Zufall, Komplexität und das Wesen der Zeit: miteinander verbundene Phänomene
Abstract:
“Wie kommt der Zufall in unsere Welt?” ist eine Frage, die viele Menschen, darunter auch Naturwissenschaftler und Philosophen, immer wieder bewegt und die bis heute als nicht befriedigend beantwortet anzusehen ist. Der Zufall wird häufig auf die Eigenschaften der Quanten (der Elementarteilchen) zurückgeführt, was im Verlauf des Vortrags kritisch beleuchtet wird. Die Frage nach dem Wesen der Zeit wird sicher allgemein als “ungelöst” bezeichnet. Hierzu gibt es extrem divergierende Ansichten, von “die Zeit ist eine Illusion” bis hin zu “die Richtung des Zeitpfeils in unserem Universum verlangt aus Symmetriegründen zumindest ein anderes Universum mit entgegengesetztem Zeitpfeil” – auch diese werden kritisch hinterfragt. Es wird deutlich, dass Zufall, Komplexität und das Wesen der Zeit miteinander verbundene Phänomene sind, und zwar deshalb, weil unsere Welt thermodynamisch betrachtet ein Nicht-Gleichgewichts-System ist bzw. aus unendlich vielen kleinen, großen und gigantischen Nicht-Gleichgewichts-Systemen besteht. Die häufig geäußerte Sicht, wonach alles Mögliche “im Gleichgewicht” sein solle bzw. wieder dorthin zurückgeführt werden müsse, ist eine Illusion. Weder die Ökosysteme, noch die Wirtschaft, die Finanzsysteme oder das Klima sind jemals im Gleichgewicht gewesen. Und das ist gut so, denn sonst gäbe es uns nicht. Die wissenschaftliche Grundlage ist die Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik von Ilya Prigogine (Nobelpreis 1977), die im Vortrag nur angerissen werden kann – das aber für alle Zuhörerinnen und Zuhörer mit unterschiedlicher Vorbildung vollkommen allgemeinverständlich. Der Vortrag spricht deshalb auch die philosophischen Implikationen dieser Gedanken an. Grundlage des Vortrags ist sein Buch “Was für ein Zufall! Über Unvorhersehbarkeit, Komplexität und das Wesen der Zeit” (SpringerNature 2022).
Vita:
Bernhard Weßling (*1951) studierte Chemie (Abschluss als Diplomchemiker, zusätzlich studierte er mehrere Semester Biologie) und promovierte 1977 in Naturstoffchemie zum Dr. rer. nat. Im Anschluss an die Universität hat er hauptberuflich als forschender, neue Technologien entwickelnder Chemiker und Unternehmer gearbeitet. Dabei entdeckte und vermarktete er weltweit erstmalig eine vollständig neue Stoffklasse, ein „Organisches Metall“ (ein Nanometall, eine Spezialform elektrisch leitfähiger Polymere). Er erforschte die dazu notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen dieser Stoffe sowie die kolloidchemischen und physikalischen Besonderheiten von Dispersionen, die für die Herstellung der neuen leitfähigen Polymere von großer Bedeutung sind. Die damit verbundene Grundlagenforschung führte auch zu zwei umfassenden neuen Theorien, eine auf dem Gebiet der Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik von Dispersionen und Emulsionen und eine auf dem Gebiet der Turbulenz nicht-newtonscher Flüssigkeiten. Bernhard Weßling hat über 150 wissenschaftliche und technische Fachartikel veröffentlicht und mehr als 30 Patente angemeldet.
Als Sachbuchautor veröffentlichte Bernhard Weßling ein Buch über seine ehrenamtliche Kranich-Verhaltensforschung und damit im Zusammenhang stehende Artenschutzprojekte sowie eine populärwissenschaftliche Einführung in die Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik. Ein weiteres von ihm veröffentlichtes Buch befasst sich mit interkulturellen Erfahrungen in China, wo Bernhard Weßling von 2005 an für 13 Jahre lebte und arbeitete. In dieser Zeit erlernte er auch die chinesische Sprache und führte das „Organische Metall“ in die Elektronik-Industrie ein – die bislang wichtigste industrielle Anwendung dieses Materials. Sein neuestes Buch trägt den Titel “Was für ein Zufall! Über Unvorhersehbarkeit, Komplexität und das Wesen der Zeit”.
Donnerstag, den 14. Dezember 2023
13:30–15:30 Uhr, Plenum der Leibniz-Sozietät, Historischer Rathaussaal im Rathaus Friedrichshagen
Die Sitzung findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Zoom) statt.
