Jahrestagung der Leibniz-Sozietät 2014, durchgeführt als gemeinsame Konferenz der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften und der Makedonischen Akademie der Wissenschaften und Künste; Bericht

Am 31. Oktober 2014 fand im Robert-Havemann-Saal des Rathauses Berlin Mitte die diesjährige Jahrestagung der Leibniz-Sozietaet der Wissenschaften zu Berlin e.V. Sie wurde gemeinsam mit der Makedonischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Skopje veranstaltet.

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Der Vizepräsident der Leibniz-Sozietät, Prof. Dr. Armin Jähne, beim Vortrag; Foto: D. Linke

Thema der Konferenz: 

Der 1. Weltkrieg auf dem Balkan. Großmachtinteressen und Regionalkonflikte (von Berlin 1878 bis Neuilly 1919/1920)

Zu Inhalt und zum Verlauf :

  1. Der Praesident der Leibniz-Sozietaet der Wissenschaften zu Berlin, Prof. Dr. Gerhard Banse, begrüsste in seiner Ansprache die makedonischen Gäste, darunter den Praesident der Makedonischen Akademie der Wissenschaften und Künste, Akad. Prof. Dr. Vlado Kambovskij, und mit Akad. Prof. Dr. Luan Starova einen der bekanntesten Schriftsteller in Makedonien und auf dem Balkan (deutsche Übersetzungen liegen vor). Er hob die bisherige gute und fruchtbare Zusammenarbeit der beiden wissenschaftlichen Einrichtungen hervor (erste gemeinsame Veröffentlichung „Wissenschaft und Kunst“, Skopje 2012) und gab der Überzeugung Ausdruck, dass die heutige Veranstaltung zur weiteren Festigung der bestehenden Kooperationsbeziehungen beitragen werde. Anschließend umriß er in gebotener Kürze die Bedeutung des Themas für die gegenwärtige Diskussion um Ursachen und Verlauf des 1. Weltkrieges. Das Thema der Tagung reihte sich auf besondere Weise in jene Reihe von wissenschaftlichen Veranstaltungen ein, die in den letzten zwei Jahren zur diffizilen Problematik des 1. Weltkrieges auf internationaler Bühne stattfanden. Beflügelt wurde der weltweite Diskurs durch vor allem zwei Bücher: die großen Monographien aus der Feder des Australiers Christopher Clark und des Berliners Herfried Münkler. In linken Kreisen Deutschlands erfreuten sich die kritischen, meinungsbildenden Beiträge Kurt Pätzolds (MLS), ob in Buchform oder als Zeitungsartikel, ebenfalls einer beträchtlichen Aufmerksamkeit. Die heutige Konferenz, so der Präsident, hat einen Kriegschauplatz zum Gegenstand, der in der bisherigen Weltkriegsforschung lange Zeit ein Schattendasein führte, den Balkan. Hier war nach den schicksalhaften Beschlüssen des Berliner Kongresses von 1878 eine Entwicklung von stärkster Nachhaltigkeit eingetreten, die den Balkan zu einem dauerhaften Konfliktherd werden ließ. Wenn Michael Weithmann in seiner Balkanchronik von 1997 schreibt: „Der 1. Weltkrieg beginnt in Südosteuropa nicht erst 1914, sondern bereits zwei Jahre vorher“ (1997, S. 315), d.h. mit den beiden Balkankriegen 1912/13, dann muss ihm sicherlich recht gegeben werden. Die Schüsse in Sarajewo wären ohne ihre balkanische Vorgeschichte, ohne den balkanischen Krisenherd wohl folgenlos verhallt. So aber eigneten sie sich vorzüglich als Anlaß zu jener Katastrophe, die für die europäische Kulturwelt zum Schock wurde.
     
