Geschichte der atmosphärischen Chemie des Sauerstoffs
Abstract:
Vor einem Vierteljahrtausend wurde das Gas Sauerstoff (O2) entdeckt: 1772 von Scheele (genannt „Feuerluft“) und unabhängig von ihm 1774 von Priestley (genannt „dephlogisticated air“). Aber erst Lavoisier erkannte durch Wiederholung aller bisherigen Experimente die grundlegende chemische Bedeutung des Sauerstoffs, gab ihm 1780 den Namen oxygéne und baute unter Einbeziehung der gewonnenen Erkenntnisse das Fundament der „modernen“ Chemie auf. Im Vortrag wird zunächst auf die Vorgeschichte der Entdeckung des Sauerstoffs eingegangen; die Untersuchung der Gase und die Phlogiston-Theorie. Sauerstoff stand lange Zeit für die „Luftgüte“. Eudiometrie (Messung des Sauerstoffgehaltes der Luft als Güteprobe) und erste Luftanalysen spielten eine wichtige Rolle. Erste Versuche der Reaktion zwischen Sauerstoff und Wasserstoff (Cavendish, Watt) werden vorgestellt und auf die „water controversy“ des 19. Jahrhunderts wird eingegangen. Sauerstoff existiert in der Atmosphäre auch als Ozon (O3), entdeckt von Schönbein im Jahr 1839. Der lange Weg bis zur Klärung seiner Konstitution (Houzeau, Andrews, u.a.), seine Eigenschaften und die Rolle in der Atmosphäre werden im Vortrag gleichfalls beschrieben. Der Vortrag geht ebenfalls auf die Themen Ozonometrie, Ozon und Gesundheit, Bildung und Zerfall ein. Die Irrtümer und Erkenntnisse des 19. Jahrhunderts werden gegenübergestellt. Die wichtigsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts zum Sauerstoff werden beschrieben; die Ozonschicht, die Klimatologie des Ozons, die Bildung bodennahen Ozons, der Anstieg des bodennahen Ozons und die Abnahme des stratosphärischen Ozons („Ozonloch“). Abschließend wird darauf eingegangen, wie wichtig das Wissen um die Forschung unserer wissenschaftlichen Vorgänger für gegenwärtige Forscher ist – um Irrtümer und unnötige Wiederholungen zu vermeiden sowie um die „richtigen“ Fragen zu stellen.
Vita:
Detlev Möller studierte Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) mit nachfolgendem Forschungsstudium und der Promotion 1972. Anschließend war er bis 1974 wissenschaftlicher Assistent an der HUB. Im gleichen Jahr wechselte er zur Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) in die Umweltforschung und begann seine Arbeiten zur Luftverunreinigung (Waldschäden) und Luftchemie (Schwefeldioxid, Ammoniak, Stickstoffoxide, Niederschlagschemie und „saurer Regen“). Er gehörte zu den ersten Forschern in Europa, die sich der Modellierung der Chemie in atmosphärischen Tropfen (Regen und Wolken) zuwandten. Ab 1989 folgten umfangreiche Forschungsarbeiten zum Ozon, zum Wasserstoffperoxid sowie zur salpetrigen Säure und 1991 der Aufbau der wolkenchemischen Messstation auf dem Brocken, die bis 2010 in Betrieb blieb.
Ab 1987 hielt Detlev Möller Vorlesungen an der HUB und ab 1991 an der Freien Universität Berlin (FUB). 1989 wurde er Abteilungsleiter an der AdW. Ab 1992 leitete er die Außenstelle Luftchemie der Fraunhofer-Gesellschaft in Berlin-Adlershof. 1994 erfolgte die Umhabilitation und Detlev Möller wurde Privatdozent im Bereich Meteorologie an der FUB. Zudem erhielt er einen Ruf auf die C4-Professur für Luftchemie und Luftreinhaltung an der Technischen Universität Cottbus. Er war als Gastwissenschaftler an wissenschaftlichen Einrichtungen in mehreren Ländern tätig, so in Ungarn (1985), in der Sowjetunion (1989), in China (1998), in Frankreich (1999) und in Japan (2005). Er ist Alleinautor von vier Monographien und Autor verschiedener weiterer Publikationen. Seit 1997 ist er Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Außerdem gehört er der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften an.
Plenum der Leibniz-Sozietät,
Ort: BVV-Saal im Rathaus Tiergarten, Mathilde-Jacob-Platz 1, 10551 Berlin
Donnerstag, den 9. Februar 2023 – 13:30–15:30 Uhr,
Die Sitzung findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Zoom) statt.
