Workshop des Arbeitskreises Pädagogik am 17.06.2014; Kurzbericht

Am 17.Juni 2014 fand in der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschungen des Deutschen Institutes für Internationale Pädagogische Forschung zu Berlin ein Workshop des Arbeitskreises Pädagogik in der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften  zum Thema:

„Der lange Weg der akademischen Erwachsenenbildung zu neuen Lernkulturen“

statt.

Nach einer Begrüßung durch die Leiterin der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschungen Frau Prof. Dr. Reh und des Präsidenten der Sozietät Prof. Dr. Gerhard Banse standen drei Beiträge im Mittelpunkt des von ca. 30 Teilnehmern besuchten Workshops, in denen Entwicklungen, Probleme und Perspektiven der Erwachsenenbildung betrachtet werden sollten. Der Arbeitskreis wendete sich damit einem zur Zeit vernachlässigtem und oft nur randständig bearbeiteten Thema der pädagogischen Wissenschaften zu.

Werner Naumann, langjährig Professor für Allgemeine Pädagogik an der Pädagogischen Hochschule Güstrow und Mitglied der Leibniz-Sozietät stellte Arbeitshypothesen zur Diskussion, die sich insbesondere mit der Herausbildung der Erwachsenenbildung auf dem Gebiet der ehemaligen DDR beschäftigten. Er öffnete den Blick auf oft schon vergessene Traditionen der Erwachsenenbildung in Greifswald, Rostock und Leipzig und stellte Schlussfolgerungen aus dem Ansatz von Herbert Schaller(1899-1966) zu einer Theorie des erzieherischen Systemzusammenhanges und einer Erziehungsdefinition vor, die auf der Annahme einer Selbstveränderung des Menschen in der Tätigkeit beruhte. Seinen Thesen folgend bedarf Weiterbildung nicht nur einer weiteren theoretischen Begründung, sondern auch einer eingehenden Diskussion zu Funktion und Stellung der Weiterbildung nicht nur im akademischen, sondern im gesamten Bildungssystem  des Landes

Johannes Sauer, ehemals wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und  Forschung und langjähriger Leiter der Arbeitsstelle Qualifikation- und Entwicklungsmanagement (QUEM) wandte sich gegenwärtigen Problemen des Weiterlernens in einer Wissensgesellschaft zu und richtete seine Kritik vor allem gegen Institutionalisierungszwänge im Weiterbildungssystem und verwies auf die Gefahren für Persönlichkeitsentwicklung durch eine das Kind verfehlende Institutionalisierung auch der kindlichen Früherziehung.

Bernhard Muszynski, Professor für Politische Bildung an der Universität Potsdam fragte nach den Zusammenhängen zwischen Bildungsaufwendungen und Leistungsbereitschaft und übte Kritik an der mangelnden Effizienz der Innovationstätigkeit des Bildungs- und Weiterbildungssystems in der Gesellschaft.

Der Verlauf und die z.T. hitzig geführte Diskussion zeigte die Richtigkeit der Entscheidung, ein solches Thema zum Gegenstand von Auseinandersetzungen in der Sozietät zu machen. Es bestand bei allen Teilnehmern Einsicht, dass Arbeitsfelder praktischer und theoretischer wissenschaftlicher Arbeit nur in Ansätzen gefunden werden konnten und viele Fragen zur weiteren Bearbeitung aufforderten, was am Bespiel der nicht näher präzisierten Grundbegriffe des Workshops wie“ akademische Weiterbildung“, „Hochschulpädagogik“, „Erziehung“,“ Erwachsener“, „neue Lernkultur“ sichtbar wurde.

In vielerlei Hinsicht führten die Fragestellung auch über den Rahmen einer akademischen Weiterbildung hinaus, was besonders an der Kritik der gegenwärtigen Leistungsfähigkeit des  Schulwesen  des Landes sichtbar wurde, dem langfristig wirkende Versäumnisse der Schulpolitik in der Sicherung einer hohen Allgemeinbildung  vorgeworfen wurden, die ihrerseits Voraussetzung für Innovationen in diesem Land darstellen.

Übereinstimmung gab es in der vor allem durch Prof. K.-F. Wessel vertretenen Position, dass eine theoretische Begründung der Bildungsstufen einer ontogenetischen Entwicklungstheorie bedarf, die sensible aber auch irreversible Phasen beinhaltet und die gestattet, deutlicher zu sagen, welche Merkmale das Lernen auf den verschiedenen Altersstufen charakterisieren(z.B. Lernen im Vorschulalter, Lernen im Erwachsenenalter oder Lernen im Alter).

Wie schon in vorangegangenen Veranstaltung des Arbeitskreises wurde sichtbar, dass auf dem Gebiet der theoretischen Bearbeitung von pädagogischen Prozessen im Hochschulwesen historisch biographische Forschung und international vergleichende Arbeiten unabdingbare Voraussetzungen für eine weitere wissenschaftliche Arbeit darstellen. Auf dem Gebiet der praktisch-organisatorischen Arbeit werden die demographischen Momente wissenschaftlicher Arbeit in solchen Arbeitskreisen sichtbar, die eine Teilnahme jüngerer Wissenschaftler erfordern, wenn die jetzigen Arbeitsergebnisse eine Fortführung, wenigstens aber eine Sicherung finden sollen.

Die Veranstalter danken der Leiterin der Einrichtung Frau Prof. Dr. Reh und ihren Mitarbeitern für die organisatorische Absicherung der Veranstaltung.

Kurzfassungen der Beiträge werden in den Sitzungsberichten der Sozietät veröffentlicht.