  2. Der Präsident der MANU, Akad. Prof. Dr. Vlado Kambovskij,  lobte die bisherige Zusammenarbeit mit der Leibniz-Sozietät und erklärte die Bereitschaft zur Verwirklichung künftiger, gemeinsamer wissenschaftlicher Vorhaben. Auch er betonte die Wichtigkeit des Konferenzthemas als Beitrag nicht nur zum besseren Verständnis der Ursachen des 1. Weltkrieges, sondern auch im Hinblick auf die weltgeschichtliche Rolle der Balkanvölker. Er ging auf die spezielle Geschichte des makedonischen Volkes ein, das seit 1878 vor allem als Objekt und Opfer der Politik der Großmächte fungierte und schließlich dreigeteilt wurde. Das serbische Wardar-Makedonien (seit 1913) war im 1. Weltkrieg eher Kriegsbeute im Widerstreit der regionalen wie überregionalen Interessen als politisches oder militärisches Subjekt. Das Ringen der Makedonen um ihre nationale Identität erfolgte unter extraordinären politischen Bedingungen, hatte lediglich in der heutigen Republik Makedonien einen gewissen Erfolg, ein Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.

In den 12 Referaten die sich über den Vormittag und Nachmittag verteilten, wurde über folgende Probleme vorgetragen:

