Die Leibniz-Sozietät trauert um ihr Mitglied Dietrich Balzer

Nachruf auf unseren Kollegen Dietrich Balzer
09.11.1941 (Brandenburg) – 11.11.2025 (Berlin)
Am 11. November 2025 verstarb das Mitglied der Leibniz-Sozietät und des Leibniz-Instituts für interdisziplinäre Studien (LIFIS), der Automatisierungstechniker Dietrich Balzer kurz nach Vollendung seines 84. Geburtstages in Berlin. Wir trauern um einen ausgewiesenen Spezialisten auf den Gebieten Prozess-Automatisierung, TRIZ (Theorie des erfinderischen Problemlösens) und KI (Künstliche Intelligenz).
Dietrich Balzer wurde am 09. November 1941 in Brandenburg (Havel) geboren. Er besuchte dort von 1948 bis 1956 die Grundschule und legte das Abitur 1960 in Halle (Saale) ab. Anschließend studierte er am traditionsreichen Leningrader Technologischen Institut (heute: Technologische Universität St. Petersburg). Mit einer Diplomarbeit in der Fachrichtung „Automatisierung technologischer Prozesse“ schloss er 1965 sein Studium als Diplom-Ingenieur ab. Am gleichen Institut verteidigte er 1968 seine Dissertation zum Thema „Steuerung eines Ammoniakreaktors nach dem Temperaturfeld“ und wurde zum Dr.-Ing. promoviert.
In den Folgejahren übte Balzer leitende Tätigkeiten im Petrolchemischen Kombinat (PCK) Schwedt (Oder) aus. Von besonderer Bedeutung waren hier seine Pionierarbeiten bei der Einsatzvorbereitung und beim Betrieb des ersten hierarchisch strukturierten Prozessrechnersystems in Deutschland. In diesem Zusammenhang entstand seine Dissertation B (Habilitationsarbeit) zum Thema „Optimale Steuerung verfahrenstechnischer Systeme“, die er im Jahre 1976 an der Technischen Hochschule Leipzig (THL) erfolgreich verteidigte.
1978 wurde Balzer als Professor auf den Lehrstuhl für Prozessrechentechnik in der Sektion „Automatisierungsanlagen“ der THL berufen. Dort war er zugleich ab 1980 als Prorektor für Naturwissenschaften und Technik/Wissenschaftsentwicklung sowie von 1989 bis 1990 als Rektor tätig. In diesem Zusammenhang erfolgte eine persönliche wissenschaftliche Betreuung von fünf Habilitationen, 19 Promotionen zum Dr.-Ing. und mehr als 125 Diplomarbeiten.
Nach der Abwicklung der THL im Zuge der deutschen Vereinigung war Balzer in verschiedenen Unternehmen, so der Westinghouse Electric Corporation Frankfurt (Main), der ELPRO Berlin, der AUCOTEAM sowie der PROSYS GmbH Berlin tätig. Während dieser Zeit war er leitend an zahlreichen staatlich geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten, die in der Regel Kooperationsprojekte von wissenschaftlichen Einrichtungen und Industriebetrieben waren, beteiligt und hat diese zum großen Teil selbst initiiert.
Im Jahr 2006 erfolgte seine Zuwahl als Mitglied der Leibniz-Sozietät. Dort wirkte er von Anfang an in der Klasse für Naturwissenschaften und im Arbeitskreis „Allgemeine Technologie“ mit (so war er Referent auf mehreren Sitzungen der Klasse und Tagungen des Arbeitskreises). Von 2009 bis 2012 war er als Stellvertreter des Sekretars der Klasse für Naturwissenschaften tätig. Im Jahr 2009 wurde er Mitglied des LIFIS, in dem er von 2011 bis 2025 dem Vorstand angehörte. Zu seinem 80. Geburtstag wurde er mit der zweiteiligen Publikation „Automatisierung – Fluch oder Segen“ geehrt.
Balzer ist Autor bzw. Mitautor von zwei Lehrbüchern und 11 Monografien, von mehr als 160 Fachartikeln sowie von diversen Vorträgen auf nationalen und internationalen Tagungen und Kongressen.
Die Leibniz-Sozietät und das LIFIS werden Dietrich Balzer stets ein ehrendes Andenken bewahren.
Gerhard Banse & Klaus Frieder Sieber