Schöpfertum gefangen im Zentralismus – zur wechselvollen Geschichte der Architektur in einer vergangenen Republik
Abstract:
Der Vortrag gibt einen Überblick auf die wechselvolle Geschichte der Architektur in der DDR, über Zusammenhänge und Gegensätze von politischen Vorgaben und individuellem Wirken der Akteure. Es wird anhand von Beispielen der mehrfache inhaltliche Wechsel der offiziellen Vorgaben und deren Auswirkungen auf das architektonische Schaffen dargestellt. Im Vortrag wird auch darauf eingegangen, welche Rolle die Architekten spielten und wie sie in das staatlich gelenkte Wirtschaftssystem eingebunden waren. Erstmals erfährt die Architektur- und Baugeschichte der nun abgeschlossenen Periode eine systematische Gliederung in vier Dezennien, in eine synchronistische Übersicht mündend. Darüber hinaus erfolgen Betrachtungen zu bleibenden Werken und zur Vergänglichkeit der baulichen Artefakte sowie zum Umgang der gegenwärtigen Gesellschaft mit ihrem Erbe aus der vergangenen Zeit, der auch grundsätzliche Fragen zur Nachhaltigkeit aufwirft. Die Thematik wird angereichert und illustriert mit der Darlegung eigener Beiträge des Referenten zu Städtebau und Architektur in den relevanten Zeitabschnitten, nicht ohne einen Blick auf gegenwärtiges Bauen zu richten. Die Baugeschichte wird anhand von Bildern zu ikonischen Bauten des jeweiligen Zeitabschnittes erfassbar gemacht.
Der Vortrag stützt sich in großen Teilen auf das vom Referenten 2023 vorgelegte Buch zu einer ähnlichen Thematik und mündet in die Frage, ob es eine sozialistische Architektur gegeben hat.
Vita:
Wolf R. Eisentraut, am 1. 12. 1943 in Chemnitz geboren, absolvierte nach dem Abitur in Plauen eine Maurerlehre und studierte von 1963 bis 1968 Architektur sowie Ingenieurpädagogik an der Technischen Universität Dresden. Erste Berufserfahrungen als Architekt gewann er bei Hermann Henselmann als Mitarbeiter an Entwürfen für Stadtzentren und Hochhäuser sowie später als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Wohnungsbau der Bauakademie der DDR. 1972 war er unter Leitung von Heinz Graffunder am Entwurf zum Palast der Republik in Berlin beteiligt. Bei diesem Projekt verantwortete er die Planung des Mittelteils dieses repräsentativen Gebäudes, insbesondere der großen Foyerhalle und des Theaters im Palast, für das er später Bühnenbilder und Ausstattungen entwarf. Im Hauptberuf ging er 1976 in das Baukombinat Ingenieurhochbau Berlin und leitete dort ein Entwurfskollektiv. Bei dieser Tätigkeit gelangen ihm in Abkehr von damals verordneten Typenprojekten individuelle Architekturschöpfungen wie eine Schule für Körperbehinderte in Berlin-Lichtenberg. Aus dieser Periode resultieren aber vor allem auch mehrere Zentren mit Handels- und Kulturbauten in Berliner Neubaugebieten, so Kaufhäuser, Bibliotheken, ein Kino, eine Galerie, ein Kulturhaus und viele Gaststätten – alle eingebettet im städtebaulichen Entwurf und realisiert im Hochbau, so u. a. am Helene-Weigel-Platz und im Zentrum von Berlin-Marzahn.
Daneben war Wolf R. Eisentraut wissenschaftlich tätig, promovierte 1984 zum Dr.-Ing. und wurde nach seiner Habilitation 1986 zum Professor an die Technischen Universität Dresden berufen, wobei er die praktische Entwurfs- und Bautätigkeit parallel weiterführte. Das führte dann schließlich 1991 zur Gründung eines eigenen Entwurfs- und Planungsbüros in Dresden und Berlin. In diesem Rahmen entstanden städtebauliche Planungen und überwiegend Wohn- und Kulturbauten in Berlin, und an anderen Orten, vom Sächsischen Vogtland über den Brocken bis an die Nord- und Ostsee.
Wie schon während der Planungstätigkeit berufsbegleitend, widmete sich Wolf R. Eisentraut nach 2018 beratender und publizistischer Tätigkeit. In seinem 2023 beim Lukas-Verlag erschienen Buch „Zweifach war des Bauens Lust“ stellt er auf unterhaltsame Weise die wechselvolle Baugeschichte der DDR und seine eigenen Beiträge dazu dar.
