Die Leibniz-Sozietät lädt ein zur öffentlichen Februar-Plenarsitzung am 12. Februar 2015. Es wird der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt:
Änderung!
Prof. Dr. Gerald Ulrich (Berlin): Die Philosophie als Vermittlerin zwischen den exakten und den biologischen Naturwissenschaften 13.30 bis 15.30 Uhr
der ursprünglich für diesen Zeitpunkjt vorgesehene Prolog zum Kolloquium „Geodäsie – Mathematik – Physik – Geophysik“
Harald Schuh (MLS):
Beiträge der Geodäsie zum besseren Verständnis von Naturgefahren und Klimaeinflüssen
verschhiebt sich auf 15.30 bis 17.00 Uhr
Ort beider Vorträge: Rathaus Wedding, Raum 444/445, Müllerstr. 146/147 (erreichbar mit S-Ringbahn Station Wedding und U6 bis Station Leopoldplatz oder mit S-Bahn Station Friedrichstraße und U6 bis Station Leopoldplatz)
C.V. (G. Ulrich):
Prof. Ulrich ist Neurologe und Psychiater. Nach Promotion (1970), Facharzt-Weiterbildung und Habilitation (1981) übernahm er 1982 die Leitung der Abteilung für Klinische Psychophysiologie an der Klinik für Neurologie und Psychiatrie der FU Berlin. Hier wurde er 1989 zum Professor ernannt. 2007 wurde ihm der Preis der Margrit-Egnér Stiftung verliehen „…für seine langjährigen Bemühungen, die Universitätspsychiatrie zu einem kritischen Überdenken ihrer methodologischen Grundlagen zu bewegen, was er als Voraussetzung für ihr Weiterbestehen als eigenständiges medizinisches Fach betrachtet“. Seit dem Eintritt in den Ruhestand (2008) konzentriert er sich auf Publikations- und Vortragstätigkeit.
Abstract (G.Ulrich):
Der Physikalismus behauptet einen vom Erkenntnisgegenstand unabhängigen Datenmonismus. Bei psycho-physischen Einheiten wie dem Menschen ist zur Vermeidung von Aporien jedoch ein Datendualismus – im Sinne einer kategorialen Unterscheidung zwischen physischen und psychischen Daten sowie deren Vermittlung – zwingend.
Philosophen wie Ernst Cassirer und theoretische Physiker wie Heisenberg und Schrödinger stimmen darin überein, dass der Welt der exakten Naturwissenschaften alles mangele, was lebensweltlich bedeutsam ist. Nach Cassirer vermag die Sprache der Naturwissenschaften nicht so etwas wie Bedeutung, kurzum Psychisches zu transportieren, weswegen ein naturwissenschaftlicher Dialog über Weltanschauungen unmöglich sei. „Bedeutung“ ist eine durch Zuschreibung generierte soziale Leistung und nicht im Gehirn zu verorten. Somit ist die epistemische Entgegensetzung von Funktion und Leistung unabdingbare Voraussetzung jedes anthropologischen Erkenntnisfortschrittes. Eine umkehrbar-eindeutige Zuordnung von Funktion und Leistung gibt es nur bei künstlichen, nicht aber bei natürlichen Systemen. Nach wie vor gilt die Feststellung Gustav Fechners aus dem Jahre 1860, wonach die Frage der Wirk-Beziehungen zwischen dem Physischen und dem Psychischen nicht Gegenstand einer pragmatisch orientierten Naturforschung sein könne. Von den Philosophen machten sich Immanuel Kant und Max Weber diese Sicht zu eigen, von den Physiologen Emil du Bois Reymond sowie die Begründer einer wissenschaftlichen Psychiatrie und Neurologie, Wilhelm Griesinger, John Hughlings Jackson, Henry Head und Henri Ey, ebenso der Logiker bzw. Metamathematiker Kurt Gödel. Herrmann v. Helmholtz, David Hilbert sowie die zahlreichen Vertreter eines philosophischen Funktionalismus anglo-amerikanischer Provenienz hingegen stehen dem modernen Selbstverständnis einer prinzipiellen Omnipotenz der Wissenschaften näher.
