Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, der Stiftung Planetarium Berlin und der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt Lilienthal-Oberth (DGLR)
Am 29. November 2025, 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Veranstaltungsort:
Einstein-Saal, Archenhold-Sternwarte Alt-Treptow 1, 12435 Berlin
Noch nicht barrierefrei
Zur Geschichte der Planetenforschung in Deutschland
11.00 – 11.45
Prof. Dr. Frank Spahn, MLS
Besuch beim „Herrn der Ringe“ – die Cassini-Mission
11.45 – 12.20
Michael Tilgner
Einsteins Relativitätstheorie und die
Raumfahrtpioniere
12.20 – 13.15
Mittagspause
Vorträge
Moderation: Dr. Olaf Przybilski
13.15 – 14.00
Prof. Dr. Dietrich Manzey
Geschichte der Raumfahrtpsychologie
14.00 – 14.45
Dr. Fabian Eilingsfeld, Prof. Hakan Kayal und Dr. Christian Gritzner
Gedenken zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Heinz-Hermann Koelle (1925-2011)
14.45– 15.15
Kaffeepause
Moderation: Dr. Christian Gritzner
15.15 – 15.45
Dr. Olaf Przybilski
Albin Franz Sawatzki
15.50 – 16.20
Dr. Wolfgang Both
100 Jahre Hohmann-Bahnen
Schlusswort
Dr. Dietrich Spänkuch, MLS
Abstracts der Vorträge:
Tilman Spohn
Zur Geschichte der Planetenforschung in Deutschland
Die Geschichte der Planetenforschung im mitteleuropäischen Raum kann man mit Nikolaus Kopernikus (1473-1543) und Johannes Kepler (1571 – 1630) beginnen lassen. Sie überwanden das bis dahin gültige Weltbild des Aristoteles, demzufolge die Erde im Zentrum des Universums steht. Kepler beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit der bis heute offenen Frage nach extraterrestrischem Leben und begründete mit seinem posthum veröffentlichten Werk „Somnium” über das Leben auf dem Mond die literarische Gattung der Science-Fiction. Während die frühen Forschungen noch auf Beobachtungen mit einfachen astronomischen Hilfsmitteln und später mit Teleskopen basierten, bedeutet die im 20. Jahrhundert beginnende Raumfahrt, an der sich Wissenschaftler aus beiden deutschen Nachkriegsstaaten beteiligten, einen Paradigmenwechsel. Hier sind vor allem die Missionen des Apolloprogramms zu nennen, die einen bedeutsamen Schub in der öffentlichen Wahrnehmung mit sich brachten, aber auch die späteren robotischen Raumfahrtmissionen von ESA, Nasa und der Sowjetunion. Der Vortrag spannt einen Bogen vom Beginn der Planetenforschung bis zu den gegenwärtigen Missionen und würdigt die besonderen Beiträge einiger Pioniere der modernen Planetenforschung aus Deutschland.
Frank Spahn
Besuch beim „Herrn der Ringe“ – die Cassini-Mission
Wir laden die Zuhörer zu einer fantastischen Reise „an Bord“ der Raumsonde Cassini in die Welt des „Herrn der Ringe“, Saturn, ein – werden sie mit der Strukturvielfalt seiner Planetenringe bekannt machen und in die Welt der Eissatelliten Saturns entführen. Die wohl spektakulärste Entdeckung bezüglich der Welt der Eistrabanten Saturns sind die Kryo-Geysire des nur 450km großen Eismondes Enceladus – der wesentlichen Quelle des größten Ringes von Saturn: dem E-Ring! Natürlich darf die von Methanflüssen zerklüftete und mit Methanseen, -meeren und auch Dünen bedeckte Oberfläche des Mondriesen Titan nicht fehlen, der von einer dichten Atmosphäre umhüllt wird.
Schwerpunkt des Vortrages bilden allerdings Strukturbildungen in den dichten, granularen Eisringen Saturns, die wesentliche Analogien zu Prozessen der Planetenentstehung in präplanetaren Scheiben um junge Sterne zulassen! Außerdem ist diese Fokussierung wesentlich durch den Schwerpunkt der Forschungen des Referenten motiviert.
Michael Tilgner
Einsteins Relativitätstheorie und die Raumfahrtpioniere
Die Relativitätstheorie wurde in den 1920er und 1930er Jahren in der Öffentlichkeit – und auch unter den Raumfahrtpionieren – kontrovers diskutiert. Neben begeisterter Zustimmung gab es auch harsche Ablehnung, teils mit antisemitischem Einschlag. Überraschend ist auch, dass in dieser Zeit schon untersucht wurde, welche Auswirkungen die Spezielle Relativitätstheorie auf das Raumfahrtproblem hat! Der Vortrag stellt einige Positionen vor, die die Raumfahrtpioniere seit den 1920er Jahren zur Relativitätstheorie vertreten haben. Sie reichen von allgemeinen Erörterungen über Raum und Zeit (Johannes Winkler) bis zu einer imaginären Reise zu den Sternen (mit Eugen Sängers Photonenrakete).
