Gottlieb von Jagow und die Kriegsschuldfrage zwischen Zeitgeschichte und Propaganda 1918 bis 1935
Abstract
Gottlieb v. Jagow (1863–1935), einer der ‚großen Unbekannten‘ in der Führungsriege der spätwilhelminischen Zeit, gehörte zur Handvoll Persönlichkeiten, die über den Kriegseintritt Deutschlands 1914 entschieden. Am Beispiel des Chefs des Auswärtigen Amts wird die Einbindung ehemals Verantwortlicher in die geschichtspolitischen Debatten der Weimarer Zeit um die Kriegsschuldfrage und die auch Fakten manipulierende Strategie der Regierung zur Revision des Versailler Vertrages herausgearbeitet. Jagow setzte sich in einem politisch-intellektuellen Netzwerk von Diplomaten, Historikern und Publizisten mit der von der Entente behaupteten Alleinschuld Deutschlands – teilweise in enger, auch geheimer Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt – auseinander. Dabei vertrat er die Auffassung, dass nicht Deutschland sondern Russland den Krieg entfesselt habe und von seinen Verbündeten nicht zurückgehalten worden sei. Vor allem im erstmals edierten Briefwechsel mit Vertrauten räumte Jagow jedoch auch Fehler auf deutscher Seite ein, übte Kritik und Selbstkritik, blieb aber insgesamt auf ‚offizieller Linie‘.
CV
Reinhold Zilch, geb. 1952, studierte Ökonomie. 1976 Promotion an der Humboldt-Universität als Finanzhistoriker und seit 1979 an der Akademie der Wissenschaften der DDR mit Arbeiten zum Ersten Weltkrieg. 1989/90 Initiierung der Edition „Protokolle des Preußischen Staatsministeriums…“ und Leitung ab 1994 für mehrere Jahre an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Danach Mitarbeit am Projekt „Preußen als Kulturstaat…“. Ende 2015 Ausscheiden aus der BBAW. 2018 bis 2021 DFG-Projekt (Edition) zu G. v. Jagow an der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Veröffentlichungen auch zur Numismatik. Seit 2017 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.
Reinhold Zilch
Gottlieb von Jagow und die Kriegsschuldfrage zwischen Zeitgeschichte und Propaganda 1918 bis 1935
Abstract
Gottlieb v. Jagow (1863–1935), einer der ‚großen Unbekannten‘ in der Führungsriege der spätwilhelminischen Zeit, gehörte zur Handvoll Persönlichkeiten, die über den Kriegseintritt Deutschlands 1914 entschieden. Am Beispiel des Chefs des Auswärtigen Amts wird die Einbindung ehemals Verantwortlicher in die geschichtspolitischen Debatten der Weimarer Zeit um die Kriegsschuldfrage und die auch Fakten manipulierende Strategie der Regierung zur Revision des Versailler Vertrages herausgearbeitet. Jagow setzte sich in einem politisch-intellektuellen Netzwerk von Diplomaten, Historikern und Publizisten mit der von der Entente behaupteten Alleinschuld Deutschlands – teilweise in enger, auch geheimer Zusammenarbeit mit dem Auswärtigen Amt – auseinander. Dabei vertrat er die Auffassung, dass nicht Deutschland sondern Russland den Krieg entfesselt habe und von seinen Verbündeten nicht zurückgehalten worden sei. Vor allem im erstmals edierten Briefwechsel mit Vertrauten räumte Jagow jedoch auch Fehler auf deutscher Seite ein, übte Kritik und Selbstkritik, blieb aber insgesamt auf ‚offizieller Linie‘.
CV
Reinhold Zilch, geb. 1952, studierte Ökonomie. 1976 Promotion an der Humboldt-Universität als Finanzhistoriker und seit 1979 an der Akademie der Wissenschaften der DDR mit Arbeiten zum Ersten Weltkrieg. 1989/90 Initiierung der Edition „Protokolle des Preußischen Staatsministeriums…“ und Leitung ab 1994 für mehrere Jahre an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften. Danach Mitarbeit am Projekt „Preußen als Kulturstaat…“. Ende 2015 Ausscheiden aus der BBAW. 2018 bis 2021 DFG-Projekt (Edition) zu G. v. Jagow an der Historischen Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Zahlreiche Veröffentlichungen auch zur Numismatik. Seit 2017 Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin.
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