Neue Publikation unseres Mitglieds Christoph Hilgers erschienen
Christoph Hilgers: Geologie im Wandel der Geschichte und Gesellschaft: 200 Jahre Angewandte Geowissenschaften am KIT im Jahre 2025. XII, 150 S. – 30 Abb. – Karlsruhe: KIT Scientific Publishing, 2025, ISBN: 978-3-7315-1441-1, KITopen-ID: 1000182346, DOI: 10.5445/KSP/1000182346.
Inhalt:
Zum 200-jährigen Geburtstag des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und zeitgleichen Bestehen der Geologie am KIT skizziert das Buch „Geologie im Wandel der Geschichte und Gesellschaft – 200 Jahre Angewandte Geowissenschaften am KIT im Jahre 2025“ die geschichtliche Entwicklung der Geologie und das Wirken der Geologie-Professoren in die Gesellschaft. Zahlreiche Exkurse ergänzen die Themen der Zeit.
Die Geologie ist die Wissenschaft der Erde (γῆ gä – Erde, λόγος logos – Wissenschaft). Das KIT als älteste Technische Hochschule Deutschlands und eine der ältesten weltweit wurde maßgeblich vom damaligen Staatsrat und Freimaurer Carl Friedrich Nebenius strukturiert, der erkannte, dass „… allein ein geschickterer Gebrauch der Hilfsmittel der Produktion imstande sei, die unabsehbaren Folgen der Überbevölkerung Badens abzuwenden“.
Der Geologe und Mineraloge Bergrat Prof. Dr. Friedrich August Walchner, 1825 einer der zwei professoralen Gründungsmitglieder der damaligen polytechnischen Schule, entdeckte zahlreiche Metalllagerstätten, aber auch die Thermalquellen in Rotenfels. Er und nachfolgende Professoren legten das Fundament der bis heute angewandten Geologie am KIT. Professor Adolph Knop beschrieb das Erdöl im Oberrheingraben und dokumentierte bereits 1883 photographisch seine Exkursion in die Alpen. Professor Carl Futterer machte sich 1897 zu einer zweijährigen geologischen Expedition durch Zentralasien und das Pamirgebirge und Tibet mit dem Pferd auf den Weg nach Shanghai. Professor Wilhelm Paulcke forschte in den Alpen und publizierte bereits 1911 sein Buch zur experimentellen Geologie.
Zahlreiche Exkurse beleuchten die Zeit und Ereignisse über die Wissenschaft hinaus. Friedrich August Walchner beispielsweise war als Mitglied der Badischen Ständeversammlung und des 1848 in der Frankfurter Paulskirche tagenden Vorparlaments einer der Wegbereiter unserer Demokratie. Im Buch finden sich auch die zeitgleichen Diskurse von Karl Herrmann Scheidler zur notwendigen Autonomie der Hochschulen und zur „Freiheit der Forschung und Mitteilung ihrer Resultate“. Scheidler kritisierte einen zu fürsorglichen Staat und einen moralischen Perfektionismus, der zu kollektiver Glückseligkeit anstatt zu individueller Freiheit führt. Näheres erfährt man auch zu Adolph Knop, der 1890 Maria Gräfin von Linden zum wissenschaftlichen Vortrag bei dem von ihm 1871 mitgegründeten Oberrheinischen Geologischen Verein einlud oder zum Alpinisten Wilhelm Paulcke, dem die Solobesteigung des Matterhorns gelang, der den Hochschulsport etablierte und 1905 Mitbegründer des Deutschen und Österreichischen Skiverbands war.
Ohne Anspruch auf eine Ausarbeitung, wie sie von Historikern zu erwarten wäre, dokumentiert das Buch die Geologie im Wandel der Geschichte und Gesellschaft mit einem besonderen Fokus auf die Entwicklung in Baden, insbesondere am KIT.
Über den Autor:
Christoph Hilgers leitet den Lehrstuhl für Strukturgeologie und Tektonik und ist wissenschaftlicher Sprecher des Zentrums Klima & Umwelt am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Seine Interessen sind Energiesysteme, Rohstoffeffizienz, Vorhersage von Reservoir-Qualitäten, transnationale Hochschulbildung sowie Prozess- und strategische Analysen. Nach dem Studium der Geologie an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) und der Angewandten Strukturgeologie & Gesteinsmechanik am Imperial College London arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der RWTH, von wo aus er an das Werkzeugmaschinenlabor (WZL), Qualitätsmanagement & Fertigungsmesstechnik wechselte. Dort entwickelte er die GUtech als Teil der OES LLC, die er anschließend in Muskat, Oman, aufbaute und leitete. Vor seinem Ruf an das KIT war er Professor für Reservoir-Petrologie an der RWTH. Er ist Mitglied verschiedener professioneller und interdisziplinärer Initiativen wie dem ThinkTank Industrielle Ressourcenstrategien, RohstoffWissen e.V., der wissenschaftlichen Gesellschaft für die Up- und Downstream Industrie DGMK e.V., des Kuratoriums des Geoforschungszentrums Potsdam GFZ, Vorsitzender des Oberrheinischen Geologischen Vereins gegr. 1871 und Vorsitzender des Berufsverbands Deutscher Geowissenschaften BDG e.V. Seit 2024 ist Christoph Hilgers Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.
Gerhard Pfaff