2. Workshop und Beratung des AK Gesellschaftsanalyse und Klassen am 17.07.2014: Kurzbericht

Am 17. Juli  führte der Arbeitskreis „Gesellschaftsanalyse und Klassen“ den zweiten übergreifenden Workshop im Rahmen seines Publikationsprojektes zum Thema

„Transformation in aktueller und historischer Perspektive“

durch.

Trotz Hitze und beginnender Ferienzeit waren hinreichend viele aktive Mitstreiterinnen und Mitstreiter erschienen, um das anspruchsvolle Programm umzusetzen. Dieses Programm unterteilte sich in drei Schwerpunkte.

In einem ersten, den Ulrich Busch quasi mit einer kleinen Vorab-Veröffentlichung eingeleitet hatte, ging es auf der Grundlage seiner ergänzenden Präsentation vor allem noch einmal übergreifend um Konzept und Realität von Transformation heute. Hier stießen nicht nur disziplinäre Perspektiven aufeinander, sondern offenbarte sich eine nur schwer einzufangende Heterogenität der Transformationsdebatte, wie sie von Michael Thomas schon einen Monat zuvor in einem Vortrag in der Klasse „Sozial- und Geisteswissenschaften“ kritisch diskutiert worden war. Eine solche unproduktive Heterogenität zu bändigen, dafür sind Auseinandersetzungen mit den aktuellen ökonomischen und sozialen Prozessen ebenso hilfreich wie die um zeitgemäße Diskurse oder auch Projektionen. Für das gemeinsame Buchprojekt konnte jedenfalls ein Konsens über ein zeitgemäßes Verständnis von Transformation – als Gesellschaftstransformation – erreicht bzw. bestärkt werden. Zudem besteht Einigkeit, dass ein solches hinsichtlich seiner praktikablen Konzeptualisierung die aktuellen wirtschaftlichen und sozialen Umbrüche einzubeziehen hat, dass aber zudem nicht dogmatisch auf einem einzigen Konzept von Transformation zu beharren ist. Nur sollten Konzepte dann entsprechend ausgewiesen und zueinander in Beziehung gesetzt werden.

Mit den nachfolgenden drei Beiträgen, die den zweiten Schwerpunkt des Workshops bildeten, wurde dies in unterschiedlicher Art und Weise praktiziert. Wenn man Untersuchungen zu Milieuveränderungen in der Transformation (Stefan Meißner/Irene Zierke), zu längerfristigen Tendenzen in den Ungleichheitsrelationen (Rainer Ferchland) oder solche zu aktuellen Entwicklungen in der Berliner Kreativwirtschaft (Anne Schwarz und Johanne Voll) trotz ihrer Unterschiedlichkeit durchaus als Fallstudien bezeichnen kann, dann muss zugleich der besondere Status solcher Fallstudien für die anstehende Transformationsdebatte hervorgehoben werden: Denn mit der Offenheit von Transformationen erhalten Fallstudien konzeptionell wie auch theoriestrategisch ein weit größeres Gewicht als in ihrer häufig praktizierten Rolle als Verdeutlichung oder Exploration gesellschaftlicher Phänomene. Insofern müssen sie auch stringent auf die jeweilige Transformationslogik bezogen werden. Die Kreativwirtschaft etwa fragt nach den ambivalenten Konturen neuer wirtschaftlicher und sozialer Trends – markiert also offene Konturen aktueller Transformationen. Die Ungleichheitsrelationen betreffen ganz stark Chancen, Voraussetzungen für Transformationen und die dafür möglichen sozialen Konstellationen. Und die für Brandenburg nachzuzeichnenden Milieuveränderungen gehen noch stärker in „das Innere“ solcher Konstellationen und nähern sich so der Praxis von Transformationsprozessen.

Mit dem Aufgeführten wird schon ein spezifischer Aspekt der anstehenden Publikation aufgezeigt, nämlich die jeweils unterschiedlich erfolgende Annäherung an ein übergreifendes Thema, die so fern von Beliebigkeit ist, zugleich aber Diskussionsräume und differenzierte Erfahrungen zulässt. Dafür steht ersichtlich, so die abschließende Verständigung im dritten Schwerpunkt des Workshops, ein ebenso umfangreiches wie interessantes Material zu Verfügung. Die angekündigten Texte begründen Erwartungen und wecken Spannung. Dies sollte gerade auch für die anstehenden historischen, disziplingeschichtlichen Untersuchungen gelten, die einen Schwerpunkt auf dem dritten Workshop am 16. Oktober bilden werden.

Für weitere Informationen und Materialien: thomas@biss-online.de

Michael Thomas