Bericht zum Vortrag von Prof. Dr. Thomas Naumann „Universum – Multiversum: Hatte Gott eine Wahl? (Zur Feinabstimmung der Naturkonstanten)“
Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin veranstaltete ihre öffentliche April-Plenarveranstaltung am 10.04.2025 zum Thema „Schöpfertum Universum – Multiversum: Hatte Gott eine Wahl? (Zur Feinabstimmung der Naturkonstanten)“.
Referent hierzu war Prof. Dr. Thomas Naumann (DESY Zeuthen), ein weltweit anerkannter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Teilchenphysik. Die Veranstaltung fand im Ratssaal des Historischen Rathauses Berlin-Friedrichshagen statt.
Einleitend begrüßte Gerda Haßler, Präsidentin der Leibniz-Sozietät, die Teilnehmenden und stellte den Referenten vor. Thomas Naumann arbeitet am größten Forschungsprojekt der Menschheit, dem 27 km langen Large Hadron Collider LHC des Europäischen Zentrums für Kernforschung CERN in Genf. Er studierte bis 1975 Physik an der Technischen Universität seiner Heimatstadt Dresden. Danach untersuchte er am Institut für Hochenergiephysik in Zeuthen bei Berlin und ab 1992 am Deutschen Elektronen-Synchrotron DESY die Eigenschaften der Kernkraft. Sein Experiment ATLAS war 2012 an der Entdeckung des Higgs-Teilchens beteiligt. Thomas Naumann leitete bis 2019 die Gruppe Teilchenphysik des DESY in Zeuthen und lehrte als Honorarprofessor an der Universität Leipzig.
Thomas Naumann begann seinen Vortrag mit der Frage „Leben wir in der besten aller möglichen Welten?“ (G. W. Leibniz, Essais de theodicée sur la bonté de Dieu,
la liberté de l’homme, et l’origine du mal. Mortier, Amsterdam 1710.). Dem schloss sich Einsteins Frage an, ob Gott die Welt hätte anders machen können. Im Verlauf des Vortrags ging der Referent zunächst auf die Evolution des Universums, auf Materie und Antimaterie ein. Es folgten Ausführungen zum Inventar des Kosmos, zu Teilchenmassen und Boson-Massen sowie zu Ordnung und Harmonie im Kosmos. Mit der Frage „Ist das alles Zufall oder Tuning?“ leitete Thomas Naumann auf den zweiten Teil des Vortrags über.
Dieser setzte sich ausführlich mit der Hypothese von einem Multiversum auseinander. Aussagen von Lord Martin Rees („Unser Universum ist eine fruchtbare Oase in einem Multiversum …“), Lee Smolin („… kosmologische natürliche Auslese unseres Universums in einem Multiversum“) und Steven Weinberg (Die String-Landschaft „kann erklären, wie die Naturkonstanten … für Leben geeignete Werte annehmen können, ohne von einem wohlwollenden Schöpfer feinjustiert zu sein …“) wurden in den Kontext des Vortrags gestellt. Die Ausführungen belegten, dass die Existenz der Menschheit von einer Vielzahl von Größen abhängt, deren genaue Abstimmung das Leben in unserer Welt überhaupt erst ermöglicht. Dazu gehören die Zahl der Raumdimensionen, die Dichte des Universums, die Stärke der Kräfte und die Massen der Teilchen. Die Hypothese von einem Multiversum könnte Leibniz‘ Frage, ob wir in der „besten aller Welten” leben, beantworten und das rätselhafte Feintuning so vieler Eigenschaften unserer Welt erklären. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass der Vortrag in sehr anschaulicher Weise in das Weltbild der Physik von gestern und heute einführte. Die Ausführungen reichten vom Ursprung dunkler Materie über ungelöste Rätsel der modernen Physik bis zur Frage nach dem weiteren Verlauf der kosmologischen Evolution. Eine lohnende und faszinierende Reise durch unser rätselhaftes Universum!
Das Interesse der Teilnehmenden an den Ausführungen von Thomas Naumann bestätigte sich durch die nachfolgende Diskussion. Es ist vorgesehen, den Inhalt des Vortrags in einem Artikel in Leibniz Online zu publizieren.
Als weiterführende Lektüre zum Vortrag kann folgendes Sachbuch empfohlen werden:
Thomas Naumann, Ilja Bohnet: Das rätselhafte Universum / Die fundamentalen Fragen der modernen Wissenschaft. Stuttgart: Kosmos, 2022; 22,- EUR; ISBN: 9783440173466
Gerhard Pfaff