Der Zoom-Einladungslink ist folgender:
https://tu-darmstadt.zoom.us/j/61418120784?pwd=OGovWWNLcGJKTlZDdlFwemhiVXg4UT09
Meeting-ID: 614 1812 0784
Vortrag:
Detlev Möller (MLS)
Geschichte der atmosphärischen Chemie des Sauerstoffs
Abstract:
Vor einem Vierteljahrtausend wurde das Gas Sauerstoff (O2) entdeckt: 1772 von Scheele (genannt „Feuerluft“) und unabhängig von ihm 1774 von Priestley (genannt „dephlogisticated air“). Aber erst Lavoisier erkannte durch Wiederholung aller bisherigen Experimente die grundlegende chemische Bedeutung des Sauerstoffs, gab ihm 1780 den Namen oxygéne und baute unter Einbeziehung der gewonnenen Erkenntnisse das Fundament der „modernen“ Chemie auf. Im Vortrag wird zunächst auf die Vorgeschichte der Entdeckung des Sauerstoffs eingegangen; die Untersuchung der Gase und die Phlogiston-Theorie. Sauerstoff stand lange Zeit für die „Luftgüte“. Eudiometrie (Messung des Sauerstoffgehaltes der Luft als Güteprobe) und erste Luftanalysen spielten eine wichtige Rolle. Erste Versuche der Reaktion zwischen Sauerstoff und Wasserstoff (Cavendish, Watt) werden vorgestellt und auf die „water controversy“ des 19. Jahrhunderts wird eingegangen. Sauerstoff existiert in der Atmosphäre auch als Ozon (O3), entdeckt von Schönbein im Jahr 1839. Der lange Weg bis zur Klärung seiner Konstitution (Houzeau, Andrews, u.a.), seine Eigenschaften und die Rolle in der Atmosphäre werden im Vortrag gleichfalls beschrieben. Der Vortrag geht ebenfalls auf die Themen Ozonometrie, Ozon und Gesundheit, Bildung und Zerfall ein. Die Irrtümer und Erkenntnisse des 19. Jahrhunderts werden gegenübergestellt. Die wichtigsten Entdeckungen des 20. Jahrhunderts zum Sauerstoff werden beschrieben; die Ozonschicht, die Klimatologie des Ozons, die Bildung bodennahen Ozons, der Anstieg des bodennahen Ozons und die Abnahme des stratosphärischen Ozons („Ozonloch“). Abschließend wird darauf eingegangen, wie wichtig das Wissen um die Forschung unserer wissenschaftlichen Vorgänger für gegenwärtige Forscher ist – um Irrtümer und unnötige Wiederholungen zu vermeiden sowie um die „richtigen“ Fragen zu stellen.
Vita:
Detlev Möller studierte Chemie an der Humboldt-Universität zu Berlin (HUB) mit nachfolgendem Forschungsstudium und der Promotion 1972. Anschließend war er bis 1974 wissenschaftlicher Assistent an der HUB. Im gleichen Jahr wechselte er zur Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) in die Umweltforschung und begann seine Arbeiten zur Luftverunreinigung (Waldschäden) und Luftchemie (Schwefeldioxid, Ammoniak, Stickstoffoxide, Niederschlagschemie und „saurer Regen“). Er gehörte zu den ersten Forschern in Europa, die sich der Modellierung der Chemie in atmosphärischen Tropfen (Regen und Wolken) zuwandten. Ab 1989 folgten umfangreiche Forschungsarbeiten zum Ozon, zum Wasserstoffperoxid sowie zur salpetrigen Säure und 1991 der Aufbau der wolkenchemischen Messstation auf dem Brocken, die bis 2010 in Betrieb blieb.
Ab 1987 hielt Detlev Möller Vorlesungen an der HUB und ab 1991 an der Freien Universität Berlin (FUB). 1989 wurde er Abteilungsleiter an der AdW. Ab 1992 leitete er die Außenstelle Luftchemie der Fraunhofer-Gesellschaft in Berlin-Adlershof. 1994 erfolgte die Umhabilitation und Detlev Möller wurde Privatdozent im Bereich Meteorologie an der FUB. Zudem erhielt er einen Ruf auf die C4-Professur für Luftchemie und Luftreinhaltung an der Technischen Universität Cottbus. Er war als Gastwissenschaftler an wissenschaftlichen Einrichtungen in mehreren Ländern tätig, so in Ungarn (1985), in der Sowjetunion (1989), in China (1998), in Frankreich (1999) und in Japan (2005). Er ist Alleinautor von vier Monographien und Autor verschiedener weiterer Publikationen. Seit 1997 ist er Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Außerdem gehört er der Akademie gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt und der Ungarischen Akademie der Wissenschaften an.
Details
Veranstaltungsort
Berlin, 10551 Google Karte anzeigen
Veranstalter