Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ führt am 27. Oktober 2016 seine öffentliche wissenschaftliche Sitzung durch zum Thema:
Einfachheit in der Pädagogik, insbesondere in der Didaktik
Vortragender: Franz Prüß (MLS)
Zeit: 10.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Prüß ist Diplomlehrer und Erziehungswissenschaftler sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2012. Von 1992 bis 1994 war er Professor für Sozialpädagogik und Sprecher des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Rostock, seit 1994 bis zur Emeritierung 2011 Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik und schulbezogene Bereiche der Sozialpädagogik im Institut für Erziehungswissenschaft der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.
1998 gründete er das Zentrum für Lehrerbildung der Universität Greifswald und wurde dessen Geschäftsführender Sprecher. Er leitete mehrere Forschungsgruppen und Projekte, so zur Schulentwicklung, zur Suchtprävention, zur Kooperation von Schule und Jugendhilfe und zu Jugendproblemen in der Russischen Föderation. Sein Hauptforschungsgebiet ist der Zusammenhang von optimaler Förderung des Einzelnen und Gruppenentwicklungen. Er organisierte mehrere internationale Fachtagungen zur Entwicklung der Sozialpädagogik/Sozialarbeit in Mittel- und Osteuropa, zur Entwicklung der Schulsozialarbeit sowie zur Entwicklung von Ganztagsschulen. Zu Lehraufenthalten weilte er in Polen und in der Russischen Föderation; an der Staatlichen Pädagogischen Universität Omsk hatte er eine Gastprofessur inne. Im Internationalen Bund (IB) ist er Mitglied des Präsidiums.
Abstract:
Bei der Bildung und Erziehung handelt es sich um ein komplexes und kompliziertes Prozessgeschehen. Viele Wirkfaktoren und Operationen der Prozessbeteiligten spielen dabei eine Rolle, die nur über vereinfachende Modellvorstellungen kommunizierbar gemacht werden können.
Dementsprechend hat es in der Vergangenheit in der Entwicklung der Pädagogik und ihren Teildisziplinen viele Versuche gegeben, diese Komplexität zu erfassen und begründete Komplexitätsreduktionen vorzunehmen. So sind für die Planung, Gestaltung und Reflexion von Unterricht diverse Konzepte entwickelt und didaktische Modelle entworfen worden. Das geschah aus bildungstheoretischer, lehr-lern-theoretischer und auch aus kommunikationstheoretischer Sicht. Im Unterschied zu den Fachdidaktiken, zur pädagogisch-psychologisch orientierten Professions- und Professionalisierungsforschung und zur pädagogisch-psychologischen Lehr-Lernforschung muss die Allgemeine Didaktik bezüglich des Unterrichts die zentrale Disziplin sein, die die Gesamtheit der didaktischen Fragestellungen in ihrer Komplexität in den Blick nimmt und diese als transdisziplinäre Wissenschaft in Kooperation mit ihren Bezugswissenschaften und zugleich auch eigenständig untersucht. In der Vergangenheit wurden auf der Grundlage verschiedener wissenschaftstheoretischer Positionen Modelle entwickelt, die aber zumeist die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit von Unterrichtsprozessen nicht adäquat erfassen konnten. Die Allgemeine Didaktik muss auf der Grundlage einer entwickelten Allgemeinen Pädagogik diesen – auch methodologisch bedeutsamen –Referenzrahmen zur Verfügung stellen bzw. lehrbar machen.
Der Vortragende ist nach Auswertung vielfältiger wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Analyse existierender didaktischer Modelle der Auffassung, dass eine strukturelle undfunktionaleBetrachtung pädagogischer Prozesse eine adäquate Abbildung ihrer Komplexität ermöglicht, die Vorschläge zur Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen begründet. Dazu ist erforderlich:
• Wesen und Inhalt, Struktur und Funktionen der Erziehungin gesellschaftlichen Reproduktions- und individuellen Entwicklungsprozessen zu bestimmen, um zu klaren Vorstellungen von Pädagogik zu gelangen;
• die Struktur- und Funktionselemente von Erziehung bzw. Unterricht zu definieren sowie durch transdisziplinäre Forschungen die einzelnen Struktur und Funktionselemente theoretisch zu bestimmen und konkret-historisch zu beschreiben;
• die gesetzmäßigen Relationen zwischen den Struktur- und Funktionselementen aufzudecken, um unter Nutzung der statistischen Gesetzeskonzeption und gültiger Zielvorstellungen pädagogische Prinzipien und Regeln formulieren zu können. Sie sind das Fundament für Handlungsorientierungen, die pädagogischen Prozessen Zielstrebigkeit und Systematik verleihen, indem sie helfen, ein optimales Bedingungsgefüge und Aktivitätsniveau für Persönlichkeitsentwicklung zu schaffen.
Das Kategoriensystem, das die Struktur- und Funktionselemente der Erziehung bzw. des Unterrichts widerspiegelt, sowie die Prinzipienzur Gestaltung effektiver Strukturen und zur optimalen Realisierung der Funktionen bilden dasGrundgerüst der Pädagogik und ihrer Disziplinen in wissenschaftlich begründeter Einfachheit.
Die Nutzung des Prinzips der Einfachheit für die Entwicklung der erziehungswissenschaftlichen Disziplinen ist zu unterscheiden von didaktischen Vereinfachungen wissenschaftlicher Erkenntnissysteme im Interesse des Prinzips der Fasslichkeit des Unterrichtsinhalts, das die Überwindung von Schwierigkeiten durch die Schüler mit einschließt. Die Erarbeitung didaktischer Vereinfachungen gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Fachdidaktiken.