Die biologischen Naturwissenschaften müssen allen natürlichen Gegebenheiten, den materiell-dinglichen wie auch den prozessual-geistigen gerecht werden. Diese Bedingung erfüllt nur der Aspektdualismus bzw. epistemische Dualismus, der sich auf Baruch Spinoza zurückführen lässt. Er stellt die komplementäre Verschränkung der physischen und der psychischen Denkform dar. Als Paradigma der physischen Denkform kann die Newtonsche, als Paradigma der psychischen Denkform die Goethesche Farbenlehre gelten. Heisenberg stellte die letztere als „Physik des erlebenden Erkennens“ der ersteren als der „Physik des abstrakten Erkennens“ gleichrangig gegenüber.
Nach Schrödinger konnte die Physik des abstrakten Erkennens – er spricht von der „Physik der materiellen Welt“ – bloß um den Preis konstruiert werden, dass das Selbst und mit ihm alles Subjektive daraus entfernt wurde.
Abstract (H.Schuh): Definition und Realisierung von präzisen und stabilen Referenzrahmen spielen eine wichtige Rolle in der modernen Geodäsie, da sie erforderlich sind, wenn wir Veränderungen auf der Erde wie die Plattentektonik oder den globalen Meeresspiegelanstieg erfassen möchten. Es wird eine Übersicht über die verschiedenen Naturgefahren und die Phänomene globaler Veränderung gegeben, die mittels geodätischer Verfahren beobachtet werden können.
Verschiedene Messverfahren kommen abhängig vom räumlichen Maßstab zum Einsatz, von geodätischen Weltraumverfahren wie GNSS (globale Navigationssatellitensysteme), SLR (Laserentfernungsmessungen zu Satelliten), VLBI (Radiointerferometrie auf langen Basislinien) und DORIS (Bahnbestimmung von Satellitenbahnen mit Hilfe des Dopplereffekts von Radiosignalen) bis zu lokalen Messungen mit geodätischen Vermessungsinstrumenten. All diese Verfahren werden in GGOS (Global Geodetic Observing System), dem globalen Beobachtungssystem der Internationalen Assoziation für Geodäsie (IAG) kombiniert. Das Konzept dieses integrativen Unterfangens wird vorgestellt. Anhand von Fallbeispielen wird die essentielle Rolle präziser geodätischer Daten, genauer Analysemethoden und realistischer mathematischer und physikalischer Modelle gezeigt.
Die Leibniz-Sozietät lädt ein zur öffentlichen Februar-Plenarsitzung am 12. Februar 2015. Es wird der folgende Vortrag gehalten und zur Diskussion gestellt:
Änderung!
Prof. Dr. Gerald Ulrich (Berlin):
Die Philosophie als Vermittlerin zwischen den exakten und den biologischen Naturwissenschaften
13.30 bis 15.30 Uhr
der ursprünglich für diesen Zeitpunkjt vorgesehene
Prolog zum Kolloquium „Geodäsie – Mathematik – Physik – Geophysik“
Harald Schuh (MLS):
Beiträge der Geodäsie zum besseren Verständnis von Naturgefahren und Klimaeinflüssen
verschhiebt sich auf 15.30 bis 17.00 Uhr
Ort beider Vorträge: Rathaus Wedding, Raum 444/445, Müllerstr. 146/147 (erreichbar mit S-Ringbahn Station Wedding und U6 bis Station Leopoldplatz oder mit S-Bahn Station Friedrichstraße und U6 bis Station Leopoldplatz)
C.V. (G. Ulrich):
Prof. Ulrich ist Neurologe und Psychiater. Nach Promotion (1970), Facharzt-Weiterbildung und Habilitation (1981) übernahm er 1982 die Leitung der Abteilung für Klinische Psychophysiologie an der Klinik für Neurologie und Psychiatrie der FU Berlin. Hier wurde er 1989 zum Professor ernannt. 2007 wurde ihm der Preis der Margrit-Egnér Stiftung verliehen „…für seine langjährigen Bemühungen, die Universitätspsychiatrie zu einem kritischen Überdenken ihrer methodologischen Grundlagen zu bewegen, was er als Voraussetzung für ihr Weiterbestehen als eigenständiges medizinisches Fach betrachtet“. Seit dem Eintritt in den Ruhestand (2008) konzentriert er sich auf Publikations- und Vortragstätigkeit.
Abstract (G.Ulrich):
Der Physikalismus behauptet einen vom Erkenntnisgegenstand unabhängigen Datenmonismus. Bei psycho-physischen Einheiten wie dem Menschen ist zur Vermeidung von Aporien jedoch ein Datendualismus – im Sinne einer kategorialen Unterscheidung zwischen physischen und psychischen Daten sowie deren Vermittlung – zwingend.
