Nekrolog auf unser Mitglied Prof. Dr. Karl Friedrich Alexander

Karl Friedrich Alexander, Foto: BBAW, Archiv

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied,  den Plasmaphysiker Prof. Dr. Karl Friedrich Alexander, der am 10. Mai 2017 im Alter von 92 Jahren verstorben ist.

Als Sohn des Rechtsanwalts und Reichstagsabgeordneten Eduard Alexander 1924 in Berlin geboren, besuchte Karl Friedrich Alexander das Gymnasium und absolvierte 1942 nach dem Abitur ein Praktikum bei Siemens und Halske. Es folgten Reichsarbeitsdienst und Wehrdienst als Funker. Schon im Herbst 1944 geriet er in französische Gefangenschaft. Ab 1946 begann Prof. Dr. Karl Friedrich Alexander in Berlin das Studium der Physik. Er setzte es in Göttingen fort und schloß es dort mit dem Diplom ab. Wieder in Berlin, promovierte er an der HUB. Danach arbeitete von 1955 an im Zentrum für Kernforschung Rossendorf, wo er die Funktion des Bereichsleiters Reaktortechnik und Neutronenphysik übernahm. 1966 ging er als stellvertretender Laborleiter ins VIK Dubna. Sein Aufenthalt in der UdSSR endete 1969 mit der  Berufung zum Direktor des Zentralinstitutes für Elektronenphysik der AdW, dem er bis1988 vorstand. Als Hochschullehrer wirkte er an den Universitäten Dresden und Leipzig. Seine wissenschaftlichen Forschungen fanden in 80 Fachartikeln ihren Niederschlag. Sie und die Leistungen des von ihm geführten Institutes waren Grundlage für die Zuwahl 1970 als Korrespondierendes Mitglied und 1973 als Ordentliches Mitglied der AdW der DDR. Im ZIE wirkt er vornehmlich auf dem Gebiet der Plasmaphysik, speziell zur Plasma-Wand- Wechselwirkung in der Fusionsforschung, deren Ergebnisse mit dem Nationalpreis 2. Klasse gewürdigt wurden. Er wurde dann zum Sekretär der International Commission on Plasma Physics der IUPAP bestellt. 1988 übergab er das Institut an Harald Gündel und ging in den Ruhestand.

Das Zentralinstitut für Elektronenphysik war ein leistungsstarkes physikalisches Institut der AdW und gehörte dem Forschungsbereich Physik, Kern-und Werkstoffwissenschaften an. Sein breites Profil umfasste die Halbleiterphysik mit Spezialisierung auf Silizium und mit einem speziellen Technikum für Schaltelemente auf Galliumarsenidbasis. Die damalige Forschung war eng mit der Industrie verflochten und ihre erstklassigen Ergebnisse spielen noch heute im Institut für Halbleiterphysik in Adlershof eine bedeutsame Rolle.

Es war deshalb nicht überraschend, dass die führenden Wissenschaftler nach der Wende Verträge in den Bell-Labors  erhielten. Ähnlich verhielt es sich mit den Spezialisten der Plasmafusion, die bei ITER tätig wurden. Forschungen zur Korona- und dielektrisch behinderten Entladung sind heute in Luft- und Wasserreinigungsanlagen realisiert. Der ehemalige Greifswalder Institutsteil funktioniert noch heute als Institut für Plasmaphysik und gehört zum Verband der in der Blauen Liste erfaßten Institute.

Besonderes Augenmerk legte Prof. Dr. Karl Friedrich Alexander auf strategische Fragen der Energie-Erzeugung und deren Einflüsse auf die Umwelt. Die Beschreibung des Wettergeschehens mit Hilfe von Vielparametermodellen ergab schon in den 80er Jahren Hinweise auf die Schwierigkeiten von globalen Voraussagen.

Als Kernphysiker erhob Alexander seine warnende Stimme insbesondere zu einem Zeitpunkt,  da der weltweite Hype der kalten Fusion auch die Akademie erfasste. Schon früh gehörte er zum Kreis jener hochqualifizierten Warner, die Fehlentwicklungen in der Kernphysik zu verhindern suchten.

Es war neben der Qualität seiner wissenschaftlichen Forschung und dem von ihm vertretenen Prinzip der Professionalität eine weitere Eigenschaft von Prof. Dr. Karl Friedrich Alexander, dass er Bevormundung und Besserwisserei in der Wissenschaft nicht duldete. So scheute er sich nicht, die besten Experten von außen in sein Institut zu holen. Er wurde seiner  Menschlichkeit, seiner kompetenten Ratschläge und seine Bescheidenheit wegen unter Kollegen sehr geschätzt.

Karl Friedrich Alexander war ein Großer in der Physik. Davon zeugen die bis heute mit Erfolg tätigen Institute: das Paul Drude Institut, die Institute für Halbleiterphysik und für Plasmaphysik. Aus den Technika seines Institutes entstanden die jetzigen mittelständigen Firmen wie die Prevac Präzionsmechanik, dieVakuum GmbH und die HTM GmbH.

Die Leibniz-Sozietät gedenkt mit Hochachtung der Person und des Wissenschaftlers Prof. Dr. Karl Friedrich Alexander.

Prof. Dr. Jürgen Leonhardt