Der Arbeitskreis „Prinzip Einfachheit“ führt am 27. Oktober 2016 seine öffentliche wissenschaftliche Sitzung durch zum Thema:
Einfachheit in der Pädagogik, insbesondere in der Didaktik
Vortragender: Franz Prüß (MLS)
Zeit: 10.30 bis 12.30 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Prüß ist Diplomlehrer und Erziehungswissenschaftler sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2012. Von 1992 bis 1994 war er Professor für Sozialpädagogik und Sprecher des Instituts für Erziehungswissenschaft der Universität Rostock, seit 1994 bis zur Emeritierung 2011 Lehrstuhlinhaber für Schulpädagogik und schulbezogene Bereiche der Sozialpädagogik im Institut für Erziehungswissenschaft der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.
1998 gründete er das Zentrum für Lehrerbildung der Universität Greifswald und wurde dessen Geschäftsführender Sprecher. Er leitete mehrere Forschungsgruppen und Projekte, so zur Schulentwicklung, zur Suchtprävention, zur Kooperation von Schule und Jugendhilfe und zu Jugendproblemen in der Russischen Föderation. Sein Hauptforschungsgebiet ist der Zusammenhang von optimaler Förderung des Einzelnen und Gruppenentwicklungen. Er organisierte mehrere internationale Fachtagungen zur Entwicklung der Sozialpädagogik/Sozialarbeit in Mittel- und Osteuropa, zur Entwicklung der Schulsozialarbeit sowie zur Entwicklung von Ganztagsschulen. Zu Lehraufenthalten weilte er in Polen und in der Russischen Föderation; an der Staatlichen Pädagogischen Universität Omsk hatte er eine Gastprofessur inne. Im Internationalen Bund (IB) ist er Mitglied des Präsidiums.
Abstract:
Bei der Bildung und Erziehung handelt es sich um ein komplexes und kompliziertes Prozessgeschehen. Viele Wirkfaktoren und Operationen der Prozessbeteiligten spielen dabei eine Rolle, die nur über vereinfachende Modellvorstellungen kommunizierbar gemacht werden können.
Dementsprechend hat es in der Vergangenheit in der Entwicklung der Pädagogik und ihren Teildisziplinen viele Versuche gegeben, diese Komplexität zu erfassen und begründete Komplexitätsreduktionen vorzunehmen. So sind für die Planung, Gestaltung und Reflexion von Unterricht diverse Konzepte entwickelt und didaktische Modelle entworfen worden. Das geschah aus bildungstheoretischer, lehr-lern-theoretischer und auch aus kommunikationstheoretischer Sicht. Im Unterschied zu den Fachdidaktiken, zur pädagogisch-psychologisch orientierten Professions- und Professionalisierungsforschung und zur pädagogisch-psychologischen Lehr-Lernforschung muss die Allgemeine Didaktik bezüglich des Unterrichts die zentrale Disziplin sein, die die Gesamtheit der didaktischen Fragestellungen in ihrer Komplexität in den Blick nimmt und diese als transdisziplinäre Wissenschaft in Kooperation mit ihren Bezugswissenschaften und zugleich auch eigenständig untersucht. In der Vergangenheit wurden auf der Grundlage verschiedener wissenschaftstheoretischer Positionen Modelle entwickelt, die aber zumeist die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit von Unterrichtsprozessen nicht adäquat erfassen konnten. Die Allgemeine Didaktik muss auf der Grundlage einer entwickelten Allgemeinen Pädagogik diesen – auch methodologisch bedeutsamen –Referenzrahmen zur Verfügung stellen bzw. lehrbar machen.
Der Vortragende ist nach Auswertung vielfältiger wissenschaftlicher Erkenntnisse und der Analyse existierender didaktischer Modelle der Auffassung, dass eine strukturelle und funktionale Betrachtung pädagogischer Prozesse eine adäquate Abbildung ihrer Komplexität ermöglicht, die Vorschläge zur Gestaltung von Lehr-Lern-Prozessen begründet. Dazu ist erforderlich:
• Wesen und Inhalt, Struktur und Funktionen der Erziehung in gesellschaftlichen Reproduktions- und individuellen Entwicklungsprozessen zu bestimmen, um zu klaren Vorstellungen von Pädagogik zu gelangen;
• die Struktur- und Funktionselemente von Erziehung bzw. Unterricht zu definieren sowie durch transdisziplinäre Forschungen die einzelnen Struktur und Funktionselemente theoretisch zu bestimmen und konkret-historisch zu beschreiben;
• die gesetzmäßigen Relationen zwischen den Struktur- und Funktionselementen aufzudecken, um unter Nutzung der statistischen Gesetzeskonzeption und gültiger Zielvorstellungen pädagogische Prinzipien und Regeln formulieren zu können. Sie sind das Fundament für Handlungsorientierungen, die pädagogischen Prozessen Zielstrebigkeit und Systematik verleihen, indem sie helfen, ein optimales Bedingungsgefüge und Aktivitätsniveau für Persönlichkeitsentwicklung zu schaffen.
Das Kategoriensystem, das die Struktur- und Funktionselemente der Erziehung bzw. des Unterrichts widerspiegelt, sowie die Prinzipien zur Gestaltung effektiver Strukturen und zur optimalen Realisierung der Funktionen bilden das Grundgerüst der Pädagogik und ihrer Disziplinen in wissenschaftlich begründeter Einfachheit.
Die Nutzung des Prinzips der Einfachheit für die Entwicklung der erziehungswissenschaftlichen Disziplinen ist zu unterscheiden von didaktischen Vereinfachungen wissenschaftlicher Erkenntnissysteme im Interesse des Prinzips der Fasslichkeit des Unterrichtsinhalts, das die Überwindung von Schwierigkeiten durch die Schüler mit einschließt. Die Erarbeitung didaktischer Vereinfachungen gehört zu den wesentlichen Aufgaben der Fachdidaktiken.
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Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen