Der Abenteurer, Mathematiker und Philosoph André-Pierre Le Guay de Prémontval (1716-1764) veröffentlichte seinen Préservatif contre la corruption de la Langue Françoise, en France, & dans les Pays où elle est le plus en usage in Berlin, fünfundzwanzig Jahre bevor die dortige Akademie 1784 die Preisfrage nach den Gründen für die Universalität der französischen Sprache in Europa gestellt hatte. Nachdem er zum Protestantismus konvertiert war, kam Prémontval 1752 über die Schweiz nach Berlin, wo er dank der Förderung durch Maupertuis Mitglied der Akademie wurde. Die Rolle der Hugenotten und das große Ansehen des Französischen am Hofe Friedrichs II. hatten zu einem hohen Prestige des Französischen, jedoch auch zu Veränderungen dieser Sprache geführt.
Prémontval steht einerseits in der Tradition der Remarqueurs (Sprachkritiker) in Frankreich (z.B. Vaugelas, Corneille, Bouhours), möchte seine Remarques aber modernisieren, sie auf das Notwendige beschränken und in der Form eines Periodikums erscheinen lassen. Ihm geht es in dieser Schrift um geeignete Mittel des Aufhaltens des nach seiner Auffassung naturnotwendigen Verfalls der Sprache. Im Vordergrund der Texte Prémontvals steht die Polemik gegen Grammatiker und andere Remarqueurs, insbesondere aber auch sein Streit mit Jean Henri Samuel Formey (1711-1797), der die Unterbrechung der Publikation des schließlich bis 1764 fortgesetzten Préservatif veranlasst hatte und ihn in seinem Nachruf als schwierigen Charakter kennzeichnete. Prémontval gab durch seinen eigenen Sprachgebrauch und heftige Polemik Anlass zur Kritik. Widerspruch rief vor allem seine Ablehnung des Prinzips der prästabilierten Harmonie hervor, das Leibniz zur Klärung des Zusammenhangs von Leib und Seele eingeführt hatte und das zum allgemeinen Ausdruck der allen Dingen innewohnenden Ordnung geworden war. Prémontval wäre heute vergessen, wenn er nicht Diderot zu einer Szene im Jacques le Fataliste inspiriert hätte.
Die sprachtheoretischen Auffassungen Prémontvals und seine normativen Bestrebungen sollen in dem Beitrag in ihren Kontext eingeordnet werden. Er gehörte zu den Initiatoren der Preisfrage zum reziproken Einfluss der Meinungen auf die Sprache und der Sprache auf die Meinungen des Volkes. Hinter der Fassade einer Einführung in das „reine“ Französisch zog Prémontval im Préservatif eine Trennlinie zwischen den in Frankreich geborenen echten Muttersprachlern, und Ausländern oder im Ausland geborenen Sprechern des Französischen, die ihre Sprachkompetenz auf der Basis korrupter Dialekte aufbauten.
Der Vortrag von Frau Rago muss wegen Krankheit leider verschoben werden und wird durch den folgenden Vortrag ersetzt:
Korruption durch Verbreitung? Die Einschätzung Prémontvals und seine Vorschläge zur Bewahrung der französischen Sprache
Gerda Haßler
09.00 bis 11.00 Uhr
Ort: ZOOM-Meeting
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID: 953 9702 9406
Passwort: 13714361
Abstract
Der Abenteurer, Mathematiker und Philosoph André-Pierre Le Guay de Prémontval (1716-1764) veröffentlichte seinen Préservatif contre la corruption de la Langue Françoise, en France, & dans les Pays où elle est le plus en usage in Berlin, fünfundzwanzig Jahre bevor die dortige Akademie 1784 die Preisfrage nach den Gründen für die Universalität der französischen Sprache in Europa gestellt hatte. Nachdem er zum Protestantismus konvertiert war, kam Prémontval 1752 über die Schweiz nach Berlin, wo er dank der Förderung durch Maupertuis Mitglied der Akademie wurde. Die Rolle der Hugenotten und das große Ansehen des Französischen am Hofe Friedrichs II. hatten zu einem hohen Prestige des Französischen, jedoch auch zu Veränderungen dieser Sprache geführt.
Prémontval steht einerseits in der Tradition der Remarqueurs (Sprachkritiker) in Frankreich (z.B. Vaugelas, Corneille, Bouhours), möchte seine Remarques aber modernisieren, sie auf das Notwendige beschränken und in der Form eines Periodikums erscheinen lassen. Ihm geht es in dieser Schrift um geeignete Mittel des Aufhaltens des nach seiner Auffassung naturnotwendigen Verfalls der Sprache. Im Vordergrund der Texte Prémontvals steht die Polemik gegen Grammatiker und andere Remarqueurs, insbesondere aber auch sein Streit mit Jean Henri Samuel Formey (1711-1797), der die Unterbrechung der Publikation des schließlich bis 1764 fortgesetzten Préservatif veranlasst hatte und ihn in seinem Nachruf als schwierigen Charakter kennzeichnete. Prémontval gab durch seinen eigenen Sprachgebrauch und heftige Polemik Anlass zur Kritik. Widerspruch rief vor allem seine Ablehnung des Prinzips der prästabilierten Harmonie hervor, das Leibniz zur Klärung des Zusammenhangs von Leib und Seele eingeführt hatte und das zum allgemeinen Ausdruck der allen Dingen innewohnenden Ordnung geworden war. Prémontval wäre heute vergessen, wenn er nicht Diderot zu einer Szene im Jacques le Fataliste inspiriert hätte.
Die sprachtheoretischen Auffassungen Prémontvals und seine normativen Bestrebungen sollen in dem Beitrag in ihren Kontext eingeordnet werden. Er gehörte zu den Initiatoren der Preisfrage zum reziproken Einfluss der Meinungen auf die Sprache und der Sprache auf die Meinungen des Volkes. Hinter der Fassade einer Einführung in das „reine“ Französisch zog Prémontval im Préservatif eine Trennlinie zwischen den in Frankreich geborenen echten Muttersprachlern, und Ausländern oder im Ausland geborenen Sprechern des Französischen, die ihre Sprachkompetenz auf der Basis korrupter Dialekte aufbauten.
CV: Prof. Dr. Gerda Haßler – Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. (leibnizsozietaet.de)
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