Arbeitskreis Europa – Selbstverständnisse und Perspektivenvielfalt

Name des Arbeitskreises

Europa – Selbstverständnisse und Perspektivenvielfalt

Gründung: Juli 2021

Sprecher des Arbeitskreises und beteiligte Wissenschaftler

Prof. Dr. Monika Walter
Prof. Dr. Dieter Segert

Gegenstand und Aufgaben

Einen Schwerpunkt des Arbeitskreises bildet das historische Verständnis der politischen, soziokulturellen und ökonomischen Topographie um Wort/Begriff/Metapher „Europa“, die keiner einzelnen Fachgeschichte allein zuzuordnen ist. Die Geschichte der verschiedenen Europa-Vorstellungen wird zugleich als eine wesentliche Voraussetzung dafür betrachtet, den Kontinent – nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus – genauer in heutigen Globalisierungsprozessen zu verorten. Zu erkunden sind für diesen Arbeitsschwerpunkt die unterschiedlichen disziplinären Annäherungen an die Erfindungsgeschichte des Phänomens „Europa“ in den antiken und neuzeitlichen Gegensatzfeldern von Okzident und Orient bis zu den modernen Konflikten zwischen Westen und Osten, Norden und Süden sowie zwischen West-, Mittel- und Osteuropa selbst. Einen zweiten Arbeitsschwerpunkt stellt die historisch entstandene Perspektivenvielfalt dar, die insbesondere mit der Europäisierung von Kontinent- und Weltgeschichte durch eine kapitalistische Moderne Westeuropas wie mit der postkolonialen Forderung nichteuropäischer DenkerInnen nach Europa „Provinzialisierung“ (Dipesh Chakrabarty) zu verbinden ist. Ein solcher selbstkritischer Zugang zu einer Vergleichsgeschichte europäischer Selbstverständnisse und Perspektiven setzt gleichzeitig die endgültige Überwindung des Eurozentrismus voraus und zielt u.a. auf die Dekolonisierung von westeuropäisch geprägter Begrifflichkeit (z.B. Moderne, Zivilisation, Tradition). Gleichzeitig ist „Europa“ seit der Aufklärung als Ort einer Denktradition der Selbstermächtigung zu untersuchen, die auf jene universal gültige Motivation zielte, dass menschliches Handeln die Welt grundlegend verändern kann. In einem dritten Arbeitsschwerpunkt wird das gegenläufige Wirken von Europa-Vorstellungen analysiert, die sich zum einen aus Ganzheitskonzepten des Nationalen und Universalen erklären. Zum anderen sind sie als regional oder lokal begründete und in der tatsächlichen kleinräumigen Verfasstheit Gesamteuropas wurzelnde Gegenvisionen zu erschließen, mit denen westliche Nachahmungsmodelle durch die Verteidigung partikularer Souveränitäten abgewehrt oder umgebildet wurden und werden.

Arbeitsweise:

Aufgrund seines Themas ist der Arbeitskreis multidisziplinär ausgerichtet und lädt alle Interessierten in- und außerhalb der Leibniz-Sozietät herzlich zu einer offenen Debatte ein. Im Vordergrund einer ersten Arbeitsrunde steht die Annäherung an methodische und begriffsgeschichtliche Unterschiede der einzelnen Disziplinen. Geplant sind zunächst gemeinsame Leserunden zu eigenen und empfohlenen Publikationen, die in nächste Arbeitsschritte zu Vortragsreihen, Workshops über mögliche Projektthemen und spätere Publikationen zu einer Vergleichsgeschichte über west/mittel/osteuropäischen/außereuropäische Europa-Vorstellungen münden könnten. In diesem Zeitraum sind auch mögliche Kontakte zu Universitäten und anderen wissenschaftlichen Institutionen herzustellen.

Ergebnisse, Publikationen, Aktivitäten im Jahr 2021

Die erste Sitzung hat am 19.11.2021 online stattgefunden. Die zweite Sitzung des Arbeitskreises ist für den 21. Februar 2022, 14.00 Uhr, als Präsenzveranstaltung vorgesehen, falls die Pandemie-Lage es zulässt. Vorgesehen ist die weitere Diskussion der beiden Impulsreferate von Monika Walter und Dieter Segert, die Vervollständigung der Literaturempfehlungen und die Planung von Leserunden sowie die Festlegung möglicher Vortragsthemen. Bei Interesse weiterer Mitglieder der Leibniz-Sozietät an dieser Sitzung bitten wir darum, sich an die Sprecher/innen des Arbeitskreises zu wenden, damit die Unterlagen zugänglich gemacht werden können.


 

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