Bericht zum Medizinischen Abend der Leibniz-Sozietät am 29. Oktober in Schloss Biesdorf

Vortrag von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig:
„Medikamentöse Therapie von COVID-19 und Impfstoffe gegen SARS-CoV-2: Erwartungen, aktuelle Ergebnisse und Unsicherheiten“

Am 29. Oktober 2021 fand auf Einladung der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin im Schloss Biesdorf eine Abendveranstaltung mit einem Vortrag von Prof. Dr. Wolf-Dieter Ludwig zum Thema „Medikamentöse Therapie von COVID-19 und Impfstoffe gegen SARS-CoV-2: Erwartungen, aktuelle Ergebnisse und Unsicherheiten“ statt. Gemeinsam mit der Leibniz-Sozietät hatten die Berliner Medizinische Gesellschaft e.V., der Campus Berlin-Buch GmbH und das Schloss Biesdorf zu dieser Veranstaltung eingeladen.

Die Präsidentin der Leibniz-Sozietät, Frau Gerda Haßler, bei ihrer Eröffnung und Begrüßung (Photo: G.Pfaff)

Im Vortragssaal des Schlosses Biesdorf in Berlin eröffnete die Präsidentin der Leibniz-Sozietät Gerda Haßler die Veranstaltung und begrüßte den Referenten und ca. 25 Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In ihrer Eröffnungsrede ging sie zunächst auf frühere Veranstaltungen der Leibniz-Sozietät zu medizinischen Themen im Schloss Biesdorf ein, so auf die Jahrestagung 2020 mit dem Titel „Virusinfektionen – alte und neue Erreger sowie Wege der Impfprophylaxe“. Im Zentrum ihrer Ausführungen stand die aktuelle Corona-Situation: Zahl der Neuinfektionen, Auswirkung der Impfungen, Handeln der politisch Verantwortlichen sowie Erwartungen an neue Medikamente und Impfstoffe.

Nach der Eröffnung und Begrüßung durch die Präsidentin der Leibniz-Sozietät übernahm Gerhard Pfaff (MLS) die Moderation des Abends, indem er den Referenten zunächst mit den wichtigsten biografischen Daten vorstellte. Dabei führte er aus, dass Wolf-Dieter Ludwig über viele Jahre in leitenden Funktionen in Berliner medizinischen Einrichtungen tätig war und Mitglied verschiedener nationaler und internationaler Fachgesellschaften ist. Er verwies dabei auch auf die Verdienste von Wolf-Dieter Ludwig als Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft. Der Vorstellung des Referenten folgte eine kurze Information zur Einbindung des folgenden Vortrags in das Programm medizinischer Veranstaltungen der Leibniz-Sozietät.

In seinem Vortrag führte Wolf-Dieter Ludwig zunächst aus, dass sich seit der ersten beschriebenen Infektion mit dem „severe acute respiratory syndrome coronavirus 2“ (SARS-CoV-2) im Dezember 2019 die „coronavirus disease 2019“ (COVID-19) zu einer weltweiten Pandemie entwickelt hat, deren Symptoma­tik von asymptomatischem Verlauf bis hin zum Lungen-/Multiorganversagen und Tod reicht.

Wolf-Dieter Ludwig bei seinem Vortrag (Photo: G.Pfaff)

Die Ergebnisse internationaler medizinischer Studien haben inzwischen gezeigt, dass zunächst als hoffnungsvoll angesehene Wirkstoffe wie beispielsweise Chloro­quin und Hydroxychloroquin keine überzeu­gende Wirksamkeit bei Infektionen mit SARS-CoV-2 bzw. bei COVID-19 aufweisen. Zudem werden bei deren Einnahme häufig erhebliche Nebenwirkungen festgestellt. Wie man heute weiß, hat sich auch die Hoffnung auf eine gute antivirale Wirksamkeit von Remdesivir, das sowohl in Europa als auch in den USA zur Behandlung von COVID-19 bedingt bzw. beschleunigt zugelassen wurde, nicht erfüllt. Im heutigen Vortrag werden nun anhand von aktuellen nationalen und internationalen Leitlinien die derzeit auf Basis klinischer Studien vorliegenden Ergeb­nisse der medikamentösen Therapieoptionen bei COVID-19 vorgestellt und bewertet.

Angesichts der meist enttäuschenden Ergebnisse zur medikamentösen Behandlung von COVID-19 haben Impfstoffe gegen SARS-CoV-2 eine besonders große Bedeutung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie gewonnen. Mit Stand September 2022 waren weltweit 8 Impf­stoffe gegen SARS-CoV-2 zugelassen Weitere 180 Impfstoffe befinden sich in tierexperimentellen Prüfungen bzw. in klinischen Studien der Phase-I bis Phase-III.

Technologische Ansätze bei der Entwicklung genetischer mRNA- bzw. vektorbasierter DNA-Impfstoffe haben in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung erlangt. Die Neuartigkeit dieser technologischen Ansätze und die begrenzten Möglichkeiten, Langzeitrisiken und seltene Nebenwirkungen von vornherein zu erkennen, erfordern die sorgfältige Überwachung nach der Zulassung der Impfstoffe. Natürlich spielen in diesem Zusammenhang auch weitere Fragen eine Rolle, so die Frage nach der Impfung von Kindern und Jugendlichen gegen SARS-CoV-2 oder die Frage zum Stellenwert von Auffrischungsimpfungen, aktuell auch als „Booster-Impfungen“ bezeichnet.

Peter Oehme bei seinem Schlusswort (Photo: G.Pfaff)

Die von Gerhard Pfaff geleitete außerordentlich anregende Diskussion nach dem Vortrag von Wolf-Dieter Ludwig machte deutlich, dass die Ausführungen von den Teilnehmern der Veranstaltung mit großem Interesse verfolgt wurden und der Behandlung des Themas sowohl aus medizinischer als auch aus gesamtgesellschaftlicher Sicht größte Bedeutung zukommt. Auf zwei Folien fasste Peter Oehme (MLS) in einem Schlusswort die Aussagen des Vortrags und der Diskussion zusammen. Auf die Geschichte der Medizin eingehend, indem er die Leistungen von Rudolf Virchow, Robert Koch, Max von Pettenkofer und Oskar Liebreich würdigte, bezog sich Peter Oehme dabei auf den bekannten Zusammenhang

Krankheit = Keim (Virulenz) x Umwelt (Vektor) x Mensch (Empfänglichkeit)

Zudem stellte er einige Gedanken für zukünftige Entwicklungen bei medizinischen Wirkstoffen sowie zur Fortführung des Vortragsprogramms der Leibniz-Sozietät zu medizinischen Themen vor.

Es ist vorgesehen, den Vortrag von Wolf-Dieter Ludwig in Form einer Publikation in Leibniz Online zu veröffentlichen und die Inhalte damit einem noch breiteren Kreis von Interessenten zur Verfügung zu stellen.

Gerhard Pfaff, Peter Oehme