Philosophen wie Ernst Cassirer und theoretische Physiker wie Heisenberg und Schrödinger stimmen darin überein, dass der Welt der exakten Naturwissenschaften alles mangele, was lebensweltlich bedeutsam ist. Nach Cassirer vermag die Sprache der Naturwissenschaften nicht so etwas wie Bedeutung, kurzum Psychisches zu transportieren, weswegen ein naturwissenschaftlicher Dialog über Weltanschauungen unmöglich sei. „Bedeutung“ ist eine durch Zuschreibung generierte soziale Leistung und nicht im Gehirn zu verorten. Somit ist die epistemische Entgegensetzung von Funktion und Leistung unabdingbare Voraussetzung jedes anthropologischen Erkenntnisfortschrittes. Eine umkehrbar-eindeutige Zuordnung von Funktion und Leistung gibt es nur bei künstlichen, nicht aber bei natürlichen Systemen. Nach wie vor gilt die Feststellung Gustav Fechners aus dem Jahre 1860, wonach die Frage der Wirk-Beziehungen zwischen dem Physischen und dem Psychischen nicht Gegenstand einer pragmatisch orientierten Naturforschung sein könne. Von den Philosophen machten sich Immanuel Kant und Max Weber diese Sicht zu eigen, von den Physiologen Emil du Bois Reymond sowie die Begründer einer wissenschaftlichen Psychiatrie und Neurologie, Wilhelm Griesinger, John Hughlings Jackson, Henry Head und Henri Ey, ebenso der Logiker bzw. Metamathematiker Kurt Gödel. Herrmann v. Helmholtz, David Hilbert sowie die zahlreichen Vertreter eines philosophischen Funktionalismus anglo-amerikanischer Provenienz hingegen stehen dem modernen Selbstverständnis einer prinzipiellen Omnipotenz der Wissenschaften näher.
Die biologischen Naturwissenschaften müssen allen natürlichen Gegebenheiten, den materiell-dinglichen wie auch den prozessual-geistigen gerecht werden. Diese Bedingung erfüllt nur der Aspektdualismus bzw. epistemische Dualismus, der sich auf Baruch Spinoza zurückführen lässt. Er stellt die komplementäre Verschränkung der physischen und der psychischen Denkform dar. Als Paradigma der physischen Denkform kann die Newtonsche, als Paradigma der psychischen Denkform die Goethesche Farbenlehre gelten. Heisenberg stellte die letztere als „Physik des erlebenden Erkennens“ der ersteren als der „Physik des abstrakten Erkennens“ gleichrangig gegenüber.
Nach Schrödinger konnte die Physik des abstrakten Erkennens – er spricht von der „Physik der materiellen Welt“ – bloß um den Preis konstruiert werden, dass das Selbst und mit ihm alles Subjektive daraus entfernt wurde.
Abstract (H.Schuh):
Definition und Realisierung von präzisen und stabilen Referenzrahmen spielen eine wichtige Rolle in der modernen Geodäsie, da sie erforderlich sind, wenn wir Veränderungen auf der Erde wie die Plattentektonik oder den globalen Meeresspiegelanstieg erfassen möchten. Es wird eine Übersicht über die verschiedenen Naturgefahren und die Phänomene globaler Veränderung gegeben, die mittels geodätischer Verfahren beobachtet werden können.
Verschiedene Messverfahren kommen abhängig vom räumlichen Maßstab zum Einsatz, von geodätischen Weltraumverfahren wie GNSS (globale Navigationssatellitensysteme), SLR (Laserentfernungsmessungen zu Satelliten), VLBI (Radiointerferometrie auf langen Basislinien) und DORIS (Bahnbestimmung von Satellitenbahnen mit Hilfe des Dopplereffekts von Radiosignalen) bis zu lokalen Messungen mit geodätischen Vermessungsinstrumenten. All diese Verfahren werden in GGOS (Global Geodetic Observing System), dem globalen Beobachtungssystem der Internationalen Assoziation für Geodäsie (IAG) kombiniert. Das Konzept dieses integrativen Unterfangens wird vorgestellt. Anhand von Fallbeispielen wird die essentielle Rolle präziser geodätischer Daten, genauer Analysemethoden und realistischer mathematischer und physikalischer Modelle gezeigt.
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Veranstaltungsort
Berlin, Google Karte anzeigen