Tagung „Informatik und Gesellschaft“ mit großem Zuspruch durchgeführt

Am 30. und 31. März 2015 hat die angekündigte

Tagung „Informatik und Gesellschaft“

in Berlin stattgefunden.

Veranstalter waren die
– Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. sowie die
Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW), Berlin
in Kooperation mit den Partnern:
Gesellschaft für Informatik (GI),
–  Deutsche Gesellschaft für Kybernetik (GfK),
–  Gesellschaft für Wissenschaftsforschung, Berlin (GfWiFo),
Forum der InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche Verantwortung (FIfF),
Deutscher Friedensrat,
–  Verband Hochschule und Wissenschaft (VHW) im dbb Beamtenbund und Tarifunion Berlin,
GFS Fachschule für Steuern, Recht und Wirtschaft GmbH, Berlin.

Die Veranstaltung fand zu Ehren von Prof. Dr. KLAUS FUCHS-KITTOWSKI  (MLS) aus Anlass seines 80. Geburtstages statt.

Auf der Tagung wurden rund 40 Beiträge von namhaften Wissenschaftlern, Praktikern und Nachwuchswissenschaftlern gehalten. Insgesamt wurde ein breites und zugleich aktuelles Themenspektrum abgedeckt, sodass sich nahezu 150 Teilnehmer angemeldet hatten, womit zugleich auch ein hoffnungsvoller Ansatz für einen Brückenschlag zwischen den Generationen gelungen ist. Diese Teilnehmer kamen erfreulicherweise nicht nur aus dem Großraum Berlin, sondern auch von 22 Städten aus ganz Deutschland sowie aus Österreich und den USA.

Die Tagungseröffnung hat Klaus Semlinger als Präsident der HTW vorgenommen, die Einführung in das Tagungsthema erfolgte durch Gerhard Banse, Präsident der Leibniz-Sozietät, und die Laudatio auf Klaus Fuchs-Kittowski wurde durch Christian Stary von der Johannes Kepler Universität Linz vorgetragen.

Das Tagungsprofil erstreckte sich in 3 Plenarsitzungen auf die Schwerpunkte
(1)     Information, Informatik, Gesellschaft (Werner Zorn, Horst Völz, Herbert Hörz)
(2)     Big Data und Datenschutz (Peter Schirmbacher/Kurzfassung, Lothar Kolditz, Hansjürgen Gerstka)
(3)     Zukunftsorientierungen zum Gegenstand Informatik und Gesellschaft (Christiane Floyd, Klaus Fuchs-Kittowski).

Diese Schwerpunkte wurden durch 8 Sektionssitzungen inhaltlich vertieft:
– Industriearbeit 4.0
– Informations- und Kommunikations-Technologie (IKT),  Arbeit und Gesellschaft
– Umwelt-Informatik und Gesellschaft
– Wissenschaftstheorie, Wissenschaftsgeschichte und Ethik
– Datenschutz und Datenausspähung
– Methodologie der Informationssystemgestaltung
– Information und Big Data
– Softwareentwicklung und der soziale Aspekt.

Zum Informationsbegriff wurde insbesondere herausgestellt, dass Informationen die Vielfalt der Stoff- und Energie-Welt widerspiegeln. Die hieraus folgende Vielfalt (Mannigfaltigkeit) der Informationswelt lässt sich daher nur schwer auf einen einheitlichen Informationsbegriff abbilden. Vielmehr eröffnet eine Unterscheidung mehrerer Informationsarten einen zielführenden Problemzugang. Eine derartige Klassifizierung zur Information mit klar definierten klassifikatorischen Merkmalen sollte zukünftig zu typischen Informationsarten führen. Ebenso sind zukünftig auch neue Methoden der Informatik zu erwarten, die sich insbesondere auch aus Ontologien entwickeln.

Zum Datenschutz wurde auf der Tagung fundamentale Kritik vorgebracht. Zugleich wurden neue Wege skizziert, um diese Problematik grundlegend anzugehen, vor allen Dingen vor dem Hintergrund stark wachsender Datenströme und Big Data. Hierbei wurden sowohl die Grenzen bisheriger Vorgehensweisen sichtbar gemacht als auch die neuartigen Chancen im Kontext mit Big Data aufgezeigt.

Das aktuelle Thema Big Data wurde  darüber hinaus im besonderen Zusammenhang mit der künftigen Theorien- und Modellbildung in den Einzelwissenschaften (Natur- und Technikwissenschaften) debattiert. Ein Ersatz von Theorien und Modellen durch Big Data wurde auch zukünftig verneint, wohl aber auf durchaus relevante Verschiebungen sowohl im Theoriengebäude als auch in der Praxis deutlich hingewiesen, worauf die Gesellschaft künftig stärker reagieren muss.

Die aktuell viel diskutierte Industriearbeit 4.0 wurde in einen Zusammenhang mit Informatik und globaler Kommunikationstechnik sowie mit Big Data gestellt. Die sozialen Auswirkungen wurden als nachhaltig hinsichtlich eines längeren Zeitraumes charakterisiert, insbesondere wegen ihrer starken Auswirkungen auf die Entwicklung der Arbeitsproduktivität, die als ein maßgebendes Fortschrittskriterium anzusehen ist.

Ein wichtiges Thema der Tagung war auch die Methodologie der Informationssystem­gestaltung und Software­entwicklung. Ausgehend von der Darstellung der realen Schwierigkeiten bei der Entwicklung und dem Einsatz der modernen Informations- und Kommunikationstechnologien ( IKT) in den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, speziell in der Wirtschaft, wurde deutlich gemacht, dass die Methodologie der sozio-technischen/aktionalen Informationssystemgestaltung weiter zu entwickeln ist, soll ein menschengerechter Einsatz gelingen. Dafür ist auch die Lehre und Forschung auf dem Gebiet Informatik und Gesellschaft in engen Zusammenhang mit den sozialen Aspekten der IKT-Einführung zu vertiefen.

Die Tagung vermittelte, neben einer kritischen Bestandsaufnahme zum Verhältnis Informatik und Gesellschaft sowie einer durchgängig interdisziplinären Debatte, auch eine Vorschau auf zukünftige Problementwicklungen. Herausgearbeitet wurden neuartige Themenerweiterungen wie „Informatik in den Schwellen- und Entwicklungsländern“ im Rahmen weiter fortschreitender Globalisierung.

Angesichts zunehmender Bedeutung des Problemkreises „Informatik und Gesellschaft“ wurde breites Unverständnis deutlich gegenüber der Reduzierung entsprechender Lehrstühle an den Universitäten durch mehrere Bundesländer. Andererseits wurde die Initiative der Leibniz-Sozietät zur Gründung eines Arbeitskreises zum Thema „Emergente Systeme, Information und Gesellschaft“ auf einer Tagung an der Technischen Universität Wien Anfang Juli 2015 hoch bewertet im Sinne der Schaffung eines dauerhaften Forums für die Fortführung von Diskussionen zum  Tagungsthema.

Alle Vorträge sind in einem „Book of Abstracts“ dokumentiert, und es ist vorgesehen, möglichst zeitnah einen Tagungsband mit den Langfassungen der Vorträge herauszugeben, auch in elektronischer Form.

Werner Kriesel
Frank Fuchs-Kittowski
Klaus Fuchs-Kittowski