Ehrenkolloquium für Prof. Dr. sc. phil. Heidemarie Salevsky (MLS)

Aus Anlass des 70. Geburtstages von Prof. Dr. Heidemarie Salevsky fand am 10. Oktober 2014 an der Humboldt-Universität zu Berlin (im Hauptgebäude Unter den Linden 6) ein Ehrenkolloquium zum Thema “Translationswissenschaft – eine Interdisziplin” statt, organisiert von der ehemaligen wissenschaftlichen Mitarbeiterin und jetzigen Koautorin der Jubilarin, Dr. Ina Müller (Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz). Ina Müller hielt die Laudatio und überreichte den von ihr herausgegebenen Band mit den Beiträgen des Ehrenkolloquiums.

Die Jubliarin bei ihren Dankesworten
Die Jubilarin bei ihren Dankesworten; Foto: Dr. François Melis (Berlin) 

Heidemarie Salevsky hat an der Humboldt-Universität studiert, sich qualifiziert und war nach einigen Jahren der Praxis von 1972 bis 1996 am Institut für Slawistik tätig. Als erste Dozentin für Translationswissenschaft an der Humboldt-Universität (seit 1984) hatte die Jubilarin maßgeblichen Anteil am Aufbau der Disziplin.

Sie organisierte verschiedene internationale Konferenzen und gründete 1989 das Forschungsseminar zur Translationswissenschaft. Bis 2009 fanden 77 Veranstaltungen mit etwa 100 Referenten aus 17 Ländern statt. Heidemarie Salevsky war Mitglied in verschiedenen internationalen Fachgremien, u. a. im Executive Board der European Society for Translation Studies (1992-1998). Ihre 10jährige Tätigkeit als Fachvertreterin für Translation Studies im Scholarly Forum der United Bible Societies (UBS) spiegelte sich im Programm des Kolloquiums wider, zu dem Kollegen, Freunde und Weggefährten von ihr aus verschiedenen Universitäten Deutschlands und Österreichs sowie aus Großbritannien, der Türkei und Liechtenstein gekommen waren, die auch an die Gastprofessuren der Jubilarin an den Universitäten Heidelberg, Innsbruck, Wien und der State University of New York at Binghamton erinnerten.

Problemen der Bibelübersetzung waren folgende Vorträge gewidmet: “Translation as Reincarnation?” von Dr. David Clark (Großbritannien, über vier Jahrzehnte Übersetzungsberater von Bibelübersetzungsprojekten für die UBS und das Institute for Bible Translation Moskau). Zu Hermeneutik und Bibelübersetzung sowie zu seiner neuen Übersetzung der Genesis sprach Dr. sc. Gerhard Begrich (Berlin, ehem. Dozent an der Theologischen Fakultät der HUB, danach Rektor im Pastoralkolleg der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen im Kloster Drübeck). Über jüdische Übersetzungen des Neuen Testaments referierte Prof. Dr. habil. Martin Leutzsch, Professor für Neues Testament an der Universität Paderborn und Mitherausgeber der “Bibel in gerechter Sprache” (2006). Bibelübersetzungen in Plansprachen stellte Dr. sc. Detlev Blanke (Berlin, ehem. Dozent für Interlinguistik an der HUB, Ehrenvorsitzender der Gesellschaft für Interlinguistik) vor.

Zu Echnatons Sonnenhymnus und den Übersetzungen von Psalm 104 sprach Wera Blanke (Berlin, Initiatorin des Terminologischen Zentrums des Esperanto-Weltbundes in Rotterdam). Dem Thema “Translation als Fiktion: Literarischer Text und translationswissenschaftlicher Erkenntnisgewinn” widmete sich Prof. Dr. habil. Klaus Kaindl (Professor am Zentrum für Translationswissenschaft der Universität Wien). Den Zielen und Methoden einer modernen Translationslehre war der Beitrag von Prof. Dr. Dilek Dizdar (Professorin für Interkulturelle Germanistik und Translationswissenschaft am Fachbereich Translations-, Sprach- und Kulturwissenschaft der Johannes Gutenberg-Universität Mainz/Germersheim) gewidmet, der an die von Heidemarie Salevsky 2007 organisierte internationale Konferenz zur Vermittlung russischer Kultur in der Ausbildung (Konferenzband 2010) anknüpfte. Ein besonderer Beitrag kam von Prof. Dr. habil. Jekatherina Lebedewa (Professorin für Translationswissenschaft/ Russisch an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg und Leiterin der Russischen Abteilung am dortigen Institut für Übersetzen und Dolmetschen) zum Thema: “Dolmetscher zwischen den Kulturen: Erinnerungen an unsere Einführung ins Dolmetschen an der Humboldt-Universität”. Jekatherina Lebedewa verband die Erinnerungen aus ihrer Studienzeit an die Vorlesungen der Jubilarin “Einführung in die Translationswissenschaft” (1981) sowie an ihr Lehrbuch zum Dolmetschen (1979) mit ihren eigenen Dolmetscherfahrungen vom 27. Januar 2014 im Deutschen Bundestag (Feierstunde für die Opfer des Nationalsozialismus mit dem russischen Schriftsteller und Kriegsveteranen Daniil Granin aus St. Petersburg).

Die oben genannten Beiträge sind im Kolloquiumsband erschienen.

In einem zweiten Teil der Veranstaltung wurden persönliche Glückwünsche sowie Grüße verschiedener Universitäten, Einrichtungen und wissenschaftlicher Gesellschaften überbracht. Der Ehrenpräsident der Leibniz-Sozietät, Prof. Dr. sc. Herbert Hörz, gratulierte im Namen der Sozietät.

Den Abschluss der Veranstaltung bildete ein Gedicht von Bejan Matur, aus dem Türkischen ins Deutsche übertragen und in beiden Sprachen vorgetragen von Dr. Şebnem Bahadır (wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz/Germersheim, Koordinatorin des Programms für Studierende mit Türkisch als Grundsprache), die damit den Bogen zur Tätigkeit der Jubilarin an der Okan University Istanbul (2010-2011) sowie an der Bosporus-Universität Istanbul (2011) schlug.

Der Kolloquiumsband enthält auch das Schriftenverzeichnis von Heidemarie Salevsky (Stand: Juli 2014) mit 145 Titeln, darunter 13 Buchpublikationen. Im Internet finden sich unter www.prof-salevsky.de am Ende des Schriftenverzeichnisses (unter dem Titel “Translationswissenschaft als Interdisziplin : Beiträge des Ehrenkolloquiums zum 70. Geburtstag von Heidemarie Salevsky”) die Volltexte der auf dem Kolloquium gehaltenen Vorträge.