Dietrich Manzey
Geschichte der Raumfahrtpsychologie
Raumfahrtpsychologie beschäftigt sich mit allen Aspekten des Verhaltens und Erlebens von Astronautinnen und Astronauten unter den extremen Arbeit- und Lebensbedingungen in einem Weltraumhabitat. Dabei können zwei Perspektiven unterschieden werden. Raumfahrtpsychologie als Wissenschaft beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Weltraummissionen auf die menschliche Psyche, namentlich Leistungsfunktionen, Befindlichkeit und soziale Interaktionen. Im Rahmen einer mehr praktisch orientierten operativen Raumfahrtpsychologie geht es vor allem Fragen der psychologischen Auswahl, Vorbereitung und Unterstützung von Astronauten und Astronautinnen, umso sicherzustellen, dass sie die psychologischen Herausforderungen während ihres Aufenthaltes im Weltraum bestmöglich bewältigen.
Der Vortrag zeichnet die Entwicklung beider Stränge der Raumfahrtpsychologie im Rahmen russischer, amerikanischer und europäischer Raumfahrtprogramme seit dem Beginn der bemannten Raumfahrt im Jahr 1961 nach. Dabei werden historisch zwei Zeitabschnitte unterschieden.
Der erste Abschnitt umfasst die Zeit bis etwa Anfang/Mitte der 1990er Jahre. Während dieser Zeit lag der Fokus raumfahrtpsychologischer Aktivitäten vor allem im operativen Bereich. Entsprechend der unterschiedlich akzentuierten Raumfahrtprogramme und kulturell unterschiedlicher Perspektiven auf die Psychologie, unterschieden sich dabei Umfang und Art der Aktivitäten. Während im Rahmen russischer Raumfahrtprogramme von Anbeginn der psychologischen Auswahl und später Unterstützung von Kosmonauten eine große Bedeutung zugeschrieben wurde und in Europa ab 1977 zumindest umfangreiche Verfahren der psychologischen Auswahl von Astronautinnen und Astronauten entwickelt wurden, führten operative raumfahrtpsychologische Aktivitäten bei der NASA nur ein stiefmütterliches Dasein. Raumfahrtpsychologie als Wissenschaft fand in diesen Jahren, abgesehen von ersten Simulationsstudien im Institut für Biomedizinische Probleme in Moskau kaum statt.
Der zweite Abschnitt reicht von etwa Mitte der 1990er Jahre bis heute. Auf ihm wird der Schwerpunkt des Vortrags liegen. Vor allem durch die Öffnung der russischen Raumfahrtprogramme auch für west-europäische und amerikanische Astronautinnen und Astronauten, die für die ESA und NASA neue Möglichkeiten für Langzeitmissionen eröffneten, und dann schließlich die internationale Zusammenarbeit beim Aufbau und Betrieb der Internationalen Raumstation (ISS), hat die Raumfahrtpsychologie in diesem Zeitraum enorm an Bedeutung gewonnen. Der Vortrag wird diese Entwicklung am Beispiel der im Rahmen des ISS Programms implementieren operativen psychologischen Maßnahmen, als auch der gewachsenen Bedeutung raumfahrtpsychologischer Forschung im Rahmen von Simulationsstudien und Antarktismissionen nachzeichnen.
Fabian Eilingsfeld, Hakan Kayal und Christian Gritzner
Gedenken zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Heinz-Hermann Koelle (1925-2011)
Am 22. Juli 2025 wäre Prof. Dr. Heinz-Hermann Koelle (1925–2011) 100 Jahre alt geworden. Er gründete 1948 die Gesellschaft für Weltraumforschung (GfW) neu, die 1969 in die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) einging. In den USA war er an der Entwicklung der Mondrakete Saturn V und anderen Raumfahrtprojekten beteiligt. Von 1965 bis 1991 war er Professor an der Technischen Universität Berlin und führte bis zu seinem Lebensende Studien zu Mondstationen durch. Dieser Vortrag ist ein Rückblick auf sein Leben und Wirken.
Olaf Przybilski
Albin Franz Sawatzki
Will man wissenschaftliche und genealogische Forschungen zu Ingenieuren des Krieges im Dritten Reich betreiben und dabei sich recht unbekannten Personen zuwenden, wird schnell eine Erkenntnisgrenze erreicht. Liegen schließlich die Ereignisse mit den Protagonisten rund acht Jahrzehnte zurück. Und doch reizen einen gerade diese Personen, da sie maßgeblich in die Geschehen um die technischen und technologischen Herausforderungen der vierziger Jahre in Deutschland in Verbindung mit ihren möglichen persönlichen Verfehlungen gegenüber Häftlingen und Zwangsarbeitern involviert waren.
Über den Diplomingenieur Albin Sawatzki (geb. am 06.10.1909 in Weissfluss, Kreis Neustadt, nähe Danzig), der am 1. Mai 1945 einen rätselhaften Tod in Warburg gefunden haben soll, liest man öffentlich kaum etwas.
Der Vortragende befindet sich bereits seit etwa fünf Jahren „auf der Spur“ des Sawatzki. Er fand seinen deutschen Wohnort nach der Flucht aus dem 1920 polnisch gewordenen Kreis Neustadt, konnte seine drei Geschwister eruieren, entdeckte seine Gattin Hildegard und verfolgte seinen Arbeitsweg von Bochum über Berlin nach Kassel und von dort nach Peenemünde und Nordhausen ins Mittelwerk. Dort avancierte er zum Architekten für die Serienfertigung von Flüssigkeitsgroßraketen.
Der Vortrag stellt alle derzeit vom Referenten entdeckte Informationen zu Sawatzki vor, die weit über dem hinaus gehen, was derzeit öffentlich über ihn zu lesen ist. Und die Hörer werden überrascht werden, welches neue Gesamtbild über Sawatzki gezeichnet wird.
Wolfgang Both
100 Jahre Hohmann-Bahnen
Vor 100 Jahren erschien Walter Hohmanns Buch über „Die Erreichbarkeit der Himmelskörper“ im Münchner Oldenbourg-Verlag. In ihm legte er Berechnungen für die Flugbahnen künstlicher Himmelskörper zu den Planeten vor, die heute noch Gültigkeit haben. Dieses Geburtstages soll kurz gedacht werden.
zu den Autoren:
Wolfgang Both (*1950) war nach dem Studium der Informationstechnik an der Technischen Hochschule Ilmenau (Diplom 1973) und Assistenzzeit (Promotion Dr.-Ing. 1979) am Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie in Berlin-Adlershof beschäftigt. Im Rahmen der Industrieforschung wurden optoelektronische Bauelemente entwickelt. 1991 wechselte er zum Projektträger für Informationstechnik des Bundesministeriums für Forschung und Technologie und 1994 in die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft. In beiden Institutionen war er für Technologieförderprogramme in seinem Fachgebiet zuständig. Seit 2015 ist er im Ruhestand und widmet sich seinen Interessen Science-Fiction und Raumfahrtgeschichte. Er ist Autor mehrerer Bücher und Artikel zu diesen Themen. Im Jahr 2020 erschien das Standardwerk „Kulturaufgabe Weltraumschiff“ über die frühe Raketenentwicklung im Zeitraum 1923 – 1933.
Fabian Eilingsfeld studierte an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik, u.a. bei Prof. Dr. H.H. Koelle. Er ist Senior-Projektmanager bei der IABG mbH in Ottobrunn und Gastdozent für Raumfahrtkostenschätzung an der Technischen Universität München.
Christian Gritzner studierte von 1986 bis 1992 an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik, u.a. bei Prof. Dr. H.H. Koelle. Er promivierte 1996 an der TU Berlin bei Prof. Dr. R. Lo über Systeme zur Abwehr erdnaher Asteroiden und Kometen. Nach mehreren beruflichen Stationen in Forschung, Industrie und Lehre ist Dr. Gritzner seit 2005 Mitarbeiter der Deutschen Raumfahrtagentur in Bonn und seit 2008 in der Abteilung Erforschung des Weltraums tätig. Dort ist er seit 2016 Gruppenleiter für das Teilprogramm Sonnensystem-Missionen. Er ist seit 1990 DGLR-Mitglied, war 20 Jahre lang Mitglied des Senats der DGLR und ist aktiv als Leiter der Fachgruppe R3 „Raumfahrt und Gesellschaft“ und als Mitglied des Redaktionsbeirates.
Hakan Kayal studierte an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik, u.a. bei Prof. Dr. H.H. Koelle. Er ist Professor für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seine Forschungsthemen umfassen die Entwicklung und den Betrieb von Raumfahrtsystemen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Raumfahrttechnologien für extraterrestrische Raumfahrtmissionen. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Erforschung von Unidentified Anomalous Phenomena (UAP) und die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI).
Dietrich Manzey ist pensionierter Professor der Technischen Universität Berlin (TU) Berlin, an der er von 2003-2022 das Fachgebiet für Arbeits-, Ingenieur- und Organisationspsychologie leitete. Er promovierte 1988 an der Universität Kiel und habilitierte sich 1999 mit raumfahrtpsychologischen Arbeiten an der Universität Marburg. Von 1987 bis 2001 arbeitete er für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg, wo er sowohl an psychologischen Eignungsuntersuchungen von Piloten, Fluglotsen und Astronauten beteiligt war, als auch raumfahrtpsychologische Forschungsarbeiten im Rahmen von Raumfahrtmissionen und Simulationsstudien durchführte. Seit 1998 fungiert Dietrich Manzey als psychologischer Berater für das europäische Astronautenzentrum der ESA in Köln. In dieser Funktion vertritt er die ESA in der ISS Human Behavior and Performance Working Group, die das ISS Programm in Hinblick auf psychologische Fragen berät, und ist auch in die psychologische Unterstützung europäischer Astronauten und Astronautinnen bei Langzeitmissionen zur ISS eingebunden. Zusammen mit dem Amerikaner Nick Kanas hat er 2003 (2. Aufl. 2008) im Springer-Verlag das Buch „Space Psychology and Psychiatry“ veröffentlicht, das 2004 mit dem International Academy of Astronautics Life Sciences Book Award ausgezeichnet wurde. Insgesamt umfasst sein wissenschaftliches Werk mehr als 170 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, Büchern und Kongressbänden.
Olaf Przybilski (*1960) studierte von 1981 bis 1986 in Dresden Maschinenbau an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ (HfV), wo er auch 1991 promovierte. Anschließend war er bis Februar 2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Luft- und Raumfahrttechnik, Professur für Raumfahrtsysteme an der TU Dresden tätig mit einem breiten Fächerspektrum in der Lehre, mit selbstständiger Lehr- und Forschungstätigkeit und als Projektleiter. Seit dem Flug des Menschen zum Mond begann sein Interesse an der Raumfahrt. 1986 war er Gründungsmitglied des „Arbeitskreises Raumfahrt“ beim Kulturbund der DDR und darin Leiter der Arbeitsgruppe Dokumentation. Insgesamt erschienen von ihm zahlreiche Veröffentlichungen in den internen Mitteilungen, vorrangig über russische bemannte Raumfahrtmissionen und der deutschen Raketentechnik. Seine Forschungen zur Geschichte der Raketentechnik untersuchen die Raketen-Antriebstechnik des deutschen Heereswaffenamtes als technische Vorbilder für die Anwendung in der sowjet-russischen, französischen und amerikanischen Raketentechnik. Der erste Band über die „Raketentriebwerke aus dem deutschen Heereswaffenamt“ erschien 2014, aktualisiert August 2015 und Februar 2017. Auf seiner Website www.raketenspezialisten.de veröffentlicht er regelmäßig seine Forschungsergebnisse aus der Geschichte der Raketentechnik und Raumfahrt. Dr. Przybilski ist Vorsitzender des „Sächsischen Vereins für historisches Fluggerät e.V.“, Herausgeber der „Raketen*Post“, einem Infoblatt der „Raketenspezialisten in der Sowjetunion“ und ehemaliger, langjähriger Leiter der DGLR-Bezirksgruppe Dresden, ehemaliges Senatsmitglied und Leiter des DGLR Fachbereiches R3.3 „Geschichte der Raumfahrt“. Zuletzt wirkte er als Projektingenieur Raumfahrt in der „Air and Missile Defence Consulting GmbH“ bei München.
Frank Spahn (*1955) begann seine berufliche Laufbahn im September 1983 am Institut für Kosmosforschung der AdW der DDR in Berlin-Adlershof nach erfolgtem Physik-Studium an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg. Dort promovierte er mit einem Thema zur theoretischen Modellierung der Bildung kosmischer Strukturen. In seiner Dissertation mit dem Titel „Gravitative Streuung in planetaren Ringen – ein Strukturbildungsmodell“ prognostizierte er „propellerartige Dichtestrukturen“, die von in den Ringen eingebetteten Kleinstmonden (sogenannten Moonlets) verursacht werden und die 18 Jahre später von der Raumsonde Cassini in großer Zahl entdeckt wurden. Nach Habilitation an der Universität Potsdam wurde er dort 1999 zum Privatdozenten und 2006 zum außerplanmäßigen Professor berufen. Er ist seit 2014 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V.
Tilman Spohn war von 1984 bis 2016 Professor für Planetologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität und von 2004 – 2017 Direktor des DLR-Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof, er war executive Director des International Space Science Institutes ISSI Bern 2019 – 2022 und Principal Investigator MUPUS/Rosetta-Philae, HP3/InSight und BELA/BepiColombo 2007-2017. Er ist Fellow der American Geophysical Union und Mitglied der Academy of Astronautics und Academia Europaea.
Michael Tilgner (*1949 Hamburg) arbeitete nach dem Studium der Mathematik und Astronomie in Hamburg in verschiedenen Unternehmen im Bereich der kommerziellen Datenverarbeitung. Neben dieser Berufstätigkeit hielt er bis zum Anfang der 1990er Jahre regelmäßig Vorträge am Planetarium Hamburg, vorwiegend zu kosmologischen Themen, und führte astronomische Kurse an der VHS Hamburg durch. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben 2011 widmet er sich u.a. der frühen Geschichte der Raumfahrt. Über die Ergebnisse seiner Studien berichtete er in Vorträgen auf den Raumfahrthistorischen Kolloquien in der Archenholdsternwarte (Berlin), auf den Tagen zur Raumfahrtgeschichte, die im Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum (Feucht) abgehalten werden, auf dem History Symposium des International Astronautical Congress 2018 (Bremen) und bei anderen Gelegenheiten.
