge Zusammenarbeit von Leibniz-Sozietät und GfK im Mittelpunkt. Zudem stellte er die Bedeutung des Wiener-Schmidt-Preises dar.

Den Begrüßungen schloss sich der Vortrag „Wilhelm Dilthey – Motivator von Hermann Schmidt“ an, der von Hermann Michael Schmidt (Versmold) gehalten wurde. Darin stellte der Referent dar, dass die Kybernetik als fächerübergreifende Theorie von Steuerung und Regelung (N. Wiener, W. Ross Aschby, G. Klaus, H. Schmidt) zunächst im Grunde zwei ganz verschiedene Zielrichtungen hatte. Auf der einen Seite wollte sie Universalwissenschaft mit einer Kraft sein, in Einzelfächer hineinzuwirken und dort neue nützliche Verbindungen zu stiften.  Diesen Anspruch hat sie nach Meinung von Hermann Michael Schmidt kaum erfüllt. Auf der anderen Seite haben Kybernetiker versucht, die Beziehung zwischen dem Menschen und der (ja von ihm geschaffenen) Technik philosophisch neu zu deuten, der Technik einen Wert für das Selbstbild des Menschen zu geben. Diesen zweiten Anspruch wird die „Allgemeine Regelkreislehre“ von Hermann Schmidt, dem Vater des Referenten, in hohem Maße gerecht. Der Vortrag zeigte, dass die Lehre von Hermann Schmidt deutliche Gemeinsamkeiten mit der Lebensphilosophie des deutschen Theologen und Philosophen Wilhelm Dilthey (1833-1911) hat. In Dilthey’s Schriften heißt es, recht nah bei den Begriffen von Hermann Schmidt: „Die Geschichte zeigt, wie die Wissenschaften, die sich auf den Menschen beziehen, in einer beständigen Annäherung an das fernere Ziel einer Besinnung des Menschen über sich selbst begriffen sind“ (Wilhelm Dilthey: Gesammelte Schriften, VII. Band: Der Aufbau der Geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften. Verlag: Vandenhoeck & Ruprecht, 1992). Während Wilhelm Dilthey im Techniker des Alltags den Mann des bloßen Spezialwissens sah, machte Hermann Schmidt in seiner Theorie das Technisieren (die moderne Technik wird durch Automaten repräsentiert) zum Hauptmerkmal der Spezies Mensch.

In einem zweiten Vortrag, der den Titel „Norbert Wiener und die heutige Gesellschaft für Kybernetik“ trug, ging Siegfried Piotrowski (Präsident der GfK) hauptsächlich auf wesentliche Entwicklungsschritte im Fachgebiet der Kybernetik ein und würdigte in diesem Zusammenhang die Verdienste des Kybernetikers Norbert Wiener. Dabei griff der Referent auf verschiedene Zitate aus dem Jahr 1994 zurück, die er anlässlich der 100sten Geburtstage von Norbert Wiener und Hermann Schmidt zusammengestellt hatte. Aus den Ausführungen wurde deutlich, welche Rolle die Kybernetiker Norbert Wiener und Hermann Schmidt mit ihrer wissenschaftlichen Ausrichtung bis heute für die Gesellschaft für Kybernetik spielen.

Nach den Fachvorträgen erfolgte die Auszeichnung von Erdmute Sommerfeld und Werner Krause (beide MLS) mit dem Wiener-Schmidt-Preis der GfK:

  • Laudatio für Erdmute Sommerfeld und Werner Krause gehalten von Gerhard Pfaff
  • Überreichen der Preise (Urkunden) an Erdmute Sommerfeld und Werner Krause durch Siegfried Piotrowski und Hanspeter Loewen
  • Worte des Dankes und der Erinnerung von Erdmute Sommerfeld
  • Worte des Dankes und der Erinnerung von Werner Krause

Die beiden Geehrten erhielten den Wiener-Schmidt-Preis in Würdigung ihrer hervorragenden Leistungen für die Kybernetik dokumentiert durch zahlreiche wissenschaftliche Veröffentlichungen zu Grundlagen und Lehre dieses Fachgebietes.

In seinem Schlusswort sprach Gerhard Pfaff den beiden Ausgezeichneten seinen Glückwunsch aus und regte an, alle Beiträge der Veranstaltung in einem Band von Leibniz Online zusammenhängend zu publizieren.

Gerhard Pfaff