  1. Hervorgehoben wurde, dass die Kriegsereignisse auf dem Balkan, in Makedonien und an der makedonischen Front (die „Vergessene Front“) mit ihren spezifischen Besonderheiten in der europäischen Weltkriegsforschung weit weniger Beachtung gefunden haben als die Ereignisse an der West-, Ost- und Alpenfront (italienische Front). Das betrifft auch die Hintergründe des Krieges auf dem Balkan (Prof. Dr. Marjan Dimitrijevski).
  2. Ging es um die nach dem Berliner Kongress 1878 entstandene besondere politische Situation auf dem Balkan, die schon früh den Keim zu neuen Kriegen in sich trug, die sich über die so genannte „bulgarische Krise“ von 1885-1887 und die beiden Balkankriege 1912/13 weiter zuspitzte und schließlich in den 1. Weltkrieg mündete. Schon die„bulgarische Krise“ hatte deutlich werden lassen, dass die Bombe, die Europa in den 1. Weltkrieg hinein sprengen würde, auf dem Balkan lag. Sie konnte nur hier gezündet werden, was dann auch in Sarajevo geschah (Prof. Dr. Armin Jähne).
  3. Neben dem Kriegsverlauf (Marjan Dimitrijevski, Armin Jähne) wurde vornehmlich den an den Balkan gebundenen Ursachen des 1. Weltkrieges nachgegangen und in diesem Zusammenhang die entsprechenden wechselnden Kräfteverhältnisse dort analysiert. Armin Jähne führte den Nachweis, dass die regionalen Gegensätze wie auch die Gegensätze der Großmächte auf dem Balkan (anfangs Österreich-Ungarn, Frankreich und England gegen Russland, dann Frankreich und schließlich England mit Russland in der Entente vereint) eine der Hauptursachen des 1. Weltkrieges waren. Näher eingegangen wurde auf die kurzsichtige und eigensüchtige Politik Russland, das seine traditionelle Bulgarienfreundlichkeit 1912/1913 aufgab und an die Seite Serbiens wechselte. Diese Politik trieb Bulgarien folgerichtig in die Arme der Mittelmächte. Übrigens stolperte Bulgarien nicht in den 1. Weltkrieg, sondern tat diesen Schritt 1915 ganz bewußt, trotz starken Widerstandes in der bulgarischen Gesellschaft. Der Beitrag von Dr. sc. Stefan Bollinger bezog sich zwar direkt auf den Balkan, ging aber bei der Darlegung der politischen und insbesondere der wirtschaftlichen Interessenlagen als Kriegsgründe über dessen Grenzen hinaus. Deutschlands Expansionspolitik, die – in welchem Maße auch immer – bereits begonnen hatte, via Balkan auf den Nahen Osten auszugreifen, geriet zwangsläufig in Konkurrenz zu den anderen imperialistischen Großmächten, die ihre wirtschaftlichen wie politischen Einflusssphären sichern bzw. erweitern wollten und damit ihre eigenen Kriegsziele verfolgten.
  4. Einem meist unterschätzten, aber sehr menschlichem Problem wandte sich Luan Starova in seinem Beitrag „Der große Krieg zwischen moralischem und militärischem Imperativ auf dem Territorium des südlichen Balkan“ zu. Er zeigte in eindrucksvoller Weise am französischen Beispiel wie sich unter den menschenfeindlichen Bedingungen des Krieges das Prinzip des Humanismus behaupten kann, in Abhängigkeit vom hohen moralischen Standard der jeweils handelnden Person. Andererseits geht solch menschliches Verhalten, die Freiheit moralischer Entscheidung, meist zu Lasten der militärischen Karriere.
  5. Einen eigenen, vornehmlich von den makedonischen Gästen vorgestellten Themenkreis bildete die spezifische makedonische Kriegsproblematik, die einer gewissen Tragik nicht entbehrte. Wardar-Makedonien war erst 1913 endgültig an Serbien angegeliedert worden und befand sich kurze Zeit später im Kriegszustand. Daraus erwuchsen komplizierte Probleme ethnisch-psychologischer wie sozio-psychologischer Natur, die sich, weil in der Vergangenheit ganz Makedoniens wurzelnd, nicht auf monolinearem Wege lösen ließen. Wie sich diese Probleme seit 1878 herausbildeten und bis zu den Pariser Vorortverträgen entwickelten, welche Brüche diese Entwicklung erfuhr und wie sie durch den 1. Weltkrieg beinflusst wurde, machten Vlado Kambovski, Akad. Prof. Dr. Blaže Ristovski und Dr. Viktor Zakar deutlich. Darin eingeschlossen war immer die Frage nach der eigenen nationalen bzw. ethnischen Identität, die sich im Zuge der balkanischen, von den Großmächten (weniger Deutschland) dominierten Geschichte, zunehmend und letztlich auf Wardar-Makedonien, die heutige Republik Makedonien, einengte. Es ist das gute Recht der dort lebenden Makedonen, sich mit dieser nicht einfachen und oft schmerzlichen Frage der eigenen Identität zu beschäftigten. Sie sollte nicht leichtfertig als „Makedonismus“ abgetan werden. Im Verlaufe des Weltkrieges und mit der Neuordnung der politischen Verhältnisse auf dem Balkan danach wurde die Frage der Indentität akut, ging es doch um die Selbstpositionierung einer Bevölkerung, die gleichsam zwischen die Fronten geraten war. Blaže Ristovski resümierte: „Wie in Berlin (1878) und Bukarest (1913), so wurden auch dieses Mal (Versailles, Neuilly 1919 – AJ.) Makedonien als internationales Subjekt und die Makedonier als kulturell-nationale Entität in den Dokumenten nicht erwähnt“. Makedonien war ein „ignoriertes Opfer der Begehrlichkeiten der Nachbarn auf dem Balkan und der Interessen der Großmächte“ geworden. Die makedonische Frage blieb auf der Pariser Konferenz ungelöst (Vlado Kambovski). Obwohl in den Friedensverträgen die Minderheitenfrage als eine allgemeine Frage der Gleichberechtigung der Bürger in den neu erworbenen Territorien anhängig gemacht wurde, setzte namentlich in Ägäis-Makedonien eine durchgreifende Gräzisierung der dortigen Bevölkerung verbunden mit einer Diskriminierung der slawischen Sprache ein. In Wardar-Makedonien wurde gleichfalls serbisiert. Die Wende – für Wardar-Makedonien – brachte das Jahr 1944, als es gleichberechtigtes Mitglied der jugoslawischen Föderation wurde. Andererseits, wie Viktor Zakar, darlegte, war in der Ambivalenz des makedonischen Selbstverständnisses zum Ende des 1. Weltkrieges eine stärkere Bewegung zu jener ethnischen Selbstbestimmung spürbar, die heute die moderne makedonische Identität ausmacht.
  6. Eng verbunden mit der makedonischen Frage – aus historischer Sicht – waren die Referate von Prof. Dr. Hilmar Walter (Mitglied der BAN) über „Gustav Weigands Buch ‚Ethnographie Makedoniens’“ und Prof. Dr. Wolf Oschlies „Wo liegt denn Makedonien? Anmerkungen zur deutschsprachigen Militärkarthographie vor Beginn und im Laufe des 1. Weltkrieges“. Gustav Weigand, Begründer der Reihe Bulgarische Bibliothek, kannte den Balkan mit all seinen vielfältigen Problemen aus eigener Anschauung und war deshalb über die Kompliziertheit und Komplexität der makedonischen Problematik ausreichend informiert. Hilmar Walter berichtete an Hand der Monographie Weigands, die in Bulgarien und Makedonien (hier bei etwas unklarer Autorschaft) unlängst neu verlegt wurde, über die Schwierigkeiten ethnischer Selbstbestimmung und Abgrenzung bei den Balkanvölkern, in Sonderheit auch der Makedonen. Wolf Oschlies schließlich zeigte, vom Tagungspublikum lange erwartet, eine Abfolge historischer Karten, die zum einen Makedonien historisch verorteten, wobei sichtbar wurde, wie Makedonien, das als Ganzes nie den Status stattlicher Selbständigkeit erlangte und nicht erlangen durfte, zwischen den Mühlen regionaler Interessen unter aktivem Zutun der Großmächte Frankreich, England, Österreich-Ungarn und Russland zerrieben wurde, bis nur noch der Rest Wardar-Makedonien (= Republik Makedonien) übrigblieb. Zum anderen gewannen die Karten der Region und Makedoniens im Zuge des Kriegsgeschehens zusehends an Genauigkeit, dank der militärischen Karthographie. In engem Bezug zu makedonischen Spezifik stand auch der aufschlussreiche Beitrag von Prof. Dr. Helga Schultz „Die Balkanföderation als Konzept zur Lösung der Makedonischen Frage“. Sie ging dabei auf die längere Geschichte diese Konzepts ein, dessen Chancen, verwirklich zu werden, durch den Widerspruch von territorial-nationalem Prinzip bis hin zur Bildung eigenere Staaten und dem national-kulturellen Prinzip mit der Möglichkeit nationaler Autonomie in einen größeren Staastverband stark eingeschränkt waren. Als sich ein Teil der Makedonier 1917 für einen föderativ aufgebauten südslawischen Staat aussprach und das Makedonische revolutionäre Komitee in Petrograd im Juni 1917 gar das Programm einer Balkanischen Föderativen Demokratischen Republik auf den Weg brachte, meldeten sich unter den Makedoniern sofort gegenläufige Stimmen, die auf einem nationalen makedonischen Staat beharrten. Weder das eine noch das andere ließen sich realisieren.
  7. Mit der makedonischen Historiographie des 1. Weltkrieges vor und nach der Unabhängigkeit der Republik Makedonien befasste sich Prof. Dr. Dalibor Jovanovski. Einem erst neuerdings stärker in den Mittelpunkt der historischen Forschung gerückten Thema hatte sich Dr. Axel Weipert zugewandt, dem Widerstand gegen den Krieg in Berlin und Wien. Er relativierte damit das gängige Klischee von der allgemeinen Kriegseuphorie in Europa, die sich mit der Dauer des Krieges recht schnell abschwächte, um schließlich einer allgemeinen Kriegsmüdigkeit Platz zu machen (zum Widerstand in Bulgarien gegen den Kriegseintritt an der Seite Mittelmächte auch Armin Jähne).

Akad. Prof. Dr. Blaže Ristovski, einer der makedonischen Gäste, war erkrankt und konnte deshalb nicht anreisen. Sein Vortrag wurde – leicht gekürzt – von Armin Jähne in Deutsch verlesen (nach dem Referat von Prof. Dr. Marjan Dimitrijevski).

Armin Jähne hatte am Ende seines Vortrages zwei Feldpostkarten auf den Bildschirm projiziert, eine bulgarische (1917) mit drei bulgarischen Soldaten und eine deutsche (Januar 1918) mit seinem Großvater vor einem Unterstand an der makedonischen Front (20° Kälte, ein Meter Schnee), ebenso dessen erhalten gebliebene Erkennungsmarke. Der Krieg bekam so ein Gesicht, was die makedonischen Kollegen veranlasste, über ihre Großväter und die Familientragödie zu reden, weil der Krieg ganze makedonischen Familien auseinanderriß und Bruder gegen Bruder kämpfem musste.

Die Quintessenz der Tagung zog Marjan Dimitrijevski, der ein beeindruckendes Buch über Zeitdenkmäler an der makedonischen Front (Bunker, Unterstände, Schützengräben, Soldatengräber und –friedhöfe etc.) publiziert hat (Skopje 2011): „Das Feld mit Grabsteinen und Kreuzen von 18000 Soldaten schützt die Namen der damaligen, an der makedonischen Front gestorbenen Soldaten vieler Nationen und Religionen. Sie sind heute zeitlose Zeugen aller Opfer des Krieges und stumme Mahnmale für die künftigen Generationen mit der stillen Botschaft: „Nie mehr darf es erlaubt werden, dass der Krieg über den Frieden herrscht“.

Schlusswort (Armin Jähne):
Um ein historisches Großereignis wie den 1. WK zu verstehen, ist es unabdingbar, die politische Situation zu begreifen, die ihm nicht nur unmittelbar vorausging, sondern die sich in seinem Vorfeld über Jahrzehnten allmählich, aber mit einer ihr immanenten und fatalen Konsequenz herausbildete. Leider betrachteten wir derartige Ereignisse zu oft von der heutigen Warte aus und rückwärtsgerichtet, d.h. mit Kenntnissen die post factum erworben worden sind. Wir betrachten sie, wissend, wie sich Staaten und Gesellschaften nach den stattgefundenen Ereignissen entwickelten und wir bewerten die Verhältnisse anders als jene, die damals Zeitgenossen und Zeitzeugen, ja aktive Macher gewesen sind. Um aber das Ereignis, hier den 1. WK, aus seiner Entstehungsgeschichte haraus zu erklären, müssen wir uns von den Gedanken lösen, dass wir heute alles besser verstünden, und uns den tatsächlichen Umständen, also jenen Faktoren zuwenden, die das Ereignis kurz- oder langfristig heranreifen ließen, so dass es nicht mehr zu verhindern war.

„Zum Krieg kann überhaupt alles führen. Zum Krieg muß überhaupt nichts führen“, schreibt Golo Mann in seiner Wallenstein-Biographie. Warum das eine eintritt, das andere aber nicht, liegt an den jeweiligen Gegebenheiten. Sich über sie klarzuwerden, ist Aufgabe der Historiker. Dabei über Meinungen zu streiten, ist sinnlos, vielleicht sogar schädlich, weil alte Klischees gepflegt werden oder neue hinzukommen. Fruchtbarer sind Diskussionen auf der Basis von Fakten, denn Fakten bleiben, ungeachtet ihrer ideologischen Deutungsbreite, Fakten und in diesen Fakten ist die Wahrheit zu suchen. Der 1.WK hatte viele Väter und einen polykausalen Ursprung.

Zum Schluß soll Karl Kraus, dessen „Ende der Welt“ zur Zeit am Wiener Volkstheater aufgeführt wird, zitiert werden: „Kriegsmüde – das ist das dümmste von allen Worten. Kriegsmüde sein, d. h. müde sein des Mordens, müde des Raubes, müde der Lüge, müde des Hungers, müde der Krankheit, müde des Schmutzes, müde des Chaos. War man je zu all dem frisch und munter? So wäre die Kriegsmüdigkeit wahrlich ein Zustand, der keine Rettung verdient. Kriegsmüde hat man immer zu sein, d.h. nicht nachdem, sondern ehe man den Krieg begonnen hat. Aus Kriegsmüdigkeitt werde der Krieg nicht beendet, sondern unterlassen. Staaten, die im vierten Jahr der Kriegsführung müde sind, haben nichts besseres verdient als – durchhalten! (Die Fackel, 23. Mai 1918, Heft 474-483). Ich wünsche den heute in der Welt Mächtigen und denen, die es gerne wären, eine unendliche Kriegsmüdigkeit – vorher, nicht danach.

Die Vorträge wurden in deutscher, makedonischer und englischer Sprache gehalten. Die makedonischen Beiträge waren synchron in deutscher Übersetzung auf dem Bildschirm zu lesen.

Die lebhaften Diskussionen, die zuweilen aus Zeitgründen abgebrochen werden mussten, wurden in Deutsch, Makedonisch und Russisch geführt. Die Übersetzung aus dem Makedonischen ins Deutsche und umgekehrt hatte dankenswerterweise Herr Dr. Viktor Zakar übernommen.

Die Materialien der Tagung werden zum Druck vorbereitet.

Auf die Tagung wurde im Zusammenhang mit dem im ND vom 25./26. Oktober 2014 veröffentlichten Beitrag „Der Zar wollte eigentlich nicht. Die beiden Balkankriege als Vorboten des Ersten Weltkrieges“ (A.Jähne) explizit hingewiesen (s.a. Presseecho).

Kleiner Bildbericht von der Konferenz.