Vortrag von John Erpenbeck (MLS) / Werner Sauter (MLS)
„Kann man Werte wirklich trainieren?“ Vorstellung einer Buchpublikation
Zum Thema Werteentwicklung, Wertetraining:
Wir leben in einer Wertegesellschaft. Wir erleben mit Erstaunen und manchmal mit Entsetzen, wie die Wertegesellschaft die Wissensgesellschaft – geprägt von durchgreifender Digitalisierung, Wissensexplosion und Bildungsexpansion – aushebelt, überrollt, dominiert und zuweilen ins Absurde abdrängt. Nationalistisch begründete Werteurteile bremsen massiv den Welthandel. Illiberale Werteorientierungen ruinieren demokratische Grundsätze. Kriegsbegeisterung, Hass und Identitäres feiern Urständ. Subjektivistische Wertehaltungen erzeugen Kriegsgefahr. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch neue, positive Werteeinstellungen in Bereichen wie Ökonomie, Ökologie, Politik und Menschenrechte.
All unser rasend wachsendes Wissen, alle erfolgreich wachsenden Wissenschaften können keine Antworten darauf geben, wie unsere Zukunft aussehen wird. Es gibt keinen Wertekompass zur Zukunft. Über je mehr Wissen wir verfügen, desto wichtiger werden Werte, um in dieser Überfülle Fakten zu finden und Entscheidungen zu treffen. Die Wertegesellschaft ist von größerer Mächtigkeit als die Wissensgesellschaft.
Werte lassen sich als Ordner der Selbstorganisation individuellen und sozialen menschlichen Handelns beschreiben. Das erlaubt es, die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften als Geschichte von Werteauseinandersetzungen zwischen Klassen, Völkern, Nationen und ihren Traditionen, Kulturen, Weltanschauungen oder Religionen zu begreifen. Damit lassen sich Wege gezielter Werteentwicklung in Gesellschaft und Wirtschaft auf der Ebene von Individuen wie auf der von Teams, Unternehmen und Netzwerken beschreiben. Es werden Möglichkeiten der Werteentwicklung in Arbeitsprozessen in Unternehmen und Organisationen, im Coaching und Mentoring, in spezifischen Trainings wie durch Bildung und Weiterbildung erfasst.
Dass wir in einer Wertegesellschaft leben hat zumindest drei Konsequenzen:
(1) Informationen, Erkenntnisse sind wahr oder falsch: Werte sind niemals wahr oder falsch. Sie sind Handlungen und Situationen angemessen – oder auch nicht. Das lässt sich erst nach deren Wirksamwerden entscheiden. Wer behauptet, über wahre Werte zu verfügen, will sie durchsetzen, oder betrügen.
(2) Grundwerte sind inkommensurabel, untereinander nicht zu vergleichen, etwa ethische und politische Werte.
(3) Die Verinnerlichung, die Interiorisation von Werten, ihre Umwandlung in eigene Emotionen und Motivationen wird zum Zentrum jeder gezielten Werteentwicklung, jedes Wertetrainings, ohne sie sind Werte wertlos.
John Erpenbeck ist Mitglied der Leibniz Sozietät seit ihrer Begründung – sicher nicht das aktivste Mitglied, aber ebenso sicher eines der vom Sinn und der Mission der Sozietät am überzeugtesten.
Erpenbeck lehrt Wissens- und Kompetenzmanagement an der Steinbeis Universität Berlin/Herrenberg. Er studierte Physik mit der Spezialisierung Biophysik und arbeitete zunächst als Experimentalphysiker am Institut für Biophysik der Akademie der Wissenschaften der DDR. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ministerium für Wissenschaft und Technik im Bereich Kernforschung/ Kosmosforschung. Fast zwei Jahrzehnte war er anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR im Bereich von Prof. Herbert Hörz, befasst mit den Schwerpunkten philosophische, historische und wissenschaftstheoretische Probleme der Psychologie kognitiver, emotional-motivationaler und volitiver Prozesse.
1978 wurde er Dr. sc. phil. 1984 wurde er zum Professor ernannt. Ab 1991 war er an der Förderungsgesellschaft wissenschaftlicher Neuvorhaben mbH der Max-Planck-Gesellschaft mit dem Forschungsschwerpunkt Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie tätig. 1993 bis 1994 ging er als Research Professor an das Center for Philosophy of Science in Pittsburgh, danach war er Professor an der Universität Potsdam im Bereich von Prof. Hans-Peter Krüger.
Von 1998 bis 2007 war er im Projekt Lernkultur Kompetenzentwicklung (ABWF/QUEM) wissenschaftlich und leitend aktiv. Seit 2007 hat er den Lehrstuhl Wissens- und Kompetenzmanagement an der SIBE im Verbund der Steinbeis-Hochschule Berlin inne.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Volker Heyse hat er die Kompetenzerfassungs-Systeme KODE® und KODE®X entwickelt, zusammen mit Roman Sauter sowie Prof. Dr. Werner Sauter die Werteerfassungs-Systeme KODE®W sowie ValCom®. Zusammen mit letzterem, ebenfalls Mitglied unserer Sozietät, hat er seit 2018 zu den Themen Wertungen, Werte, Wertemessung, Werteentwicklung, Wertetraining 6 Bücher verfasst und auch diesen Vortrag abgestimmt.
