Nachruf für unser Mitglied Lothar Ebner

Nachruf für unser Mitglied Lothar Ebner

* 23. Mai 1941  –  † 01.März 2014

Der Tod unseres Mitglieds Lothar Ebner hat jeden, der ihn kannte überrascht, schien er doch, mehr noch als seinem Alter von 72 Jahren entsprach, voller Optimismus und Schaffenskraft, so wie ihn viele von uns, die mit ihm zu tun hatten, schätzten. Von ihm ging die Initiative aus, gemeinsam mit der Leibniz- Sozietät eine Konferenzreihe zu Problemen der Toleranz zu schaffen, die anknüpfte an gute preußische Traditionen und deren Ziel es war, vor allem in der Region um Oranienburg, die in der Zeit des Hitlerfaschismus als Standort von Konzentrationslagern missbraucht wurde, besonders jungen Menschen den Gedanken der Toleranz in seinen unterschiedlichen Facetten nahe zu bringen. In den von ihm in diesem Zusammenhang organisierten Schülerkolloquien hielten Mitglieder der Leibniz-Sozietät vor Abiturjahrgängen Vorträge, an die sich stets ausführliche Diskussionen anschlossen.

Lothar Ebner wurde am 23. Mai 1941 in Glienicke an der Nordbahn im Landkreis Oberhavel geboren. Er besuchte die Thomas-Grundschule in Leipzig und schloss die gleichnamige Oberschule daselbst im Jahre 1959 mit dem Abitur ab. Nach seinem anschließenden Chemiestudium an der Technischen Universität Magdeburg folgte am gleichen Institut eine dreijährige Aspirantur, die er 1967 mit der Promotion zum Dr. rer.nat. erfolgreich beendete. Nach einer Tätigkeit in der Wirtschaft sowie in staatlichen Einrichtungen der DDR kam er 1972 in die Akademie der Wissenschaften der DDR, zunächst als wissenschaftlicher Arbeitsleiter und Abteilungsleiter in das Zentralinstitut für anorganische Chemie. Bereits ein Jahr später entschied er sich für eine Tätigkeit in der Wissenschaftsorganisation und wurde persönlicher Referent im Wissenschaftlichen Sekretariat des Leiters des Forschungsbereiches Chemie der Akademie.

Im Jahre 1977 wechselte er in das Zentralinstitut für physikalische Chemie (ZIPC) in Berlin-Adlershof und übernahm für die nächsten drei Jahre die Leitung des wissenschaftlichen Sekretariats des Institutsdirektors. Im Zeitraum zwischen 1981- 1984 absolvierte Lothar Ebner im Rahmen eines gemeinsamen Zielprojektes des ZIPC mit dem Institut für theoretische Grundlagen der chemischen Technik der tschechischen Akademie der Wissenschaften einen mehrjährigen Forschungs-Aufenthalt in diesem Prager Institut. Das von ihm bearbeitet Teilprojekt diente der Erforschung der hydrodynamischen und reaktionskinetischen Grundlagen der Synthesegas- und Methanol-Chemie und hatte, unter anderem, die Adaption der Methode zur rechnergestützten Auswertung von Druckfluktuatiosmessungen für Zweiphasen-Rohrströmungen zum Ziel. Nach der vorangegangenen Tätigkeit in der Wissenschaftsorganisation, die auch für seine weitere Arbeit von großem Nutzen war, hatte er nun das Feld für seine eigene experimentelle Forschungstätigkeit in der chemischen Prozessverfahrenstechnik und Reaktionstechnik gefunden. Folgerichtig übernahm er die Leitung des Institutstechnikums im ZIPC und wirkte bis 1991 als Abteilungsleiter und stellvertretender Leiter des Institutsbereiches Reaktionstechnik.

Mit Schließung der Akademieinstitute Ende 1991 übernahm Lothar Ebner bis 1995 die Leitung eines Projektes im Rahmen des Wissenschaftler-Integrationsprogrammes (WIP) für die Neuen Bundesländer und wurde im gleichen Jahr Gesellschafter und dann zunächst Berater und schließlich Geschäftsführer der PROTEKUM-Umweltinstitut GmbH, Oranienburg. Dieses Institut war 1991 mit dem Ziel gegründet worden, verschiedenartige Schadstoffe zu analysieren und somit zu einer Verbesserung der Umweltsituation in der Region beizutragen. Unter seiner Leitung wurde das Leistungsspektrum des Instituts über Umweltanalytik und Beratungstätigkeit hinaus auch auf die Gewinnung und Vermarktung spezifischer pflanzlicher Inhaltsstoffe ausgedehnt. In einem im Januar 2009 in der Klasse Naturwissenschaften der Leibniz-Sozietät gehaltenen Vortrag zeigte er am Beispiel der Inhaltstoffe des Rotweins, welche gesundheitsfördernden Möglichkeiten sich aus der Herstellung und Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln ergeben können.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit, über deren Fruchtbarkeit neben einer großen Anzahl von Vorträgen und Gutachten über 100 wissenschaftliche Publikationen beredtes Zeugnis ablegen, übte Lothar Ebner auch eine Lehrtätigkeit auf dem Gebiet der Umweltverfahrenstechnik an der TFH Wildau aus. Die technische Hochschule hatte ihn bereits 1995 zum Professor mit Lehrauftrag berufen.

Seine besondere Aufmerksamkeit aber galt der Förderung der Region. Er war Gründer und erster Vorsitzender des Mittelstandverbandes Oberhavel und wirkte als Mittler zwischen Wirtschaft und Politik. In beiden Bereichen erfreute er sich dank seiner unermüdlichen Tätigkeit großer Achtung und Anerkennung.

Sein Tod ist auch für die Leibniz-Sozietät, die ihn im Jahre 2008 zu ihrem ordentlichen Mitglied gewählt hat, ein großer Verlust.

Gerhard Öhlmann