Workshop über die Geologie von Eurasien am 27. und 28. Juni 2019 am Deutschen GeoForschungszentrum GFZ in Potsdam; Bericht

Der Workshop über die Geologie von Eurasien am 27. und 28. Juni 2019 am Deutschen GeoForschungszentrum GFZ in Potsdam wurde organisiert von den Kollegen Marco Bohnhoff (GFZ, Potsdam, MLS) mit seiner Arbeitsgruppe und Reimar Seltmann (CERCAMS, Natural History Museum, London, MLS) in dem Arbeitskreis GeoMUWA der Leibniz-Sozietät und im Rahmen des UNESCO IGCP-Projektes 662.

Die Teilnehmer des Workshops vor dem Tagungsgebäude. Foto: Claudius Marx

Begrüßung durch Prof. Magdalena Scheck-Wenderoth, Direktor des Departments `Geosysteme’ im GFZ Potsdam und Prof. Gerhard Banse, Präsident der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften Berlin.

Die Direktorin erläutert die lange Tradition geowissenschaftlicher Forschung auf dem Potsdamer Telegrafenberg und die enge Verknüpfung des Workshop-Themas mit der laufenden Forschung des Potsdamer Geoforschungszentrums. In Persona Prof. Kautzlebens als ehemaligem Direktor des ZIPE und langjährigem Mitglied er Leibniz-Sozietät ist die enge Interaktion zwischen beiden ausrichtenden Institutionen ausdrücklich dokumentiert.

Der Präsident erläutert die historischen Zusammenhänge zwischen Leibniz Sozietät und GFZ und führt aus: Für das GFZ ist das Thema des Workshops ein zentrales Thema seiner Forschungsaktivitäten. Für die Leibniz-Sozietät umfasst es die Arbeits-und Interessengebiete von mehreren Mitgliedern der Sozietät, in der Vergangenheit wie in der Gegenwart. Zur Vergangenheit weist er auf frühere Mitglieder hin: Zuerst auf Alexander von Humboldt und seine Reise vor 190 Jahren durch Russland nach Sibirien und Zentralasien bis zum Altai, dann den Geologen und Geographen Ferdinand von Richthofen, der berühmt wurde durch seine Forschungsreisen nach Ostasien (1868 bis 1872). Schließlich hebt er hervor, daß Herr Kollege Wenjiao Xiao, der erst kürzlich zugewählt wurde, im Rahmen des Workshops seinen Antrittsvortrag in der Leibniz-Sozietät hält.

Dem entsprechend war der nächste Programmpunkt die Inauguration von Prof. Wenjiao Xiao. Diese wurde begonnen mit der von Prof. Sengör vorgetragenen Laudatio und gefolgt vom Antrittsvortrag Prof. Xiaos zur Entwicklung der Altaiden-Tethysiden. Damit war auch das wissenschaftliche Programm des ersten Drittels des Workshops eröffnet, das weitere Vorträge zu diesem Thema vorstellte, einschließlich der Metallogenese. Weitere Vorträge zu seismotektonischen und verwandten Themenkomplexen folgten. Die Vorträge am zweiten Konferenztag fokussierten auf geologische und mineralogische Themen im Gesamtkontext Eurasien. Die Sitzungen des zweiten Tages endeten zur Mittagszeit.

Das detaillerte Programm mit den Vortragenden und Kurzfassungen der Beiträge im Vorfeld des Kolloquiums bereits auf der Seite der Leibniz-Sozietät veröffentlicht.

Die thematischen Highlights des Workshops umfaßten besonders:

  • Rolle der Indien-Asien Kollision auf Strain-Stress Spannungsfeld und Neotektonik in Zentralasien (Erdbeben, Rotation, Profilverkürzung, Heraushebung 6 mm/a)
  • Diskussion um Anteil juvenile vs recycled Kruste in Zentral Eurasien (Altaiden) als Forschungsschwerpunkt; die Angaben zum Anteil juveniler Kruste schwanken von 10% bis 60%
  • Geophysik und Seismologie im Tethysraum

Damit hat der Workshop wesentliche neue Ergebnisse aktueller Studien in Eurasien vorgestellt sowie ihre Bedeutung für die globalen Aspekte der geowissenschaftlichen Forschung. Gleichzeitig hat er die gesellschaftliche Bedeutung der Resultate dieser Forschungen in Bezug auf Ressourcen und Naturgefahren eindrucksvoll deutlich gemacht.

Ausgewählte Teilnehmer ergänzten den Workshop durch eine Exkursion am Nachmittag des zweiten Tages und dem folgenden Wochenende:

Exkursion: Tektonik des Erzgebirges — Zentrale Europäische Varisciden Hauptthema: Recycling der kontinentalen Kruste von Peri-Gondwana

Die Gruppe unter Leitung von Dr. Uwe Kroner (Bergakademie Freiberg) hatte zuerst das Naturkundemuseum in Chemnitz besucht (Versteinerter Wald, Regionalgeologie Erzgebirge, Erzgebirgebecken und Granulitgebirge). Am Samstag wurde die tektonometamorphe Entwicklung im mittleren Erzgebirge gezeigt, u.a. Ortho- und Paragneise, Hoch- und Mitteldruckmetamorphose, Zöblitz mit Eklogit und Serpentinit, thrust & fold tectonics, Lithostratigraphie und Krustenstapelung des Paläozoikum. Aufschlüsse der Zinngranite und Skarne durften nicht fehlen. Ein Höhepunkt war der Besuch untertage in den Zinnkammern Pöhla / Westerzgebirge. Am Sonntag wurden auch Granulite im Granulitgebirge examiniert. Von Interesse war auch am Hirtstein (Tertiär-Basaltfächer) die Darstellung von Reliefumkehr (Olivinnephelinit / Basaltlaven über Flussschotter, später nach Abtragung des Umfeldes morphologische Erhebung als Verwitterungsrelikt). Goethe verewigte hier (“Faust”) den Streit der Gelehrten im Neptunismus-Plutonismus Streit.

Bilder von der Exkursion: Fotos: Prof. Tao Wang

Bericht: Reinhard O. Greiling