Vortrag von John Erpenbeck (MLS) / Werner Sauter (MLS)
„Kann man Werte wirklich trainieren?“ Vorstellung einer Buchpublikation
Zum Thema Werteentwicklung, Wertetraining:
Wir leben in einer Wertegesellschaft. Wir erleben mit Erstaunen und manchmal mit Entsetzen, wie die Wertegesellschaft die Wissensgesellschaft – geprägt von durchgreifender Digitalisierung, Wissensexplosion und Bildungsexpansion – aushebelt, überrollt, dominiert und zuweilen ins Absurde abdrängt. Nationalistisch begründete Werteurteile bremsen massiv den Welthandel. Illiberale Werteorientierungen ruinieren demokratische Grundsätze. Kriegsbegeisterung, Hass und Identitäres feiern Urständ. Subjektivistische Wertehaltungen erzeugen Kriegsgefahr. Gleichzeitig entwickeln sich aber auch neue, positive Werteeinstellungen in Bereichen wie Ökonomie, Ökologie, Politik und Menschenrechte.
All unser rasend wachsendes Wissen, alle erfolgreich wachsenden Wissenschaften können keine Antworten darauf geben, wie unsere Zukunft aussehen wird. Es gibt keinen Wertekompass zur Zukunft. Über je mehr Wissen wir verfügen, desto wichtiger werden Werte, um in dieser Überfülle Fakten zu finden und Entscheidungen zu treffen. Die Wertegesellschaft ist von größerer Mächtigkeit als die Wissensgesellschaft.
Werte lassen sich als Ordner der Selbstorganisation individuellen und sozialen menschlichen Handelns beschreiben. Das erlaubt es, die Geschichte aller bisherigen Gesellschaften als Geschichte von Werteauseinandersetzungen zwischen Klassen, Völkern, Nationen und ihren Traditionen, Kulturen, Weltanschauungen oder Religionen zu begreifen. Damit lassen sich Wege gezielter Werteentwicklung in Gesellschaft und Wirtschaft auf der Ebene von Individuen wie auf der von Teams, Unternehmen und Netzwerken beschreiben. Es werden Möglichkeiten der Werteentwicklung in Arbeitsprozessen in Unternehmen und Organisationen, im Coaching und Mentoring, in spezifischen Trainings wie durch Bildung und Weiterbildung erfasst.
Dass wir in einer Wertegesellschaft leben hat zumindest drei Konsequenzen:
(1) Informationen, Erkenntnisse sind wahr oder falsch: Werte sind niemals wahr oder falsch. Sie sind Handlungen und Situationen angemessen – oder auch nicht. Das lässt sich erst nach deren Wirksamwerden entscheiden. Wer behauptet, über wahre Werte zu verfügen, will sie durchsetzen, oder betrügen.
(2) Grundwerte sind inkommensurabel, untereinander nicht zu vergleichen, etwa ethische und politische Werte.
(3) Die Verinnerlichung, die Interiorisation von Werten, ihre Umwandlung in eigene Emotionen und Motivationen wird zum Zentrum jeder gezielten Werteentwicklung, jedes Wertetrainings, ohne sie sind Werte wertlos.
John Erpenbeck ist Mitglied der Leibniz Sozietät seit ihrer Begründung – sicher nicht das aktivste Mitglied, aber ebenso sicher eines der vom Sinn und der Mission der Sozietät am überzeugtesten.
Erpenbeck lehrt Wissens- und Kompetenzmanagement an der Steinbeis Universität Berlin/Herrenberg. Er studierte Physik mit der Spezialisierung Biophysik und arbeitete zunächst als Experimentalphysiker am Institut für Biophysik der Akademie der Wissenschaften der DDR. Danach war er wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ministerium für Wissenschaft und Technik im Bereich Kernforschung/ Kosmosforschung. Fast zwei Jahrzehnte war er anschließend wissenschaftlicher Mitarbeiter am Zentralinstitut für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR im Bereich von Prof. Herbert Hörz, befasst mit den Schwerpunkten philosophische, historische und wissenschaftstheoretische Probleme der Psychologie kognitiver, emotional-motivationaler und volitiver Prozesse.
1978 wurde er Dr. sc. phil. 1984 wurde er zum Professor ernannt. Ab 1991 war er an der Förderungsgesellschaft wissenschaftlicher Neuvorhaben mbH der Max-Planck-Gesellschaft mit dem Forschungsschwerpunkt Wissenschaftsgeschichte und Wissenschaftstheorie tätig. 1993 bis 1994 ging er als Research Professor an das Center for Philosophy of Science in Pittsburgh, danach war er Professor an der Universität Potsdam im Bereich von Prof. Hans-Peter Krüger.
Von 1998 bis 2007 war er im Projekt Lernkultur Kompetenzentwicklung (ABWF/QUEM) wissenschaftlich und leitend aktiv. Seit 2007 hat er den Lehrstuhl Wissens- und Kompetenzmanagement an der SIBE im Verbund der Steinbeis-Hochschule Berlin inne.
Gemeinsam mit Prof. Dr. Volker Heyse hat er die Kompetenzerfassungs-Systeme KODE® und KODE®X entwickelt, zusammen mit Roman Sauter sowie Prof. Dr. Werner Sauter die Werteerfassungs-Systeme KODE®W sowie ValCom®. Zusammen mit letzterem, ebenfalls Mitglied unserer Sozietät, hat er seit 2018 zu den Themen Wertungen, Werte, Wertemessung, Werteentwicklung, Wertetraining 6 Bücher verfasst und auch diesen Vortrag abgestimmt.
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