Nachruf für unser Mitglied Peter Bankwitz

Bankwitz

Peter Bankwitz

geboren am 15.06.1931 in Hohenleipisch (Niederlausitz)
gestorben am 23.06.2013 in Potsdam

Diplom-Geologe, Prof. Dr. sc. nat., Mitglied der Leibniz-Sozietät mit dem Fach Geologische Wissenschaften, Tektonik, seit 1997
Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, zugewählt 1988,
Nationalpreis der DDR für Wissenschaft und Technik, III. Klasse, 1984

Unser Mitglied Peter Bankwitz verstarb am 23. Juni 2013 in Potsdam nach mehrjähriger schwerer Krankheit. Er hatte ein erfülltes Leben, sechs Jahrzehnte widmete er seiner Wissenschaft, der Geologie, mit voller Tatkraft, vielfältigen Interessen und Ideenreichtum.
Die Faszination der Geologie als Naturwissenschaft hat ihn sein Leben lang nicht losgelassen und er hatte die Gabe, andere damit anzustecken.

Peter Bankwitz hatte hervorragende akademische Lehrer, von denen er selbst an erster Stelle stets Serge von Bubnoff nannte, seinerzeit Ordinarius für Geologie und Paläontologie an der Humboldt-Universität zu Berlin, Ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin und Direktor des Geotektonischen Institutes dieser Akademie.

Peter Bankwitz hat die Entwicklung dieses Institutes und dessen Stellung in den Geowissenschaften in Berlin und Umgebung ab 1955 persönlich miterlebt, ab den 1970er Jahren – nach dessen Einordnung in das 1969 neu gebildete Zentralinstitut für Physik der Erde der (nunmehr) Akademie der Wissenschaften der DDR – bis 1991 zunehmend mitgestaltet. Im ZIPE, das seinen Hauptsitz in Potsdam nahm, wurde die Geologie quantitativ und qualitativ zügig ausgebaut, und zwar entsprechend der weltweiten Wissenschaftsentwicklung der Geologie im Verbund der Geowissenschaften. Der Schlüsselbegriff dabei hieß „Geodynamik“ in allen seinen Varianten. Ende der 1980er Jahre war ein Stand erreicht, der es ermöglichte, dass nach dem Beitritt der Länder der ehemaligen DDR zur Bundesrepublik Deutschland das ZIPE zum Grundstock für das neue GeoForschungsZentrum Potsdam werden konnte.

Peter Bankwitz hatte sich schon durch seine Arbeiten in den 1960er Jahren auf die neuen Möglichkeiten und Aufgaben für sein Wissenschaftsgebiet gut vorbereitet. Dabei entwickelte er die erfolgreiche Arbeitsweise, die er in seinem gesamten Berufsleben nicht wieder aufgeben sollte: zum einen die Verknüpfung von regionalgeologischen Untersuchungen, die ausgedehnte Feldarbeiten erfordern, mit methodischen und zum Teil theoretisch ausgerichteten Forschungen, zum andern die Arbeiten im Team, wobei sein Beitrag stets zielstrebig, kollegial und mitreißend war. Hoch zu würdigen ist, wie er seit diesen Jahren unermüdlich und aufopferungsvoll von seiner Ehefrau Elfriede unterstützt wurde, die von seiner technischen Assistentin zum wissenschaftlichen Partner wurde.

Nach zwei Jahrzehnten intensiver wissenschaftlicher Arbeiten erlangte Peter Bankwitz 1980 mit der Dissertation (B) „Form und Genese von Rupturen als Ausdruck von Aktivitäten der Erdkruste“ die Promotion B zum Dr. sc. nat. durch das Präsidium der Akademie der Wissenschaften der DDR – die Voraussetzung für die Übertragung höherer Verantwortung. Sofort danach wurde er zum Abteilungsleiter Grundgebirge im Bereich Geologie des ZIPE ernannt. 1982 ernannte ihn das Präsidium der Akademie zum Professor für Geologie. 1984 wurde er für seine Leistungen bei der Erforschung der Bruchdeformationen der Erdkruste, die noch weit über die hinausgingen, mit der er die Promotion erlangt hatte, mit dem Nationalpreis der DDR (III. Klasse) ausgezeichnet. 1986 wurde er zum Leiter des Bereiches Geologie des ZIPE berufen. 1988 wählte ihn die Gelehrtengesellschaft der AdW der DDR zum Korrespondierenden Mitglied der AdW der DDR. 1989 erfolgte die Berufung zum Stellvertretenden Direktor des ZIPE.

Seine wissenschaftliche Produktivität ließ in den 1980er Jahren keinesfalls nach. Voll entfalten konnte er jetzt die Führung seiner jungen Mitarbeiter, die ihm begeistert folgten. Er sorgte für ihre akademische Qualifizierung.

Nach der Ablösung des Zentralinstitutes für Physik der Erde von der Akademie der Wissenschaften der DDR und dessen Abwicklung Ende 1991 erhielt Peter Bankwitz im neu gebildeten GeoForschungsZentrum Potsdam im Rahmen von Projekten der Deutschen Forschungsgemeinschaft die Möglichkeit, persönliche Forschungsarbeiten, die noch zu Zeiten der DDR begonnen worden waren, bis zum Erreichen des Rentenalters fortzuführen und abzuschließen. Entscheidend dafür war, dass er viele seiner wissenschaftlichen Arbeiten hatte in international renommierten Zeitschriften veröffentlichen können und diese hoch geschätzt wurden und dass er bereits mehrere Jahre Arbeitskontakte mit einflussreichen Wissenschaftlern in westlichen Ländern hatte. In der Region Berlin und Brandenburg bleibt unvergessen, dass er sich sofort nach Öffnung der Staatsgrenzen der DDR für die Kontaktaufnahme mit den Fachkollegen in Berlin (West) eingesetzt hat.

Peter Bankwitz ist unserer Gelehrtengesellschaft bis an sein Lebensende treu geblieben. Er steht mit seinen Leistungen würdig in der langen Reihe von hervorragenden Geologen unter unseren Mitgliedern, die schon mit Leibniz beginnt. Wir schätzen sehr hoch die wissenschaftlichen Kolloquien ein, die unsere Leibniz-Sozietät unter maßgeblicher Einflussnahme durch Peter Bankwitz im letzten Jahrzehnt zu Fragen der Geowissenschaften vorbereiten und durchführen konnten.

Peter Bankwitz hat im Leben unserer Gesellschaft Spuren hinterlassen, die nicht vergehen werden.

(Heinz Kautzleben)