Biesdorfer Medizinische Gespräche: Bericht zum Vortrag von Prof. Dr. Horst Klinkmann

Bericht zum Vortrag von Prof. Dr. Horst Klinkmann

 „Vom hölzernen Zeh zum künstlichen Herzen: Eine Geschichte des künstlichen Organersatzes“

Am 24. November 2023 fand auf Einladung der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin im Schloss Biesdorf eine Abendveranstaltung mit einem Vortrag von Prof. Dr. Horst Klinkmann (Mitglied der Leibniz-Sozietät) zum Thema „Vom hölzernen Zeh zum künstlichen Herzen: Eine Geschichte des künstlichen Organersatzes“ statt. Gemeinsam mit der Leibniz-Sozietät hatten die Berliner Medizinische Gesellschaft e.V., der Campus Berlin-Buch GmbH und das Schloss Biesdorf zu dieser Veranstaltung eingeladen.

Im Vortragssaal des Schlosses Biesdorf in Berlin eröffnete die Präsidentin der Leibniz-Sozietät Gerda Haßler die Veranstaltung und begrüßte die Anwesenden. Dabei erinnerte sie an die vorangegangenen Vorträge zu medizinischen Themen im Schloss Biesdorf, die von Detlev Ganten 2020 („Eine holistische Sicht auf die Gesundheit. Von der molekularen Analyse zu den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen“), Wolf-Dieter Ludwig 2021 („Medikamentöse Therapie von COVID-19 und Impfstoffe gegen SARS-CoV-2: Erwartungen, aktuelle Ergebnisse und Unsicherheiten“), Jens Peter von Kries 2022 („Chemische Biologie & Arzneimittelsuche mit Hochdurchsatz-Screening. Leibniz und die automatisierte Analyse. Virchow und die Erkennung morphologischer Muster kranker Zellen“) sowie Volker Haucke 2023 (Panta rhei in der Zelle: Von Lipiden zu neuen Medikamenten gegen Thrombose, Schlaganfall und erbliche Myopathien) gehalten wurden. Danach stellte sie den Referenten des Abends, Horst Klinkmann, vor.

Horst Klinkmann (MLS) am 24. November 2023 (Foto: G.Pfaff)

Horst Klinkmann ist Professor für Innere Medizin, Nephrologie und Organersatz und zählt weltweit zu den anerkanntesten Experten auf dem Gebiet des Organersatzes. 1971 wurde er auf den Lehrstuhl für Innere Medizin an der Rostocker Universität berufen, wo er in der Folgezeit eines der ersten interdisziplinären Forschungszentren für künstliche Organe aufbaute. 1990 wurde er zum Präsidenten der von G. W. Leibniz gegründeten Akademie der Wissenschaften in Berlin gewählt. In den 1990er Jahren nahm er zunächst eine Professur für Nephrologie an der Universität Bologna an und förderte später den Aufbau der Gesundheitswirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern. Diese Initiative führte zur Gründung der BioCon Valley GmbH, eines Netzwerks von medizintechnischen Unternehmen Mecklenburg-Vorpommerns. 14 Universitäten in 10 Ländern verliehen Horst Klinkmann die Ehrendoktorwürde oder eine Ehrenprofessur. In der Zeit seiner aktiven beruflichen Tätigkeit war er Präsident verschiedener medizinischer Gesellschaften und verfasste mehr als 500 wissenschaftliche Publikationen. Er gehörte 1993 zu den Gründungsmitgliedern der Leibniz-Sozietät.

In seinem Vortrag führte Horst Klinkmann zunächst aus, dass das Bestreben der Menschen, kranke oder funktionslose Organe zu ersetzen so alt wie die Geschichte der Menschheit ist. Der künstliche Organersatz ist gleichzeitig ein Spiegel des Fortschritts von therapeutischen Möglichkeiten der Medizin in Abhängigkeit von der allgemeinen Entwicklung von Naturwissenschaften und Technikwissenschaften. Diese Entwicklung erreichte in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts einen vorläufigen Höhepunkt mit medizintechnischen Systemen, die neben der Optimierung von externen künstlichen Organen, z. B. von Prothesen, Zahnimplantaten und Hörgeräten, die Funktion lebensnotwendiger innerer Organe übernahmen. Beispiele hierfür sind die künstliche Niere, das künstliche Herz und die künstliche Leber. Dieser Revolution in der therapeutischen Medizin verdanken heute Millionen von Patientinnen und Patienten ihr Überleben. Der Vortragende war sowohl Zeitzeuge, als auch Beteiligter an diesem medizinischen Fortschritt, der ein Ergebnis globaler Zusammenarbeit von Naturwissenschaften und Technikwissenschaften mit der Medizin ist und der trotz Kriegen und politischer Grenzen stattfand.

Die von Gerhard Pfaff (Mitglied der Leibniz-Sozietät) nach dem Vortrag geleitete anregende Diskussion machte deutlich, dass die Ausführungen von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der Veranstaltung mit großem Interesse verfolgt wurden. Im Mittelpunkt standen Fragen zu den aktuellen Anforderungen an die Entwicklung künstlicher Organe, zu den Möglichkeiten der Verlängerung des menschlichen Lebens sowie zum Zusammenwirken von Medizin und Politik bei gesundheitsrelevanten Themen.

Es ist vorgesehen, den Vortrag von Horst Klinkmann in Form einer Publikation in Leibniz Online zu veröffentlichen und die Inhalte damit einem noch breiteren Kreis von Interessenten zur Verfügung zu stellen.

Gerhard Pfaff