Nekrolog auf unser Mitglied Professor Dr. Wilhelm Finck

Prof. Dr. Wilhelm Finck (3.8.1929-4.6.2022) (Foto: privat)

Die Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V. trauert um ihr Mitglied, den Nuklearmediziner und Radiologen Prof. Dr. Wilhelm Finck, der am 4. Juni 2022 im Alter von 92 Jahren in Mönchhagen verstorben ist.

Wilhelm Finck wurde am 3. August 1929 in Diesdorf (Altmark) geboren. Nach dem Abitur in Salzwedel studierte er von 1949 bis 1955 an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Medizin. Von 1955 bis 1958 war er Assistenzarzt am Institut für Pathophysiologie und an der Medizinischen Poliklinik der Friedrich-Schiller-Universität Jena. 1957 promovierte er an der Universität Halle-Wittenberg mit einer Arbeit zur Wirkung von Sulfonamiden auf den Blutzucker und die Aktivität der alkalischen Serumphosphatase zum Doktor der Medizin (Dr. med.). Von 1958 bis 1969 war Wilhelm Finck als Oberarzt und Dozent am Institut für Pathophysiologie der Universität Jena tätig. Die Habilitation zum Dr. med. habil. erfolgte 1967 an der Universität Jena mit einer Arbeit zu strahleninduzierten Störungen der Zellkinetik und des Nukleinsäurestoffwechsels des Dünndarmepithels. 1969 wurde Wilhelm Finck zum Professor für Nuklearmedizin an die Universität Rostock berufen, an der er in den folgenden Jahrzehnten zugleich als Facharzt für Pathophysiologie wirkte. Neben der Tätigkeit als Direktor der Abteilung für Nuklearmedizin an der Universität Rostock war er über mehrere Jahre auch Direktor für Forschung des Bereichs Medizin, Mitglied des Wissenschaftlichen Rates, Klinikdirektor und Prorektor für Medizin. Seine Hauptarbeitsgebiete waren die Nuklearmedizin und die Strahlenbiologie. Im Bereich der Nuklearmedizin beschäftigte er sich hauptsächlich mit der rechnergestützten Verarbeitung diagnostischer Informationen, mit Nuklearpharmaka, mit der Diagnostik pathologischer Funktionsabläufe sowie mit der Radionuklidtherapie.

Wilhelm Finck hatte im Laufe seines wissenschaftlichen Lebens eine Reihe von Funktionen in nationalen und internationalen Gremien und Organisationen inne. So war er über viele Jahre Mitglied des Präsidiums des Rates für Medizinische Wissenschaft beim Minister für Gesundheitswesen der DDR, Leiter des Forschungsverbandes „Medizinische Diagnostik und Gesundheitsschutz“ des Ministeriums für Gesundheitswesen der DDR, Mitglied der National Delegates Assemblee der European Nuclear Medicine Society, Vorsitzender der Sektion Nuklearmedizin der GMR und Präsident der European Nuclear Medicine Society. Er engagierte sich zudem in der Gesellschaft für Medizinische Radiologie der DDR, in der Gesellschaft für Nuklearmedizin der DDR, der Mecklenburgischen Gesellschaft für Nuklearmedizin, der Gesellschaft für Strahlenschutz der DDR und der International Radiation Protection Association. Seit 1984 war er auswärtiges Mitglied der Finnischen Gesellschaft für Nuklearmedizin. Wilhelm Finck war auch an der Herausgabe verschiedener Fachzeitschriften beteiligt, so am European Journal of Nuclear Medicine und an der Zeitschrift für klinische Medizin.

Das Wirken und die damit verbundene Ausstrahlung von Wilhelm Finck wurden in verschiedener Weise geehrt, u. a. mit den Titeln Verdienter Arzt des Volkes und Obermedizinalrat sowie mit der Auszeichnung der Georg-de-Hevesy-Rudolf-Schönheimer-Medaille der Gesellschaft für Nuklearmedizin der DDR sowie der Ehrenplakette der Gesellschaft für klinische Medizin der DDR.
Seit 1977 war Wilhelm Finck Korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1993 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften, wo er sich in der Klasse für Naturwissenschaften und Technikwissenschaften engagierte.
Die Leibniz-Sozietät verliert mit Wilhelm Finck ein ehrenvolles Mitglied. Die Kolleginnen und Kollegen unserer Gelehrtengesellschaft werden ihm ein würdiges Andenken bewahren. Den Hinterbliebenen bekunden wir unser tief empfundenes Beileid.

Gerhard Pfaff