Nachruf auf unser Mitglied Frau Dr. Rose-Luise Winkler

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Frau Dr. phil. Rose-Luise Winkler (1943 – 2022)

Rose-Luise Winkler studierte Ökonomie an der Universität Rostock, erhielt dort 1965 das Diplom. Eine Aspirantur an der Lomonossow-Universität Moskau schloss sie 1969 mit der Promotion zu einem Thema der Soziologie ab. Wissenschaftssoziologie wurde ihr Spezialgebiet. Dem entsprachen Anstellungen an der Humboldt-Universität Berlin und an Instituten der Akademie der Wissenschaften der DDR sowie Redakteurstätigkeit und mehr als 100 Veröffentlichungen. Nach der politischen Wende kam es, wie bei vielen, zu Einschnitten im Lebenslauf.

Besonders verdienstvoll ist eine 2013 erschienene, von ihr herausgegebene Anthologie der Wissenschaftstheorie und Wissenschaftssoziologie in der Sowjetunion der 1920er und 1930er Jahre. Das Buch erschließt deutschsprachigen Lesern bedeutende einschlägige Texte. Diese belegen, wie weit man damals schon war, welche vielversprechende Entwicklung auch auf eben jenem Gebiet durch den Stalinismus abgebrochen wurde. Eine Vorversion des Buches in russischer Sprache erschien bereits 1992 an der Universität Tjumen; die Auswahl und kompetente Kommentierung der Texte können als Habilitations-äquivalente Leistung angesehen werden. Seit ihrer Zeit in Moskau hat R.-L. Winkler stets wissenschaftliche Verbindungen in die Sowjetunion bzw. nach Russland gepflegt, durch regelmäßige Gastaufenthalte und Beteiligung an Projekten. Unter den Themen sei die Geschichte der Erforschung sibirischer Sprachen hervorgehoben.

Rose-Luise Winkler war oft Gast bei der Leibniz-Sozietät schon bevor sie 2014 als Mitglied gewählt wurde. Sie blieb weiter wissenschaftlich aktiv, solange und soweit es krankheitsbedingte Einschränkungen später noch erlaubten.

Rainer Schimming