Gemeinsame Veranstaltung der
Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin, der Stiftung Planetarium Berlin und der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt Lilienthal-Oberth (DGLR)
Am 29. November 2025, 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr
Veranstaltungsort:
Einstein-Saal, Archenhold-Sternwarte Alt-Treptow 1, 12435 Berlin
Noch nicht barrierefrei
Einladung als Flyer (pdf)
Programm
Begrüßung und Einleitung:
Dr. Dietrich Spänkuch, MLS
10.00 Uhr – 10.10Uhr
Vorträge
Moderation: Dr. Dietrich Spänkuch, MLS
10.10 – 11.00
Prof. Dr. Tilman Spohn
Zur Geschichte der Planetenforschung in Deutschland
11.00 – 11.45
Prof. Dr. Frank Spahn, MLS
Besuch beim „Herrn der Ringe“ – die Cassini-Mission
11.45 – 12.20
Michael Tilgner
Einsteins Relativitätstheorie und die
Raumfahrtpioniere
12.20 – 13.15
Mittagspause
Vorträge
Moderation: Dr. Olaf Przybilski
13.15 – 14.00
Prof. Dr. Dietrich Manzey
Geschichte der Raumfahrtpsychologie
14.00 – 14.45
Dr. Fabian Eilingsfeld, Prof. Hakan Kayal und Dr. Christian Gritzner
Gedenken zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Heinz-Hermann Koelle (1925-2011)
14.45– 15.15
Kaffeepause
Moderation: Dr. Christian Gritzner
15.15 – 15.45
Dr. Olaf Przybilski
Albin Franz Sawatzki
15.50 – 16.20
Dr. Wolfgang Both
100 Jahre Hohmann-Bahnen
Schlusswort
Dr. Dietrich Spänkuch, MLS
Abstracts der Vorträge:
Tilman Spohn
Zur Geschichte der Planetenforschung in Deutschland
Die Geschichte der Planetenforschung im mitteleuropäischen Raum kann man mit Nikolaus Kopernikus (1473-1543) und Johannes Kepler (1571 – 1630) beginnen lassen. Sie überwanden das bis dahin gültige Weltbild des Aristoteles, demzufolge die Erde im Zentrum des Universums steht. Kepler beschäftigte sich darüber hinaus intensiv mit der bis heute offenen Frage nach extraterrestrischem Leben und begründete mit seinem posthum veröffentlichten Werk „Somnium” über das Leben auf dem Mond die literarische Gattung der Science-Fiction. Während die frühen Forschungen noch auf Beobachtungen mit einfachen astronomischen Hilfsmitteln und später mit Teleskopen basierten, bedeutet die im 20. Jahrhundert beginnende Raumfahrt, an der sich Wissenschaftler aus beiden deutschen Nachkriegsstaaten beteiligten, einen Paradigmenwechsel. Hier sind vor allem die Missionen des Apolloprogramms zu nennen, die einen bedeutsamen Schub in der öffentlichen Wahrnehmung mit sich brachten, aber auch die späteren robotischen Raumfahrtmissionen von ESA, Nasa und der Sowjetunion. Der Vortrag spannt einen Bogen vom Beginn der Planetenforschung bis zu den gegenwärtigen Missionen und würdigt die besonderen Beiträge einiger Pioniere der modernen Planetenforschung aus Deutschland.
Frank Spahn
Besuch beim „Herrn der Ringe“ – die Cassini-Mission
Wir laden die Zuhörer zu einer fantastischen Reise „an Bord“ der Raumsonde Cassini in die Welt des „Herrn der Ringe“, Saturn, ein – werden sie mit der Strukturvielfalt seiner Planetenringe bekannt machen und in die Welt der Eissatelliten Saturns entführen. Die wohl spektakulärste Entdeckung bezüglich der Welt der Eistrabanten Saturns sind die Kryo-Geysire des nur 450km großen Eismondes Enceladus – der wesentlichen Quelle des größten Ringes von Saturn: dem E-Ring! Natürlich darf die von Methanflüssen zerklüftete und mit Methanseen, -meeren und auch Dünen bedeckte Oberfläche des Mondriesen Titan nicht fehlen, der von einer dichten Atmosphäre umhüllt wird.
Schwerpunkt des Vortrages bilden allerdings Strukturbildungen in den dichten, granularen Eisringen Saturns, die wesentliche Analogien zu Prozessen der Planetenentstehung in präplanetaren Scheiben um junge Sterne zulassen! Außerdem ist diese Fokussierung wesentlich durch den Schwerpunkt der Forschungen des Referenten motiviert.
Michael Tilgner
Einsteins Relativitätstheorie und die Raumfahrtpioniere
Die Relativitätstheorie wurde in den 1920er und 1930er Jahren in der Öffentlichkeit – und auch unter den Raumfahrtpionieren – kontrovers diskutiert. Neben begeisterter Zustimmung gab es auch harsche Ablehnung, teils mit antisemitischem Einschlag. Überraschend ist auch, dass in dieser Zeit schon untersucht wurde, welche Auswirkungen die Spezielle Relativitätstheorie auf das Raumfahrtproblem hat! Der Vortrag stellt einige Positionen vor, die die Raumfahrtpioniere seit den 1920er Jahren zur Relativitätstheorie vertreten haben. Sie reichen von allgemeinen Erörterungen über Raum und Zeit (Johannes Winkler) bis zu einer imaginären Reise zu den Sternen (mit Eugen Sängers Photonenrakete).
Dietrich Manzey
Geschichte der Raumfahrtpsychologie
Raumfahrtpsychologie beschäftigt sich mit allen Aspekten des Verhaltens und Erlebens von Astronautinnen und Astronauten unter den extremen Arbeit- und Lebensbedingungen in einem Weltraumhabitat. Dabei können zwei Perspektiven unterschieden werden. Raumfahrtpsychologie als Wissenschaft beschäftigt sich mit den Auswirkungen von Weltraummissionen auf die menschliche Psyche, namentlich Leistungsfunktionen, Befindlichkeit und soziale Interaktionen. Im Rahmen einer mehr praktisch orientierten operativen Raumfahrtpsychologie geht es vor allem Fragen der psychologischen Auswahl, Vorbereitung und Unterstützung von Astronauten und Astronautinnen, umso sicherzustellen, dass sie die psychologischen Herausforderungen während ihres Aufenthaltes im Weltraum bestmöglich bewältigen.
Der Vortrag zeichnet die Entwicklung beider Stränge der Raumfahrtpsychologie im Rahmen russischer, amerikanischer und europäischer Raumfahrtprogramme seit dem Beginn der bemannten Raumfahrt im Jahr 1961 nach. Dabei werden historisch zwei Zeitabschnitte unterschieden.
Der erste Abschnitt umfasst die Zeit bis etwa Anfang/Mitte der 1990er Jahre. Während dieser Zeit lag der Fokus raumfahrtpsychologischer Aktivitäten vor allem im operativen Bereich. Entsprechend der unterschiedlich akzentuierten Raumfahrtprogramme und kulturell unterschiedlicher Perspektiven auf die Psychologie, unterschieden sich dabei Umfang und Art der Aktivitäten. Während im Rahmen russischer Raumfahrtprogramme von Anbeginn der psychologischen Auswahl und später Unterstützung von Kosmonauten eine große Bedeutung zugeschrieben wurde und in Europa ab 1977 zumindest umfangreiche Verfahren der psychologischen Auswahl von Astronautinnen und Astronauten entwickelt wurden, führten operative raumfahrtpsychologische Aktivitäten bei der NASA nur ein stiefmütterliches Dasein. Raumfahrtpsychologie als Wissenschaft fand in diesen Jahren, abgesehen von ersten Simulationsstudien im Institut für Biomedizinische Probleme in Moskau kaum statt.
Der zweite Abschnitt reicht von etwa Mitte der 1990er Jahre bis heute. Auf ihm wird der Schwerpunkt des Vortrags liegen. Vor allem durch die Öffnung der russischen Raumfahrtprogramme auch für west-europäische und amerikanische Astronautinnen und Astronauten, die für die ESA und NASA neue Möglichkeiten für Langzeitmissionen eröffneten, und dann schließlich die internationale Zusammenarbeit beim Aufbau und Betrieb der Internationalen Raumstation (ISS), hat die Raumfahrtpsychologie in diesem Zeitraum enorm an Bedeutung gewonnen. Der Vortrag wird diese Entwicklung am Beispiel der im Rahmen des ISS Programms implementieren operativen psychologischen Maßnahmen, als auch der gewachsenen Bedeutung raumfahrtpsychologischer Forschung im Rahmen von Simulationsstudien und Antarktismissionen nachzeichnen.
Fabian Eilingsfeld, Hakan Kayal und Christian Gritzner
Gedenken zum 100. Geburtstag von Prof. Dr. Heinz-Hermann Koelle (1925-2011)
Am 22. Juli 2025 wäre Prof. Dr. Heinz-Hermann Koelle (1925–2011) 100 Jahre alt geworden. Er gründete 1948 die Gesellschaft für Weltraumforschung (GfW) neu, die 1969 in die Deutsche Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) einging. In den USA war er an der Entwicklung der Mondrakete Saturn V und anderen Raumfahrtprojekten beteiligt. Von 1965 bis 1991 war er Professor an der Technischen Universität Berlin und führte bis zu seinem Lebensende Studien zu Mondstationen durch. Dieser Vortrag ist ein Rückblick auf sein Leben und Wirken.
Olaf Przybilski
Albin Franz Sawatzki
Will man wissenschaftliche und genealogische Forschungen zu Ingenieuren des Krieges im Dritten Reich betreiben und dabei sich recht unbekannten Personen zuwenden, wird schnell eine Erkenntnisgrenze erreicht. Liegen schließlich die Ereignisse mit den Protagonisten rund acht Jahrzehnte zurück. Und doch reizen einen gerade diese Personen, da sie maßgeblich in die Geschehen um die technischen und technologischen Herausforderungen der vierziger Jahre in Deutschland in Verbindung mit ihren möglichen persönlichen Verfehlungen gegenüber Häftlingen und Zwangsarbeitern involviert waren.
Über den Diplomingenieur Albin Sawatzki (geb. am 06.10.1909 in Weissfluss, Kreis Neustadt, nähe Danzig), der am 1. Mai 1945 einen rätselhaften Tod in Warburg gefunden haben soll, liest man öffentlich kaum etwas.
Der Vortragende befindet sich bereits seit etwa fünf Jahren „auf der Spur“ des Sawatzki. Er fand seinen deutschen Wohnort nach der Flucht aus dem 1920 polnisch gewordenen Kreis Neustadt, konnte seine drei Geschwister eruieren, entdeckte seine Gattin Hildegard und verfolgte seinen Arbeitsweg von Bochum über Berlin nach Kassel und von dort nach Peenemünde und Nordhausen ins Mittelwerk. Dort avancierte er zum Architekten für die Serienfertigung von Flüssigkeitsgroßraketen.
Der Vortrag stellt alle derzeit vom Referenten entdeckte Informationen zu Sawatzki vor, die weit über dem hinaus gehen, was derzeit öffentlich über ihn zu lesen ist. Und die Hörer werden überrascht werden, welches neue Gesamtbild über Sawatzki gezeichnet wird.
Wolfgang Both
100 Jahre Hohmann-Bahnen
Vor 100 Jahren erschien Walter Hohmanns Buch über „Die Erreichbarkeit der Himmelskörper“ im Münchner Oldenbourg-Verlag. In ihm legte er Berechnungen für die Flugbahnen künstlicher Himmelskörper zu den Planeten vor, die heute noch Gültigkeit haben. Dieses Geburtstages soll kurz gedacht werden.
zu den Autoren:
Wolfgang Both (*1950) war nach dem Studium der Informationstechnik an der Technischen Hochschule Ilmenau (Diplom 1973) und Assistenzzeit (Promotion Dr.-Ing. 1979) am Zentralinstitut für Optik und Spektroskopie in Berlin-Adlershof beschäftigt. Im Rahmen der Industrieforschung wurden optoelektronische Bauelemente entwickelt. 1991 wechselte er zum Projektträger für Informationstechnik des Bundesministeriums für Forschung und Technologie und 1994 in die Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft. In beiden Institutionen war er für Technologieförderprogramme in seinem Fachgebiet zuständig. Seit 2015 ist er im Ruhestand und widmet sich seinen Interessen Science-Fiction und Raumfahrtgeschichte. Er ist Autor mehrerer Bücher und Artikel zu diesen Themen. Im Jahr 2020 erschien das Standardwerk „Kulturaufgabe Weltraumschiff“ über die frühe Raketenentwicklung im Zeitraum 1923 – 1933.
Fabian Eilingsfeld studierte an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik, u.a. bei Prof. Dr. H.H. Koelle. Er ist Senior-Projektmanager bei der IABG mbH in Ottobrunn und Gastdozent für Raumfahrtkostenschätzung an der Technischen Universität München.
Christian Gritzner studierte von 1986 bis 1992 an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik, u.a. bei Prof. Dr. H.H. Koelle. Er promivierte 1996 an der TU Berlin bei Prof. Dr. R. Lo über Systeme zur Abwehr erdnaher Asteroiden und Kometen. Nach mehreren beruflichen Stationen in Forschung, Industrie und Lehre ist Dr. Gritzner seit 2005 Mitarbeiter der Deutschen Raumfahrtagentur in Bonn und seit 2008 in der Abteilung Erforschung des Weltraums tätig. Dort ist er seit 2016 Gruppenleiter für das Teilprogramm Sonnensystem-Missionen. Er ist seit 1990 DGLR-Mitglied, war 20 Jahre lang Mitglied des Senats der DGLR und ist aktiv als Leiter der Fachgruppe R3 „Raumfahrt und Gesellschaft“ und als Mitglied des Redaktionsbeirates.
Hakan Kayal studierte an der TU Berlin Luft- und Raumfahrttechnik, u.a. bei Prof. Dr. H.H. Koelle. Er ist Professor für Raumfahrttechnik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg. Seine Forschungsthemen umfassen die Entwicklung und den Betrieb von Raumfahrtsystemen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf Raumfahrttechnologien für extraterrestrische Raumfahrtmissionen. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt ist die Erforschung von Unidentified Anomalous Phenomena (UAP) und die Suche nach extraterrestrischer Intelligenz (SETI).
Dietrich Manzey ist pensionierter Professor der Technischen Universität Berlin (TU) Berlin, an der er von 2003-2022 das Fachgebiet für Arbeits-, Ingenieur- und Organisationspsychologie leitete. Er promovierte 1988 an der Universität Kiel und habilitierte sich 1999 mit raumfahrtpsychologischen Arbeiten an der Universität Marburg. Von 1987 bis 2001 arbeitete er für das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Hamburg, wo er sowohl an psychologischen Eignungsuntersuchungen von Piloten, Fluglotsen und Astronauten beteiligt war, als auch raumfahrtpsychologische Forschungsarbeiten im Rahmen von Raumfahrtmissionen und Simulationsstudien durchführte. Seit 1998 fungiert Dietrich Manzey als psychologischer Berater für das europäische Astronautenzentrum der ESA in Köln. In dieser Funktion vertritt er die ESA in der ISS Human Behavior and Performance Working Group, die das ISS Programm in Hinblick auf psychologische Fragen berät, und ist auch in die psychologische Unterstützung europäischer Astronauten und Astronautinnen bei Langzeitmissionen zur ISS eingebunden. Zusammen mit dem Amerikaner Nick Kanas hat er 2003 (2. Aufl. 2008) im Springer-Verlag das Buch „Space Psychology and Psychiatry“ veröffentlicht, das 2004 mit dem International Academy of Astronautics Life Sciences Book Award ausgezeichnet wurde. Insgesamt umfasst sein wissenschaftliches Werk mehr als 170 Artikel in wissenschaftlichen Zeitschriften, Büchern und Kongressbänden.
