Workshop des AK „Prinzip Einfachheit“: Bericht

Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ führte am 23. März 2017 seine vierzehnte öffentliche wissenschaftliche Sitzung durch. Es sprach  Dr. Alexander Unzicker (München) zum Thema:

Naturgesetze sind einfach – Evidenzen aus der Geschichte der Physik“

Prof. Dr. Herbert Hörz (MLS) von der Leitung des Arbeitskreises leitete die Sitzung.

Der Vortragende Dr. Alexander Unzicker beschreibt den Inhalt seines Vortrages wie folgt:
„Dem bekannten Diktum Albert Einsteins “Eine Theorie hat kaum Aussicht auf Wahrheit, wenn sie nicht logisch sehr einfach ist” würden die meisten Wissenschaftler sicher zustimmen. Aber gibt es außer Anekdoten um große Physiker einen zwingenden Grund, dass Naturgesetze einem Prinzip der Einfachheit genügen müssen? Ja – klare Evidenz aus der Geschichte der Physik. Diese liefert uns auch eine eindeutige Definition des scheinbar subjektiven Begriffes: Einfach ist eine Theorie dann, wenn sie über wenige freie Parameter, genannt auch Naturkonstanten, verfügt. Tatsächlich wird gezeigt, dass fast alle wissenschaftlichen Revolutionen mit einer Verringerung dieser willkürlichen Zahlen einhergingen. So nachvollziehbar dies ist, so unbequem ist diese Folgerung für die derzeitigen Standardmodelle der Physik: Die inflationäre Verwendung von inzwischen über fünfzig derart anpassbarer Parameter zeigt unweigerlich, dass sich die moderne Physik in einer Sackgasse befindet. Ein spezieller Ausweg wird hier näher vorgestellt: Eine vergessene Idee Einsteins aus dem Jahr 1911, die die Anzahl der freien Parameter in der Kosmologie drastisch verringern würde.“

Der Beitrag war ein lehrreicher Ausflug in die Geschichte der Physik und zeigte zugleich, dass visionäre Ideen Voraussetzungen für Paradigmenwechsel sind. In der Diskussion wurde deutlich, dass ein Prinzip Einfachheit als Erkenntnisprinzip in der Physik wirksam ist: Das Prinzip Einfachheit drückt sich hier aus in der Verringerung einer Anzahl von Naturkonstanten. Wird eine Verbindung zwischen Naturkonstanten entdeckt, macht dies eine Naturkonstante überflüssig. Voraussetzung dafür ist die Herstellung von Beziehungen zwischen verschiedenen Teilgebieten der Physik, die Erfüllung eines Äquivalenzprinzips. Die Suche nach äquivalenten Beziehungen zwischen Gebieten der Physik, also einer Hypothese darüber, es könnte äquivalente Beziehungen zwischen Teilgebieten der Physik geben, entspricht der Schaffung von Voraussetzungen für Einfachheit. Aus der Sicht der Elementaranalyse von Denkprozessen handelt es sich hier um eine Aktivierung von Vergleichsprozessen, einer Universalie des Denkens zur Herstellung von Analogien.

Damit würde eine These unseres Arbeitskreises durch den Beitrag aus der Physik bestätigt.

Zahlreiche Diskussionsbeiträge befassten sich mit den aufgeworfenen physikalischen Problemen. Dies betraf die Variabilität der Lichtgeschwindigkeit, die Erklärung der Rotverschiebung, die Variabilität der Gravitation, die Erklärung der dunklen Materie, eine mögliche Hinterfragung der Newtonschen Axiome und anderes mehr. Es wurde auf die Arbeiten von Hans-Jürgen Treder verwiesen.

Auch zum Prinzip Einfachheit selbst wurde mehrfach das Wort ergriffen. Einig war man sich in der Grundthese: je weniger, umso einfacher, jedoch wurde nochmals darauf verwiesen, dass das Elementare das Einfache ist, das nicht weiter reduzierbar ist. Schließlich ist nicht jedes widerspruchsfreie System einfach. Wenn etwas kompliziert dargestellt werden muss, ist dies möglicherweise Ausdruck dafür, dass man noch nicht zu den Grundlagen vorgedrungen ist. Auf erschienene Publikationen dazu wurde verwiesen.

In einer wissenschaftlichen Mitteilung erinnerte Prof. Dr. Karl-Heinz Bernhardt (MLS) an den heutigen (23. März) Welttag der Meteorologie  und auch an die bekannten Konsequenzen, die bereits in Beiträgen der Leibniz-Sozietät dargelegt wurden.

Die nächste Sitzung des Arbeitskreises „Prinzip Einfachheit“ findet am 23.11.2017 statt. Es spricht Prof. Dr. Thomas Naumann, Zeuthen, zum Thema „ Sind Schönheit und Einfachheit Kriterien der Wahrheit in der Physik“.

Werner Krause