In der Geschichte der Sprachwissenschaft tauchen ständig neue Begriffe und Methoden auf, die für Eigenschaften des Objekts Sprache, aber auch für neue Sichtweisen der Wissenschaftler stehen. Vielfach erscheinen diese Begriffe und Methoden jedoch nicht aus dem Nichts, sondern haben eine lange, mitunter sogar jahrhundertelange Vorgeschichte und werden durch eine besonders günstige Platzierung bei einem Autor prominent, der damit – oft ungewollt – einen Referenztext geschaffen hat. Sobald der Referenztext rezipiert wird, findet Transformation statt, die wir als Anpassung an neue Zusammenhänge, theoretische Kontexte und empirische Daten verstehen. Schließlich kann es auch zum Vergessen von Begriffen und Methoden kommen, das in den letzten Jahren mit Blick auf mehrere Wissenschaftsdisziplinen untersucht wurde. Besonders interessant sind dabei die Gründe dieses Vergessens, die in den vergessenen Begriffen und Methoden selbst (Vergessenspotential), aber auch beim Wissenschaftler als Subjekt liegen können (Vergessenwollen) oder von außen auferlegt sein können (Vergessenmachen). Der Prozess der Emergenz, Transformation und Obsoleszenz liegt nicht in allen Fällen komplett vor, vielfach lässt er sich jedoch als Bestandteil einer Art Spirale auffassen, in der obsolet gewordene Methoden durch neue, emergierende ersetzt werden. Diese Prozesse sollen zum Beispiel anhand des Begriffs des ‘Lautgesetzes’ aus der Methode der Junggrammatiker und des Begriffs der ‘Opposition’ aus der strukturellen Linguistik beschrieben werden. Abschließend können auch im Verlauf befindliche Prozesse und Neuerungen in der Linguistik unter dem Gesichtspunkt der Emergenz, Transformation und Obsoleszenz betrachtet werden.
Der Vortrag soll auch Anlass für die Frage sein, ob vergleichbare Prozesse in anderen Wissenschaften festgestellt werden können.
Gerda Haßler (MLS)
Emergenz, Transformation und Obsoleszens von Begriffen und Methoden am Beispiel der
Geschichte der Sprachwissenschaft
Ort:
Die Veranstaltung findet in Zoom statt. Hier die Zugangsdaten:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID: 953 9702 9406
Passwort: 13714361
Abstract
In der Geschichte der Sprachwissenschaft tauchen ständig neue Begriffe und Methoden auf, die für Eigenschaften des Objekts Sprache, aber auch für neue Sichtweisen der Wissenschaftler stehen. Vielfach erscheinen diese Begriffe und Methoden jedoch nicht aus dem Nichts, sondern haben eine lange, mitunter sogar jahrhundertelange Vorgeschichte und werden durch eine besonders günstige Platzierung bei einem Autor prominent, der damit – oft ungewollt – einen Referenztext geschaffen hat. Sobald der Referenztext rezipiert wird, findet Transformation statt, die wir als Anpassung an neue Zusammenhänge, theoretische Kontexte und empirische Daten verstehen. Schließlich kann es auch zum Vergessen von Begriffen und Methoden kommen, das in den letzten Jahren mit Blick auf mehrere Wissenschaftsdisziplinen untersucht wurde. Besonders interessant sind dabei die Gründe dieses Vergessens, die in den vergessenen Begriffen und Methoden selbst (Vergessenspotential), aber auch beim Wissenschaftler als Subjekt liegen können (Vergessenwollen) oder von außen auferlegt sein können (Vergessenmachen). Der Prozess der Emergenz, Transformation und Obsoleszenz liegt nicht in allen Fällen komplett vor, vielfach lässt er sich jedoch als Bestandteil einer Art Spirale auffassen, in der obsolet gewordene Methoden durch neue, emergierende ersetzt werden. Diese Prozesse sollen zum Beispiel anhand des Begriffs des ‘Lautgesetzes’ aus der Methode der Junggrammatiker und des Begriffs der ‘Opposition’ aus der strukturellen Linguistik beschrieben werden. Abschließend können auch im Verlauf befindliche Prozesse und Neuerungen in der Linguistik unter dem Gesichtspunkt der Emergenz, Transformation und Obsoleszenz betrachtet werden.
Der Vortrag soll auch Anlass für die Frage sein, ob vergleichbare Prozesse in anderen Wissenschaften festgestellt werden können.
Link zum CV der Referentin:
https://leibnizsozietaet.de/prof-dr-gerda-hassler/
Moderation Kerstin Störl
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