Olaf Przybilski (*1960) studierte von 1981 bis 1986 in Dresden Maschinenbau an der Hochschule für Verkehrswesen „Friedrich List“ (HfV), wo er auch 1991 promovierte. Anschließend war er bis Februar 2016 als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Luft- und Raumfahrttechnik, Professur für Raumfahrtsysteme an der TU Dresden tätig mit einem breiten Fächerspektrum in der Lehre, mit selbstständiger Lehr- und Forschungstätigkeit und als Projektleiter. Seit dem Flug des Menschen zum Mond begann sein Interesse an der Raumfahrt. 1986 war er Gründungsmitglied des „Arbeitskreises Raumfahrt“ beim Kulturbund der DDR und darin Leiter der Arbeitsgruppe Dokumentation. Insgesamt erschienen von ihm zahlreiche Veröffentlichungen in den internen Mitteilungen, vorrangig über russische bemannte Raumfahrtmissionen und der deutschen Raketentechnik. Seine Forschungen zur Geschichte der Raketentechnik untersuchen die Raketen-Antriebstechnik des deutschen Heereswaffenamtes als technische Vorbilder für die Anwendung in der sowjet-russischen, französischen und amerikanischen Raketentechnik. Der erste Band über die „Raketentriebwerke aus dem deutschen Heereswaffenamt“ erschien 2014, aktualisiert August 2015 und Februar 2017. Auf seiner Website www.raketenspezialisten.de veröffentlicht er regelmäßig seine Forschungsergebnisse aus der Geschichte der Raketentechnik und Raumfahrt. Dr. Przybilski ist Vorsitzender des „Sächsischen Vereins für historisches Fluggerät e.V.“, Herausgeber der „Raketen*Post“, einem Infoblatt der „Raketenspezialisten in der Sowjetunion“ und ehemaliger, langjähriger Leiter der DGLR-Bezirksgruppe Dresden, ehemaliges Senatsmitglied und Leiter des DGLR Fachbereiches R3.3 „Geschichte der Raumfahrt“. Zuletzt wirkte er als Projektingenieur Raumfahrt in der „Air and Missile Defence Consulting GmbH“ bei München.
Frank Spahn (*1955) begann seine berufliche Laufbahn im September 1983 am Institut für Kosmosforschung der AdW der DDR in Berlin-Adlershof nach erfolgtem Physik-Studium an der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg. Dort promovierte er mit einem Thema zur theoretischen Modellierung der Bildung kosmischer Strukturen. In seiner Dissertation mit dem Titel „Gravitative Streuung in planetaren Ringen – ein Strukturbildungsmodell“ prognostizierte er „propellerartige Dichtestrukturen“, die von in den Ringen eingebetteten Kleinstmonden (sogenannten Moonlets) verursacht werden und die 18 Jahre später von der Raumsonde Cassini in großer Zahl entdeckt wurden. Nach Habilitation an der Universität Potsdam wurde er dort 1999 zum Privatdozenten und 2006 zum außerplanmäßigen Professor berufen. Er ist seit 2014 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e. V.
Tilman Spohn war von 1984 bis 2016 Professor für Planetologie an der Westfälischen Wilhelms-Universität und von 2004 – 2017 Direktor des DLR-Instituts für Planetenforschung in Berlin-Adlershof, er war executive Director des International Space Science Institutes ISSI Bern 2019 – 2022 und Principal Investigator MUPUS/Rosetta-Philae, HP3/InSight und BELA/BepiColombo 2007-2017. Er ist Fellow der American Geophysical Union und Mitglied der Academy of Astronautics und Academia Europaea.
Michael Tilgner (*1949 Hamburg) arbeitete nach dem Studium der Mathematik und Astronomie in Hamburg in verschiedenen Unternehmen im Bereich der kommerziellen Datenverarbeitung. Neben dieser Berufstätigkeit hielt er bis zum Anfang der 1990er Jahre regelmäßig Vorträge am Planetarium Hamburg, vorwiegend zu kosmologischen Themen, und führte astronomische Kurse an der VHS Hamburg durch. Nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben 2011 widmet er sich u.a. der frühen Geschichte der Raumfahrt. Über die Ergebnisse seiner Studien berichtete er in Vorträgen auf den Raumfahrthistorischen Kolloquien in der Archenholdsternwarte (Berlin), auf den Tagen zur Raumfahrtgeschichte, die im Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum (Feucht) abgehalten werden, auf dem History Symposium des International Astronautical Congress 2018 (Bremen) und bei anderen Gelegenheiten.
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