September-Sitzung der Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften
14. September 2017 - 10:00 - 12:00
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften führt ihre öffentliche wissenschaftliche September-Sitzung am 14. September 2017 durch zum Thema:
Das Bildungssystem der Fahranfängervorbereitung – von der intuitiven zur evidenzbasierten Systemsteuerung.
Vortragender: Dietmar Sturzbecher (MLS)
10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Sturzbecher ist Psychologe und Soziologe sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2017. Nach dem Lehramtsstudium (Mathematik, Physik) an der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitete er bis 1985 als Diplomlehrer und als Dozent für Mathematikdidaktik in der Lehrerfortbildung. Dem folgte ein Promotionsstudium an der Akademie für Pädagogische Wissenschaften zu Berlin. Zwischen 1988 und 1991 war er tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehung (Berlin) und als Abteilungsleiter am Institut für Familie und Sozialpädagogik (Berlin).
1991 erhielt er ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft und einen Lehrauftrag an der Freien Universität Berlin. Gleichzeitig wirkte er an der Gründung des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung e. V. – heute ein An-Institut der Universität Potsdam – mit, das er seitdem nebenamtlich leitet. Seit 1993 ist er in unterschiedlichen Funktionen hauptamtlich an der Universität Potsdam tätig, wo er sich 1996 habilitierte. 2005 wurde er zum außerplanmäßigen Professor für Familien-, Jugend- und Bildungssoziologie an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam ernannt. Abstract:
Das System der Fahranfängervorbereitung beinhaltet „alle Bedingungen und Maßnahmen, die vom Gesetzgeber rechtlich vorgegeben oder darüber hinaus im kulturellen Kontext gezielt bereitgestellt und genutzt werden, um das selbstständige, sichere und eigenverantwortliche Fahren eines Kraftfahrzeugs im öffentlichen Straßenverkehr zu erlernen und das dafür erforderliche Wissen und Können nachzuweisen.“ Wichtige Elemente dieses Systems sind die Fahrschulausbildung, die Fahrerlaubnisprüfung und die protektiven Sonderregelungen für Fahranfänger. Theoretisch gesehen, stellt das System der Fahranfängervorbereitung ein Bildungssystem dar, für das wissenschaftlich begründete Steuerungsprinzipien und pädagogisch-psychologische Steuerungsinstrumente des allgemeinbildenden Schulsystems adaptiert werden sollten (z. B. eine evidenzinformierte Steuerung und eine curriculumbasierte Ausbildung).
Ein Blick in die Geschichte der Fahranfängervorbereitung zeigt jedoch, dass diese bis in die 2000er Jahre eher intuitiv und sporadisch unter dem Druck des Unfallgeschehens gesteuert wurde; ein verkehrspolitischer Diskurs zur evidenzbasierten Optimierung der Fahranfängervorbereitung kommt nur langsam in Gang. Gleichzeitig sind Indizien dafür erkennbar, dass die an ihre Grenzen gelangte neokorporatistische Systemsteuerung mit den aus einer evidenzbasierten Steuerung resultierenden Entwicklungserfordernissen kollidiert. Als Zwischenbilanz ist zu konstatieren, dass durch den Wechsel von der Input- zur Outputsteuerung und die Wirkungsorientierung der „Empirischen Wende“ mittlerweile einzelne Elemente der Fahranfängervorbereitung evidenzinformiert weiterentwickelt werden. Bisher ist es allerdings noch nicht ausreichend gelungen, die Systemelemente in diesem Prozess zu verschränken.
Die Klasse Sozial- und Geisteswissenschaften führt ihre öffentliche wissenschaftliche September-Sitzung am 14. September 2017 durch zum Thema:
Das Bildungssystem der Fahranfängervorbereitung – von der intuitiven zur evidenzbasierten Systemsteuerung.
Vortragender: Dietmar Sturzbecher (MLS)
10.00 bis 12.00 Uhr
Ort: Balkonsaal
C.V.:
Prof. Sturzbecher ist Psychologe und Soziologe sowie Mitglied der Leibniz-Sozietät seit 2017. Nach dem Lehramtsstudium (Mathematik, Physik) an der Humboldt-Universität zu Berlin arbeitete er bis 1985 als Diplomlehrer und als Dozent für Mathematikdidaktik in der Lehrerfortbildung. Dem folgte ein Promotionsstudium an der Akademie für Pädagogische Wissenschaften zu Berlin. Zwischen 1988 und 1991 war er tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Erziehung (Berlin) und als Abteilungsleiter am Institut für Familie und Sozialpädagogik (Berlin).
1991 erhielt er ein Habilitationsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft und einen Lehrauftrag an der Freien Universität Berlin. Gleichzeitig wirkte er an der Gründung des Instituts für angewandte Familien-, Kindheits- und Jugendforschung e. V. – heute ein An-Institut der Universität Potsdam – mit, das er seitdem nebenamtlich leitet. Seit 1993 ist er in unterschiedlichen Funktionen hauptamtlich an der Universität Potsdam tätig, wo er sich 1996 habilitierte. 2005 wurde er zum außerplanmäßigen Professor für Familien-, Jugend- und Bildungssoziologie an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Potsdam ernannt.
Abstract:
Das System der Fahranfängervorbereitung beinhaltet „alle Bedingungen und Maßnahmen, die vom Gesetzgeber rechtlich vorgegeben oder darüber hinaus im kulturellen Kontext gezielt bereitgestellt und genutzt werden, um das selbstständige, sichere und eigenverantwortliche Fahren eines Kraftfahrzeugs im öffentlichen Straßenverkehr zu erlernen und das dafür erforderliche Wissen und Können nachzuweisen.“ Wichtige Elemente dieses Systems sind die Fahrschulausbildung, die Fahrerlaubnisprüfung und die protektiven Sonderregelungen für Fahranfänger. Theoretisch gesehen, stellt das System der Fahranfängervorbereitung ein Bildungssystem dar, für das wissenschaftlich begründete Steuerungsprinzipien und pädagogisch-psychologische Steuerungsinstrumente des allgemeinbildenden Schulsystems adaptiert werden sollten (z. B. eine evidenzinformierte Steuerung und eine curriculumbasierte Ausbildung).
Ein Blick in die Geschichte der Fahranfängervorbereitung zeigt jedoch, dass diese bis in die 2000er Jahre eher intuitiv und sporadisch unter dem Druck des Unfallgeschehens gesteuert wurde; ein verkehrspolitischer Diskurs zur evidenzbasierten Optimierung der Fahranfängervorbereitung kommt nur langsam in Gang. Gleichzeitig sind Indizien dafür erkennbar, dass die an ihre Grenzen gelangte neokorporatistische Systemsteuerung mit den aus einer evidenzbasierten Steuerung resultierenden Entwicklungserfordernissen kollidiert. Als Zwischenbilanz ist zu konstatieren, dass durch den Wechsel von der Input- zur Outputsteuerung und die Wirkungsorientierung der „Empirischen Wende“ mittlerweile einzelne Elemente der Fahranfängervorbereitung evidenzinformiert weiterentwickelt werden. Bisher ist es allerdings noch nicht ausreichend gelungen, die Systemelemente in diesem Prozess zu verschränken.
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen