Herzlichen Glückwunsch zur Übergabe der Promotionsurkunde

Glückwunsch IR 15-05-25 b02
Ingeborg Rapoport

Die Leibniz-Sozietät gratuliert ihrer Förderin, Frau Professorin Dr. Ingeborg Rapoport, zur erfolgreichen Verteidigung ihrer Doktorarbeit!

Die Verleihung der Promotionsurkunde wird am 9. Juni 2015 im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erfolgen, dort, wo die heute 102-jährige Medizinerin vor fast 80 Jahren ihre Dissertation zur Frage der Ursachen von Lähmungen infolge von Diphtherie verfasst hatte. Im faschistischen Deutschland war ihr als Tochter einer jüdischen Mutter die Verteidigung der Arbeit jedoch verwehrt.

Bevor sie 1938 in die USA emigrierte, bestätigte ihr ihr Doktorvater, Herr Professor Dr. Rudolf Degkwitz, auf einem offiziellen Briefbogen der Klinik die erfolgreich beendete Arbeit. Doch das konnte nicht verhindern, dass sie im Exil erst nach nochmaligem Studium den Doktortitel erwerben und als Kinderärztin tätig werden konnte.

Die McCarthy Ära erzwang eine erneute Flucht, die sie schließlich in die inzwischen gegründete DDR führte. Dort nutzte sie ihr Wissen und Können, um als Inhaberin des ersten Lehrstuhles für Neonatologie, der an der Charité in Berlin für sie etabliert worden war, die Säuglingssterblichkeit in bemerkenswerter Weise zu senken.

Ingeborg Rapoport bei der Arbeit
Ingeborg Rapoport bei der Arbeit

Als die Hamburger Klinik in Kenntnis ihrer Geschichte und von dem Willen getragen, bei der Aufarbeitung nationalsozialistischen Unrechts einen der Universität gemäßen Beitrag zu leisten, zunächst die Verleihung einer Ehrendoktorwürde erwog, lehnte Frau Ingeborg Rapoport ein solches Vorgehen ab. Eine wirkliche Anerkennung der dereinst geleisteten eigenständigen wissenschaftlichen Arbeit, so befand sie, könne nur die Zuerkennung des deutschen medizinischen Doktortitels sein. Das sei sie auch den vielen Betroffenen vergleichbarer Fälle faschistischer Willkür schuldig!

Doch als Vorbedingung dazu musste die damals verwehrte mündliche Verteidigung der Arbeit nachgeholt werden. Und so fand sich unter der Leitung des Dekans des Universitätsklinikums Hamburg- Eppendorf, Herrn Professor Dr. Dr. Uwe Koch-Gromus, eine offizielle Prüfungskommission in Berlin-Niederschönhausen ein, um die Prüfung abzunehmen. Der Dekan erklärte danach: „Nicht nur unter Berücksichtigung ihres hohen Alters war sie einfach brillant. Wir waren beeindruckt, von ihrer intellektuellen Wachheit und sprachlos über ihr Fachwissen – auch im Bereich der modernen Medizin“. – Sie bestand mit dem Prädikat „magna cum laude“.

Ganz herzlichen Glückwunsch!

Professor Dr. Gerhard Banse                     Professor Dr. Horst Klinkmann
Präsident der Leibniz-Sozietät                   Vorsitzender des Kuratoriums der Stiftung
der Wissenschaften zu Berlin                     der Freunde der Leibniz-Sozietät

 

Frau Prof. Dr. Jacobasch schrieb uns:

Viele gute Wünsche an Frau Prof. Dr. Inge Rapoport

Am 8. Oktober 2012 führten die Charite der Humboldt-Universität zu Berlin zusammen mit der Leibniz Sozietät der Wissenschaften zu Berlin einen Akademischen Festakt anlässlich des 100. Geburtstages von Frau Prof. Inge Rapoport und Herrn Prof. Mitja Rapoport durch. Als einer der Organisatoren der Veranstaltung wirkte ich vor allem an der Zusammenstellung des wissenschaftlichen Programms und der Versendung von persönlichen Einladungen an ausgewählte Wissenschaftler aus dem In- und Ausland mit. In diesem Zusammenhang schrieb ich auch an den Dekan der Medizinischen Fakultät der Universität Hamburg, Herrn Prof. Dr. Koch-Gromus und lud ihn zu dem Akademischen Festakt in Berlin ein, an dem er auch teilnahm. Zugleich informierte ich ihn darüber, dass Frau Prof. Rapoport in Hamburg ihr Medizin-Studium durchgeführt hat, ihr aber als Halbjüdin die Anerkennung ihrer Promotionsarbeit 1938 verwehrt wurde. Außerdem trug ich ihm meine Bitte vor, zu prüfen, ob es möglich wäre, diese politische Diskriminierung nach so langer Zeit im Rahmen der Festveranstaltung als ein Zeichen der Wiedergutmachung aus der Welt zu schaffen. Der Dekan bedankte sich für meine ihm unbekannten Informationen und versprach, der Angelegenheit nachzugehen. Kurz darauf rief er mich an und bestätigte mir, dass sich tatsächlich Unterlagen an der Fakultät zum Promotionsverfahren von Frau Prof. Rapoport befänden. Als überlegenswert nannte er auch die Möglichkeit, dass sich die Fakultät in Hamburg um eine Ehrenpromotion für Frau Prof. Rapoport bemühen könnte. Ich dankte ihm für den Vorschlag, erläuterte aber zugleich, dass ein solcher Schritt allein von der Hamburger Medizinischen Fakultät eingeleitet werden müsste, während meine Bitte auf eine Wiedergutmacheng einer politischen Diskriminierung ziele. Da ich über viele Jahre eine Promotionskommission an der Humboldt-Universität geleitet habe, wusste ich, dass es dafür Möglichkeiten gibt. Herr Prof. Koch-Gromus versprach mir, sich für eine Lösung des Problems einzusetzen. Aus diesem Grunde sprach er auch währende des Akademischen Festaktes mit den anwesenden Mitgliedern der Familie Rapoport. Nicht vorstellbar erschien es mir damals, dass für die Anerkennung der Promotionsarbeit 2 ½ Jahre erforderlich wurden und Frau Prof. Rapoport dieses Ereignis tatsächlich noch erleben konnte. Auch hatte ich nicht angestrebt und erwartet, dass die Hamburger Medizinische Fakultät den Schritt der Wiedergutmachung mit einer umfangreichen Promotionsprüfung zum Thema einer Arbeit, die fast 80 Jahre zurück liegt, verbinden würde, was natürlich mit Aufregung und großer Anstrengung für Frau Prof. Dr. Rapoport verbunden war. Ich gratuliere Frau Prof. Inge Rapoport von ganzem Herzen für die vollbrachte Leistung, zu der sie sich in Erinnerung an viele politisch verfolgte Menschen verpflichtet fühlte. Ich hoffe und wünsche, dass mit der Überreichung der Promotionsurkunde in Hamburg in wenigen Tagen sie wieder Ruhe und Erholung finden wird.

Gisela Jacobasch                                                                 02.06.2015