Nekrolog für unser Mitglied Momir Polenakovic

 

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V. trauert um ihr Mitglied, den Nephrologen Prof. Dr. Momir Polenakovic

Am 06.03.2021 ist der Professor für innere Medizin und Nephrologie Momir Polenakovic, Mitglied der Leibniz-Sozietät, im Alter von 81 Jahren verstorben

Wenige Tage nach der klinischen Manifestation einer COVID-19-Infektion verstarb am 6. März 2021 unser Mitglied Professor Dr. med. Momir Polenakovic im Alter von 81 Jahren in seiner Heimatstadt Skopje / Nordmazedonien.

Geboren am 26. April 1939 in Skopje und aufgewachsen in einer von Wissenschaft und Humanismus geprägten Familie schloss er, ausgezeichnet als bester Student seines Jahrganges, sein Medizinstudium 1963 an der Universität “St. Kyrill und Method” in Skopje ab. Seine Ausbildung in Innerer Medizin / Nephrologie führte ihn u. a. nach Chicago, London, Stockholm und München. Nach dem Erwerb des Doktors der Wissenschaften 1977 folgte 1988 die Berufung auf eine Professur für Innere Medizin an der Medizinischen Fakultät in Skopje, der er bis 1997 als Direktor des Bereiches für Nephrologie angehörte. Zwischenzeitlich wirkte er von 1991 bis 1992 als Fulbright-Professor in Chicago.

1997 wählte die Mazedonische Akademie der Wissenschaften und Künste (MANU) Momir Polenakovic zu ihrem Mitglied. In den Jahren von 2004 bis 2007 war er Vizepräsident dieser Akademie. Die Serbische Akademie der Wissenschaften und Kunst wählte ihn 1994 und die Kroatische Akademie der Medizinischen Wissenschaften 2002 zu ihrem Mitglied. 2006 wurde Momir Polenakovic zudem Mitglied der World Academy of Arts and Sciences (San Francisco, USA) sowie der European Academy of Sciences (Salzburg, Österreich). 2007 erfolgte seine Zuwahl zur Leibniz-Sozietät, in der er sich seither in der Klasse für Naturwissenschaften und Technikwissenschaften engagierte.

Über 400 Publikationen in internationalen Fachjournalen, 5 Fachbücher und Herausgeberaktivitäten für 9 internationale Fachzeitschriften zeugen von seiner großen wissenschaftlichen Wirkung und Ausstrahlung. Hinzu kommen zahlreiche Gastprofessuren an internationalen Universitäten. 6 internationale und nationale Fachgesellschaften wählten ihn in ihr Präsidium, davon 4 zu ihrem Präsidenten.

Sein Heimatland und die internationale Wissenschaftsgemeinschaft würdigten das Wirken von Momir Polenakovic mit einer Vielzahl von Ehrungen. Darunter befinden sich die höchste nationale Auszeichnung, der Orden “11. Oktober” und die “Verdienstmedaille der National Kidney Foundation” der USA.

Momir Polenakovic war ein Patriot seiner Heimat ohne jemals ein Nationalist zu sein, davor bewahrte ihn seine humanistische Lebensphilosophie. Nordmazedonien verdankt ihm die frühzeitige Mitwirkung beim therapeutischen Durchbruch in der Therapie der Nierenkrankheiten. Die erste Nierenbiopsie, die erste Nierentransplantation und der Aufbau von Dialysezentren im damaligen Mazedonien sind alle ausnahmslos mit seinem Namen verbunden. Für immer unvergessen in der Medizingeschichte des Balkans wird sicher seine Initiative zur Gründung der medizinischen Fachgesellschaft Balkan Cities Association of Nephrology, Dialysis, Transplantation and Artificial Organs (BANTAO) im Jahr 1995 bleiben. Der Zweck dieser Gesellschaft war es, während des blutigen Balkankrieges ein Zusammenwirken der Ärzte der verfeindeten Balkanländer durch das neutrale Mazedonien zu ermöglichen.

Momir Polenakovic hinterlässt eine schwerbehinderte Ehefrau, deren Pflege er sich in den letzten Jahren aufopferungsvoll widmete, sowie zwei Söhne mit ihren Familien.

Für die Leibniz Sozietät war er einer der wichtigsten Gestalter der Kooperation mit der Mazedonischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Sein letztes großes Projekt war die Vorbereitung eines für 2022 geplanten weiteren gemeinsamen Symposiums zwischen dieser Akademie und der Leibniz-Sozietät zu Themen des medizinischen Organersatzes.

Sein Heimatland, die internationale Wissenschaftsgemeinschaft und die Leibniz-Sozietät nehmen Abschied von einer großen Persönlichkeit. Wir verlieren mit Momir Polenakovic ein ehrenvolles Mitglied der Leibniz-Sozietät, dem wir ein würdiges Andenken bewahren werden. Den Hinterbliebenen bekunden wir unser tief empfundenes Beileid.

Horst Klinkmann, Jörg Vienken