Nekrolog auf unser Mitglied Bernd Wilhelmi
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied,
den Phsiker
Prof. Dr. Bernd Wilhelmi
der am 8. Juli 2018 im Alter von 80 Jahren verstorben ist.
Am 08. Juli 2018 verstarb plötzlich Professor Bernd Wilhelmi, Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, ehemaliger Professor für Angewandte Physik/Quantenelektronik und Rektor der Friedrich-Schiller-Universität zu Jena.
Bernd Wilhelmi wurde am 06. Januar 1938 in Erfurt geboren, studierte von 1956-1961 Physik an der Friedrich-Schiller-Universität und arbeitete anschließend bei Max Schubert am Physikalischen Institut bzw. später an der Sektion Physik der Friedrich-Schiller-Universität, ab 1973 als Professor für Angewandte Physik/Quantenelektronik. Von 1983-1989 war Bernd Wilhelmi Rektor der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1989 wurde er als Sekretär des Wissenschaftsgebietes Physik an die Akademie der Wissenschaften der DDR berufen. Gleichzeitig leitete er einen Bereich des Zentralinstituts für Optik und Spektroskopie in Berlin. Diese Tätigkeiten übte er bis 1991 aus. Von 1992 bis 2009 war Bernd Wilhelmi Leiter des Bereiches Vorentwicklung der Jenoptik AG in Jena. Er war Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR, der Leopoldina, der Sächsischen Akademie der Wissenschaften und der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin und wurde durch mehrere Ehrendoktorate im In- und Ausland gewürdigt.
Bernd Wilhelmi fand seine wissenschaftliche Berufung in der Erforschung nichtlinearer optischer Effekte, was erst durch die Entwicklung der Laser in großem Umfang möglich geworden war. Gemeinsam mit seinem ehemaligen Lehrer und kongenialen Kollegen Max Schubert war er über viele Jahre die prägende Persönlichkeit in der Laserphysik in Jena und weit darüber hinaus. Zu Recht kann er als einer der herausragenden Wissenschaftler der Femtosekunden-Laserphysik und der Ultrakurzzeitspektroskopie bezeichnet werden. Schon 1970 verfasste er mit Max Schubert ein Standardwerk über Nichtlineare Optik, danach bis 1989 drei weitere Bücher, die im In- und Ausland erschienen.
Durch seine scharfe intellektuelle Denkweise und zugleich gewinnende Persönlichkeit gelang es ihm, auch unter zeitweise schwierigen Bedingungen eine der weltweit führenden Forschungsgruppen aufzubauen. Eine Reihe von Pioniertaten in der Femtosekundenlaserphysik stammt von ihm und seiner Gruppe.
Bei der Ausbildung seiner Mitarbeiter ließ er sich von dem Motto „Förderung durch Forderung“ leiten und lebte es selber vor. Seinen Mitarbeitern und Kollegen; seinen Kooperationspartnern in Wissenschaft und Industrie sowie seinen Studenten und Doktoranden war er stets ein Vorbild hinsichtlich Entdeckerfreude, Einsatzwillen, Durchstehvermögen, Blick für Applikationschancen und nicht zuletzt freundschaftlicher Hilfsbereitschaft. Aus seiner Forschungsgruppe sind viele erfolgreiche und international anerkannte Wissenschaftler hervorgegangen. Sie haben ihr in Jena erworbenes Wissen als Hochschullehrer in Forschungseinrichtungen in Deutschland wie auch im Ausland weitergegeben, sie haben wichtige und führende Positionen in der Industrie eingenommen. Bei ihnen genießt Bernd Wilhelmi bis heute hohes Ansehen, nicht nur aufgrund seiner Leistungen in Lehre und Wissenschaft, sondern auch aufgrund der Fürsorge, die er ihnen angedeihen ließ.
Herausragendes Markenzeichen von Bernd Wilhelmis Strategie und Arbeit war stets, die physikalischen Grundlagen, die Beherrschung der experimentellen Technik und der Technologie und die wirtschaftliche Anwendung zu verbinden. Das hat wesentlich dazu beigetragen, eine breite Forschungslandschaft auf dem Gebiet der Optik und Quantenelektronik in Jena erfolgreich bis heute aufzubauen.
Seinem Wirken ist es zu verdanken, daß deutsche Firmen zu den weltweit führenden Anbietern von Lasertechnik insbesondere von Modulen und Geräten für die Ultrakurzzeitspektroskopie zählen. Zahlreiche Unternehmen, die das jetzige technologische Bild des Wirtschafts- und Wissenschaftszentrums Berlin – Adlershof prägen, wären ohne den von Bernd Wilhelmi geschaffenen Forschungsvorlauf nicht denkbar.
Dafür gebührt ihm das ehrende Andenken und die Dankbarkeit seiner früheren Partner, Kollegen und Freunden.
Prof.Dr. Wolfgang Karthe Prof.Dr. Norbert Langhoff