Plenum der Leibniz-Sozietät
Rathaus Friedrichshagen, Historischer Ratssaal, Bölschestr. 87, 12587 Berlin
Die Sitzung findet als Hybrid-Veranstaltung (Präsenz und Zoom) statt. Der Zoom-Link ist folgender:
https://tu-darmstadt.zoom-x.de/j/63570625303?pwd=7338rQK0CGOcnoJqyRLmWv7LZL7WOp.1
Meeting-ID: 635 7062 5303
Vortrag:
Wolf R. Eisentraut (Berlin)
Schöpfertum gefangen im Zentralismus – zur wechselvollen Geschichte der Architektur in einer vergangenen Republik
Abstract:
Der Vortrag gibt einen Überblick auf die wechselvolle Geschichte der Architektur in der DDR, über Zusammenhänge und Gegensätze von politischen Vorgaben und individuellem Wirken der Akteure. Es wird anhand von Beispielen der mehrfache inhaltliche Wechsel der offiziellen Vorgaben und deren Auswirkungen auf das architektonische Schaffen dargestellt. Im Vortrag wird auch darauf eingegangen, welche Rolle die Architekten spielten und wie sie in das staatlich gelenkte Wirtschaftssystem eingebunden waren. Erstmals erfährt die Architektur- und Baugeschichte der nun abgeschlossenen Periode eine systematische Gliederung in vier Dezennien, in eine synchronistische Übersicht mündend. Darüber hinaus erfolgen Betrachtungen zu bleibenden Werken und zur Vergänglichkeit der baulichen Artefakte sowie zum Umgang der gegenwärtigen Gesellschaft mit ihrem Erbe aus der vergangenen Zeit, der auch grundsätzliche Fragen zur Nachhaltigkeit aufwirft. Die Thematik wird angereichert und illustriert mit der Darlegung eigener Beiträge des Referenten zu Städtebau und Architektur in den relevanten Zeitabschnitten, nicht ohne einen Blick auf gegenwärtiges Bauen zu richten. Die Baugeschichte wird anhand von Bildern zu ikonischen Bauten des jeweiligen Zeitabschnittes erfassbar gemacht.
Der Vortrag stützt sich in großen Teilen auf das vom Referenten 2023 vorgelegte Buch zu einer ähnlichen Thematik und mündet in die Frage, ob es eine sozialistische Architektur gegeben hat.
Vita:
Wolf R. Eisentraut, am 1. 12. 1943 in Chemnitz geboren, absolvierte nach dem Abitur in Plauen eine Maurerlehre und studierte von 1963 bis 1968 Architektur sowie Ingenieurpädagogik an der Technischen Universität Dresden. Erste Berufserfahrungen als Architekt gewann er bei Hermann Henselmann als Mitarbeiter an Entwürfen für Stadtzentren und Hochhäuser sowie später als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Wohnungsbau der Bauakademie der DDR. 1972 war er unter Leitung von Heinz Graffunder am Entwurf zum Palast der Republik in Berlin beteiligt. Bei diesem Projekt verantwortete er die Planung des Mittelteils dieses repräsentativen Gebäudes, insbesondere der großen Foyerhalle und des Theaters im Palast, für das er später Bühnenbilder und Ausstattungen entwarf. Im Hauptberuf ging er 1976 in das Baukombinat Ingenieurhochbau Berlin und leitete dort ein Entwurfskollektiv. Bei dieser Tätigkeit gelangen ihm in Abkehr von damals verordneten Typenprojekten individuelle Architekturschöpfungen wie eine Schule für Körperbehinderte in Berlin-Lichtenberg. Aus dieser Periode resultieren aber vor allem auch mehrere Zentren mit Handels- und Kulturbauten in Berliner Neubaugebieten, so Kaufhäuser, Bibliotheken, ein Kino, eine Galerie, ein Kulturhaus und viele Gaststätten – alle eingebettet im städtebaulichen Entwurf und realisiert im Hochbau, so u. a. am Helene-Weigel-Platz und im Zentrum von Berlin-Marzahn.
Daneben war Wolf R. Eisentraut wissenschaftlich tätig, promovierte 1984 zum Dr.-Ing. und wurde nach seiner Habilitation 1986 zum Professor an die Technischen Universität Dresden berufen, wobei er die praktische Entwurfs- und Bautätigkeit parallel weiterführte. Das führte dann schließlich 1991 zur Gründung eines eigenen Entwurfs- und Planungsbüros in Dresden und Berlin. In diesem Rahmen entstanden städtebauliche Planungen und überwiegend Wohn- und Kulturbauten in Berlin, und an anderen Orten, vom Sächsischen Vogtland über den Brocken bis an die Nord- und Ostsee.
Wie schon während der Planungstätigkeit berufsbegleitend, widmete sich Wolf R. Eisentraut nach 2018 beratender und publizistischer Tätigkeit. In seinem 2023 beim Lukas-Verlag erschienen Buch „Zweifach war des Bauens Lust“ stellt er auf unterhaltsame Weise die wechselvolle Baugeschichte der DDR und seine eigenen Beiträge dazu dar.
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