Eine online-Teilnahme ist über die folgenden Kontaktdaten möglich:
https://uni-potsdam.zoom.us/j/95397029406
Meeting ID: 953 9702 9406
Passwort: 13714361
Vortrag:
Bernhard Weßling (Jersbek)
Zufall, Komplexität und das Wesen der Zeit: miteinander verbundene Phänomene
Abstract:
“Wie kommt der Zufall in unsere Welt?” ist eine Frage, die viele Menschen, darunter auch Naturwissenschaftler und Philosophen, immer wieder bewegt und die bis heute als nicht befriedigend beantwortet anzusehen ist. Der Zufall wird häufig auf die Eigenschaften der Quanten (der Elementarteilchen) zurückgeführt, was im Verlauf des Vortrags kritisch beleuchtet wird. Die Frage nach dem Wesen der Zeit wird sicher allgemein als “ungelöst” bezeichnet. Hierzu gibt es extrem divergierende Ansichten, von “die Zeit ist eine Illusion” bis hin zu “die Richtung des Zeitpfeils in unserem Universum verlangt aus Symmetriegründen zumindest ein anderes Universum mit entgegengesetztem Zeitpfeil” – auch diese werden kritisch hinterfragt. Es wird deutlich, dass Zufall, Komplexität und das Wesen der Zeit miteinander verbundene Phänomene sind, und zwar deshalb, weil unsere Welt thermodynamisch betrachtet ein Nicht-Gleichgewichts-System ist bzw. aus unendlich vielen kleinen, großen und gigantischen Nicht-Gleichgewichts-Systemen besteht. Die häufig geäußerte Sicht, wonach alles Mögliche “im Gleichgewicht” sein solle bzw. wieder dorthin zurückgeführt werden müsse, ist eine Illusion. Weder die Ökosysteme, noch die Wirtschaft, die Finanzsysteme oder das Klima sind jemals im Gleichgewicht gewesen. Und das ist gut so, denn sonst gäbe es uns nicht. Die wissenschaftliche Grundlage ist die Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik von Ilya Prigogine (Nobelpreis 1977), die im Vortrag nur angerissen werden kann – das aber für alle Zuhörerinnen und Zuhörer mit unterschiedlicher Vorbildung vollkommen allgemeinverständlich. Der Vortrag spricht deshalb auch die philosophischen Implikationen dieser Gedanken an. Grundlage des Vortrags ist sein Buch “Was für ein Zufall! Über Unvorhersehbarkeit, Komplexität und das Wesen der Zeit” (SpringerNature 2022).
Vita:
Bernhard Weßling (*1951) studierte Chemie (Abschluss als Diplomchemiker, zusätzlich studierte er mehrere Semester Biologie) und promovierte 1977 in Naturstoffchemie zum Dr. rer. nat. Im Anschluss an die Universität hat er hauptberuflich als forschender, neue Technologien entwickelnder Chemiker und Unternehmer gearbeitet. Dabei entdeckte und vermarktete er weltweit erstmalig eine vollständig neue Stoffklasse, ein „Organisches Metall“ (ein Nanometall, eine Spezialform elektrisch leitfähiger Polymere). Er erforschte die dazu notwendigen wissenschaftlichen Grundlagen dieser Stoffe sowie die kolloidchemischen und physikalischen Besonderheiten von Dispersionen, die für die Herstellung der neuen leitfähigen Polymere von großer Bedeutung sind. Die damit verbundene Grundlagenforschung führte auch zu zwei umfassenden neuen Theorien, eine auf dem Gebiet der Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik von Dispersionen und Emulsionen und eine auf dem Gebiet der Turbulenz nicht-newtonscher Flüssigkeiten. Bernhard Weßling hat über 150 wissenschaftliche und technische Fachartikel veröffentlicht und mehr als 30 Patente angemeldet.
Als Sachbuchautor veröffentlichte Bernhard Weßling ein Buch über seine ehrenamtliche Kranich-Verhaltensforschung und damit im Zusammenhang stehende Artenschutzprojekte sowie eine populärwissenschaftliche Einführung in die Nicht-Gleichgewichts-Thermodynamik. Ein weiteres von ihm veröffentlichtes Buch befasst sich mit interkulturellen Erfahrungen in China, wo Bernhard Weßling von 2005 an für 13 Jahre lebte und arbeitete. In dieser Zeit erlernte er auch die chinesische Sprache und führte das „Organische Metall“ in die Elektronik-Industrie ein – die bislang wichtigste industrielle Anwendung dieses Materials. Sein neuestes Buch trägt den Titel “Was für ein Zufall! Über Unvorhersehbarkeit, Komplexität und das Wesen der Zeit”.
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