März-Plenarsitzung 2018 zum Thema “Vitamin D und seine Bedeutung für die Gesundheit der Bevölkerung”

Unter dem o. g. Motto führte die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin am 08. März eine Plenarveranstaltung mit 50 Teilnehmern im Rathaus Tiergarten durch. Neben den Mitgliedern der Sozietät waren im Auditorium Vertreter der regionalen Gesundheitswirtschaft, des Berlin-Bucher Medizincampus und der interessierten Öffentlichkeit anwesend.

Prof. Dr. Gerhard Banse

In seiner Einführung wies der Präsident der Leibniz-Sozietät, Herr Prof. Dr. Gerhard Banse, auf die kontroverse und zum Teil unsachliche Diskussion über die Entstehung und Funktion von Vitamin D hin. Deshalb war es das Ziel dieser Veranstaltung, durch eine wissenschaftlich-sachliche Darstellung zu einer objektiven Bewertung der Bedeutung des Vitamin D beizutragen.

Prof. Dr. Horst Göring
Prof. Dr. Horst Göring

Im ersten Beitrag des Berliner Biologen Prof. Dr. Horst Göring (horgoe@googlemail.com) , ging es um „Die Synthese von Vitamin D in der Natur unter besonderer Berücksichtigung der Situation in Europa“. Ausgehend von seinen persönlichen Erfahrungen bei der Nutzung von Vitamin D zeigte Herr Göring die enge Verbindung der menschlichen Existenz mit der Sonneneinstrahlung und belegte überzeugend die ungünstige „Sonnenbilanz“ in Deutschland und Europa. Er analysierte die daraus folgenden Notwendigkeiten zur Beschaffung zusätzlichen UV-Lichtes und/oder zur Zusatzversorgung mit Vitamin D. Zu den Möglichkeiten und zu den Grenzen dieser präventiven oder therapeutischen Maßnahmen bei verschiedenen Erkrankungen gab er eine ausführliche Übersicht. Die Gesamtheit dieser Darstellungen war eingebettet in die Erläuterung der Wirkmechanismen von Vitamin D als endokrin oder parakrin wirkendes Hormon. (Download des Vortragstextes hier)

Prof. Dr. Pawel Pludowski
Prof. Dr. Pawel Pludowski

Der zweite Vortrag von Prof. Dr. Pawel Płudowski (p.pludowski@czd.pl; pludowski@yahoo.com) aus Warschau
betraf das Thema „Vitamin D supplementation guidelines – which to choose and why“. In diesen Vortrag brachte Herr Płudowski nicht nur seine Erfahrungen als Biochemiker, Radioimmunologe und experimenteller Mediziner ein, sondern auch die Ergebnisse seiner Tätigkeit als Präsident der EUROPEAN VITAMIN D ASSOCIATON (EVIDAS). Ausgehend von einer ausführlichen Erläuterung der Funktionen von Vitamin D als Regulator des Knochenstoffwechsels und zahlreicher pleiotroper Wirkungen in verschiedenen menschlichen Organen und Geweben wurde der signifikante Zusammenhang zwischen höheren Konzentrationen der Vitamin D-Wirkform und positiven Effekten auf verschiedene chronische Krankheiten dargestellt. Die davon abgeleiteten Empfehlungen für die Vitamin D-Supplementierung und die Serumkonzentration der Vitamin D-Wirkform waren dann ein logischer Schwerpunkt seiner Ausführungen. Zugleich wies Herr Płudowski darauf hin, dass eine vernünftige Vitamin D-Dosierung vom individuellen Gesundheitszustand, dem dominierenden Aufenthaltsbereich, den Ernährungs- und Kulturgewohnheiten abhängt, so dass die Orientierung an regionalen oder landesweiten Leitlinien zweckmäßig ist. (Download des Vortrages)

Prof. Dr. Peter Oehme
Prof. Dr. Peter Oehme als Moderator

Nach einer Diskussion dieser zwei Vorträge wurden vom Moderator der Plenarveranstaltung, dem Berliner Pharmakologen MLS Prof. Dr. Peter Oehme (prof.peter.oehme.@gmail.com), die Ergebnisse der Veranstaltung zusammengefasst und „Einige Gedanken zur Perspektive der Vitamin D-Forschung“ dargestellt. Er betonte, dass mit aller Konsequenz Vitamin D als ein körpereigenes Hormon einzuordnen ist und dass zwei Wirkqualitäten zu beachten sind. Zum einen die endokrine Wirkung von Vitamin D auf den Calcium-/Phosphat-/Knochenstoffwechsel und zum anderen eine auto-/parakrine Wirkung als Gewebshormon; Letzteres mit Bedeutung für die Regulation des Immunsystems. Während die endokrine Wirkung und seine Relevanz für die Rachitis sehr gut untersucht ist, bestehen für die Erforschung der auto-/parakrinen Effekte noch Defizite. Das betrifft die weitere Erforschung der Vitamin D-Rezeptoren an Immunzellen und der Vitamin D-Intermediaten im Gewebe sowie die Nutzung geeigneter Tiermodelle. Als Analogien hierfür verwies Herr Oehme auf Ergebnisse aus seinen langjährigen Arbeiten zum Gewebshormon Substanz P.

Anschließend erörterte er die zukünftigen Schwerpunkte der klinischen Vitamin D-Forschung – mit einer notwendigen Konzentration auf Risikogruppen: (1) Alte Menschen, (2) dunkelhäutige Migranten und (3) Personen, die sich wenig im Freien aufhalten. Hier ist die öffentliche Hand mit der Initiierung und Förderung klinischer Studien gefordert.

Im Vortragssaal

Insgesamt öffnet eine stärkere Zuwendung zur Vitamin D-Forschung auch eine Tür zu einer stärker präventiv orientierten sanogenetischen Forschung. Diesbezüglich besteht in Deutschland Nachholebedarf. Der Weg hierzu sollte nicht durch unsachliche polemische Diskussionen behindert, sondern durch eine wissenschaftlich-sachliche Diskussion befördert werden. Das war auch das Ziel dieser Plenarveranstaltung.

Vom Vitamin D Test wurde reger Gebrauch gemacht

Im Anschluss an den wissenschaftlichen Teil der Plenarveranstaltung hatte die Firma Cerascreen aus Schwerin zu einer kleinen Nachveranstaltung eingeladen. Dabei stellten der Geschäftsführer des Unternehmens, Herr Olaf Schneider und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, nicht nur das auf Diagnostika orientierte Unternehmen vor, sondern alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhielten die Möglichkeit ihren Vitamin D-Spiegel im Blut bestimmen zu lassen. Davon wurde reger Gebrauch gemacht.

Insgesamt ist diese Plenarveranstaltung der Leibniz-Sozietät als Erfolg zu bewerten. Das betrifft nicht nur die Veranstaltung selbst, sondern auch die dadurch angebahnten Kontakte. So werden absehbar Gespräche zwischen dem Berlin-Bucher Medizincampus und der Firma Cerascreen aufgenommen werden. In Diskussion ist die Mitwirkung der Leibniz Sozietät bei einer öffentlichkeitswirksamen Veranstaltung zu dem „Sonnenhormon Vitamin D“ im kommenden Jahr.

Prof. Dr. Peter Oehme (MLS)                                                   Prof. Dr. Heinz-Jürgen Rothe (MLS)